Hinter den Kulissen des Musicals "Ghost"

Es wird getrickst im English Theatre

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Am Samstag feiert das Musical „Ghost – Nachricht von Sam“ Deutschlandpremiere im English Theatre. Wir waren bei den Proben dabei und freuen uns jetzt schon auf die vielen Special Effects und viel Emotionen.

Nicole Brevoord /

Erinnern Sie sich noch an den Film „Ghost“? 1990 feierte das romantische Drama große Kinoerfolge. Im Wesentlichen ging es um das Liebespaar Sam (Patrick Swayze) und Molly (Demi Moore), die in einen Raubüberfall verwickelt werden, den Sam nicht überlebt. Gefangen zwischen zwei Welten geistert Sam umher, denn er weiß, Molly ist in Gefahr. Nur das Medium Oda Mae Brown (brachte ihr den Oscar ein: Whoopi Goldberg) kann Sam helfen, mit Molly Kontakt aufzunehmen. Wir erinnern uns an die sinnlich-erotische Töpferszene, an den Ohrwurm „Unchained Melody“ und an Swayze, wie er durch Wände greift, Gegenstände fliegen lässt und plötzlich verschwindet. All das wurde zu einem Musical verarbeitet, das bereits im Londoner West End und am Broadway Furore machte und am Samstag erstmals in Deutschland zu sehen ist. Mehr als 100 Personen arbeiten derzeit im English Theatre daran, dass das Musical in Frankfurt ein Erfolg wird. Wir durften bei den Proben schon mal Mäuschen spielen.

Eigentlich hätten wir erwartet, dass jetzt ganze Szenen geprobt werden, doch der Text sitzt längst bei den Darstellern, jetzt geht es um den Feinschliff und die Uhr läuft bis zur Premiere am Samstag. Das Bühnenbild verspricht wieder enorm vielseitig zu sein, soll es doch einerseits Mollys Wohnung zeigen, andererseits sich in eine U-Bahnhaltestelle verwandeln, in dem ein Geist sein Unwesen treibt. 15 Personen wuseln auf der Bühne herum. Der Lichtdesigner überprüft die Bühnengestaltung und den Lichteinfall. Denn die Special Effects, für die Supervisor Duncan McLean zuständig ist, sollen dem Zuschauer ja perfekt die Illusion schenken, dass hier ein wirklicher Spuk passiert. McLean zeigt etwa Hauptdarsteller John Addison (der Sam spielt), wie er eine Zigarettenschachtel wie durch Geisterhand fliegen lässt. Aber pssst! Streng geheim! Indes zeigt Stage Manager Helen den Darstellern, wie sie das Bühnenbild binnen Sekunden verändern und bei ihrem Szenenabgang gleich die Ottomane, auf der eben noch Hannah Grover (Molly) gelegen hat, hinter dem Bühnenrand verschwinden lassen sollen. Jeder Handgriff, jedes Detail ist durchdacht, muss aber auch flüssig von der Hand gehen und wird daher immer wiederholt.

Die Ton- und Lichttechniker schauen indes auf ihre Mischpulte und Bildschirme, justieren hier und da noch etwas, während sich die Musiker, in einem kleinen Eckchen hinter der Bühne – man würde nicht glauben, wie beengt es dort ist – so gemütlich wie möglich gemacht haben. Sie werden, abgesehen von „Unchained Melody“ die Musik spielen, die Dave Stewart (Eurythmics) für das Musical geschrieben hat. Auch am stets perfektionistischen Bühnenbild im English Theatre wird noch gefeilt. Bis zur Mittagspause der Darsteller hat der Bühnenbildner hinter den Kulissen ausgeharrt, damit er durch sein Sägen die Proben nicht stört, gleich legt er noch mal los.

Regisseur Adam Penford, der eigentlich Assistent des Direktors des National Theatre in London ist, ist trotz den Zeitdrucks sehr zuversichtlich. In der Probenpause verrät er: „Es ist eine sehr anspruchsvolle Produktion mit einem großen Team aus zumeist deutschen und englischen Mitarbeitern, das aber toll zusammen arbeitet.“ Sechs Monate lang habe er konkrete Vorstellungen entwickelt, wie das Musical aussehen soll. Geprobt werde aber erst seit viereinhalb Wochen. Kompliziert sei die Produktion vor allem, weil die Vorgaben des Films existierten, die der Zuschauer einfach erwarte. Nur, was im Film leicht sei, müsse man jeden Abend vor Publikum auf der Bühne umzusetzen. „Wenn man ein Millionenbudget hat, kein Problem. Wir machen es ohne.“ Aber das macht den Reiz aus. „Es macht Spaß, den Filmstoff in ein Musical zu verwandeln, weil man sich die Geschichte zu eigen machen muss, sie gewissermaßen neu erfindet.“

Just erscheint die Töpferbank auf der Bühne. „Das Publikum muss auf die Töpferszene bis nach der Pause warten, das hebt die Spannung“, kündigt Penford an. Die Hauptdarstellerin habe eigens in England einen Töpferkurs absolviert. „Dabei dauert die Töpferszene gar nicht lange und der Topf wird auch nie fertig. Aber das ist ja gerade die Herausforderung. Wir wollen keine Parodie des Kultfilmes machen, die Leute sollen nicht lachen und das würden sie, wenn der auf der Drehscheibe geformte Lehmklumpen umkippen würde.“ Als man die Szene das erste Mal im Film gesehen habe, sei sie bewegend und auch sexy gewesen. Dieses Gefühl könne man nicht erzeugen, wenn man nur eine Imitation biete. Auch deshalb habe man Darsteller gewählt, die Patrick Swayze und Demi Moore nicht ähneln. „Unsere Molly sieht nicht aus wie Demi, aber sie hat die gleichen Qualitäten.“

Davon können sich die Frankfurter vom 15. November an im English Theatre in der Gallusanlage 7 bis zum 29. März 2015 persönlich überzeugen.

Nicole Brevoord
Nicole Brevoord
Jahrgang 1974, Publizistin, seit 2005 beim JOURNAL FRANKFURT als Redakteurin u.a. für Politik, Stadtentwicklung, Flughafen, Kultur, Leute und Shopping zuständig
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