Historisches Museum eröffnet neu

Ein Stadtmuseum für alle

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Rund zehn Jahre wurde am Historischen Museum geplant, abgerissen und neu gebaut. Am Samstag eröffnet das Museum neu: Das Ergebnis beeindruckt: modern, interaktiv und voller Abwechslung. Ein Rundgang durch das neue Museum.

Nicole Nadine Seliger /

Das neue Historische Museum fällt auf. Mitten auf dem Römerberg ist das neue Gebäude ein Hingucker geworden, der sowohl Einheimische als auch Touristen begeistern soll. Nach zehn Jahren Planung und Bau wird das Museum am Wochenende erstmals für Besucher geöffnet. „Wir freuen uns sehr, dass dieser lange Weg nun hinter uns liegt“, zeigt sich Museumsdirektor Jan Gerchow erleichtert.



© Stadt Frankfurt Robert Halbe

Etwa 53,1 Millionen Euro hat der Neubau gekostet, der auf vier Ebenen rund 4.000 Objekte aus der Museumssammlung zeigt. Alleine im Neubau stehen knapp 4.200 Quadratmeter für Dauer- und Wechselausstellungen zur Verfügung. Gegliedert sind die Bereiche nach Themen, nicht nach Chronologie.



© HMF Petra Welzel

Auf dem Weg in den Neubau begegnen die Besucher dem ersten Exponat, dessen Entdeckung reiner Zufall ist. In der Baugrube fanden die Arbeiter den alten Stauferhafen aus dem 12. oder 13. Jahrhundert. Der archäologische Großfund lag rund einen halben Meter unter dem Mauerwerk und ist ein seltenes Relikt eines Flusshafens aus der Zeit.



© HMF Petra Welzel

Im Untergeschoss des Neubaus stehen die Besonderheiten der Stadt im Mittelpunkt. Was unterscheidet unsere Stadt von anderen? In einer riesigen Schneekugel mit einem Durchmesser von fast drei Metern sind entsprechende Modelle ausgestellt. Per Touchscreen wählt der Besucher aus, welches Stadtmodell zu sehen sein soll. Ein Roboter hebt dann eines der acht Modelle, von internationalen Künstlern geschaffen, in die verglaste Kugel. Ein faszinierendes Spektakel, das mit Videoinstallationen ergänzt wird.



© HMF Petra Welzel

Auf rund 2.000 Quadratmetern ist die Geschichte der Stadt ausgestellt, „Frankfurt Einst?“ heißt dieser Teil, der thematisch und unterteilt ist. Verschiedene Farben in der Gestaltung weisen auf einen neuen Aspekt hin. Hier lagern einhundert Objekte aus der Stadtgeschichte, ergänzt durch ebenso viele Porträts von Gesichtern der Stadt, wie den ehemaligen Bürgermeistern Walter Kolb und Franz Adickes. Mithilfe einer Fotostation können Besucher selbst Teil der vielfältigen Porträtwand werden.



© HMF Petra Welzel

Frankfurt als Stadt der Kaiser wurde mit einem sich drehenden Rondell in das Museum gebracht. Ein fiktives Wahlzimmer wird zum Ort der Kaiserkrönung, der historisch bedeutsamen Paulskirche, wo 1848 die erste Nationalversammlung stattfand, ist ein weiterer Bereich gewidmet.



© HMF Petra Welzel

In mehreren sogenannten Studierzimmern können Besucher das Gesehene vertiefen und noch weiter in die Stadtgeschichte eindringen. Manche zeigen hunderte Gegenstände aus dem Alltag von Frankfurtern seit den 70er Jahren, andere Collagen und Kunstwerke über Frankfurt.



Foto: Kaiserkrönungs-Collage

Der Gegenwart widmet sich die oberste Etage des Museums in „Frankfurt Jetzt!“. „Eine Stadt wird nicht nur durch Häuser und Institutionen gebildet, sondern durch ihre Menschen“, sagte Gerchow. Deshalb sind hier die Ergebnisse von partizipativen Projekten zu sehen.



© HMF Petra Welzel

Auf 70 Quadratmetern begrüßt das Stadtmodell des niederländischen Künstlers Herman Helle die Besucher. Das Objekt aus Alltagsgegenständen wie Bürsten, Kleiderbügeln und Zollstöcken beruht auf 1.200 Fragebögen von Frankfurter Bürgern und zeigt die Stadt so, wie die Bewohner sie sehen. So entstand kein präziser Plan, aber ein gefühltes Modell unserer Stadt.



© HMF Horst Ziegenfusz

Gleich daneben können Besucher in den Erinnerungen von Frankfurter Bürgern schwelgen. Die „Bibliothek der Generationen“, ursprünglich unter dem Namen „Bibliothek der Alten“ gegründet, sammelt Momente von Privatpersonen, Gruppen und Institutionen. Mehr als 100 Autoren haben sich bereits in kleinen Kassetten mit Audiobeiträgen, Gegenständen und Texten verewigt, viele weitere sollen folgen. Das Projekt von Sigrid Sigurdsson ist generationenübergreifend angelegt und soll bis zum Jahr 2105 erweitert werden.



© HMF Petra Welzel

Die große Fläche für Wechselausstellungen belegt zur Eröffnung eine Schau über das Stadtlabor, das seit sechs Jahren in Frankfurt unterwegs ist und auf gemeinsame Projekte zwischen dem Museum und den Bürgern setzt. Hier steht Partizipation klar im Vordergrund: In selbstproduzierten Audio- und Videobeiträgen wird das Wissen der Frankfurter gesammelt und den Besuchern erlebbar gemacht. Besonders in „Frankfurt Jetzt!“ wird die neue Ausrichtung des Museums deutlich: Weg vom Fachmuseum für Geschichte und hin zum modernen und interaktiven Stadtmuseum des 21. Jahrhunderts.


>> Bürgerwochenende im neuen Historischen Museum, Samstag/ Sonntag 7./8.Oktober, 11-19 Uhr, zahlreiche kostenlose halbstündige Führungen ab 11.30 Uhr, dazu am Sonntagmorgen Musik & Tanz, Eintritt 8 € (ermäßigt 4 €), historisches-museum-frankfurt.de


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