Helene Fischer in Frankfurt

Das lebende Best-of

Favorisieren Teilen Teilen

Wenn Helene Fischer zu einem ihrer Konzerte ruft – folgen die Massen. Nach zwei ausverkauften Konzerten in der Festhalle im letzten Jahr folgte nun das Stadionkonzert. Natürlich ausverkauft.

ans /

Rund um die Commerzbank-Arena brach das vollkommene Verkehrschaos aus. Eine zeitlang ging nichts. Da halfen auch die Sonderzüge der Straßenbahn nichts. Folgerichtig war es um 19.30 Uhr, der offizielle Beginn des Konzertes von Helene Fischer, im Stadion noch etwas übersichtlich. Doch das sollte sich ändern. Nach und nach fanden die Zuschauer zu ihren Plätzen und als alle aber auch wirklich alle, ihren Platz eingenommen hatten – so schien es zumindest – ging die Show auch schon los. Rund 40.000 Zuschauer sangen, wippten, klatschten und freuten sich. Einen ganzen Abend lang. Und das war schön.

Die omnipräsente Helene Fischer – es gibt keine Gala, keinen Irgendwas-Preis der nicht von Helene Fischer wegmoderiert wurde – gab von Anfang an Vollgas. Auf zwei riesigen Leinwänden konnte man das Geschehen auch aus weiter Ferne betrachten. Vor dem Konzert lief hier Werbung für anstehende Veranstaltungen. Bei der Werbung für eine Kräuterbutter, wo Helene Fischer als Testimonial agiert, entlockte es dem ein oder anderen Zuschauer „Ach, schau einmal, die Helene. Da ist sie ja“. Helene Fischer, die nette grillfreudige Nachbarin von nebenan.

Technisch und optisch war alles vom Feinsten. Die Band, grandios. Die Tänzer waren auch nicht schlecht, trotz tätowierungsimulierende T-Shirts. Und über alldem, wie auf einem Berg voll Sahne die Kirsche, trohnte Helene Fischer. Keinem anderen Künstler gelingt es, so viele Gesellschaftsschichten zu vereinen – und dabei auch kaum Angriffsfläche zu bieten. Da singt die Oma mit dem Enkel und die Eltern stehen daneben. Arm in Arm. Die perfekte kleine Welt, komprimiert in zweieinhalb Stunden.

Das liegt natürlich auch an den Liedern. Liebe, Sehnsucht, Glück und Freude ist quasi die Quintessenz eines jeden Helene-Fischer-Songs. Einfache Reime, eingängige Melodien und schon ist gute Laune vorprogrammiert. Das musikalische Œuvre wirkt wie ein Best-of sämtlich existierender Pop-Songs. Auch die Show ist so. Ein bißchen Pink, ein bißchen Madonna, ein bißchen Coldplay – man misst sich an internationalen Größen, ist aber trotzdem noch das nette Mädchen mit der Kräuterbutter von nebenan.

Und wenn das ganze nicht hilft, trällert man eben „Ich wollte nie erwachsen sein – Nessajas Lied“ von Peter Maffay oder „Sexy“ von Westernhagen sowie „Männer“ von Herbert Grönemeyer. Und wenn es Internationaler sein soll dann eben halt auch mal den Refrain von „Sex on Fire“ der Kings of Leon. Zum Abschluss „The Best“ von Tina Turner. Und genau hier merkte man, Helen Fischer, die wirklich eine gute Stimme hat, kann zwar fast alles singen – aber eben auch nur fast.

Und dann, dann flog Helene Fischer durch das Stadion. Hierhin und dorthin, die Kameras in den Handys versuchten verzweifelt, diese Momente einzufangen. Doch wie ein Derwisch sauste sie, an einer Seilkonstruktion befestig, durch die Luft um am Ende mittig auf einer Bühne zu landen. Beleuchtet durch Fackeln entstand in Nullkommanichts Lagerfeuerromantik. „The Rose“ sorgte dann bei vielen Zuschauern für tränenfeuchte Augen. Eine besondere, fast magische Atmosphäre herrschte. Die kalten Lichter der Smartphones beleuchteten die dunkle Arena. Fast vollkommene Stille. Selbst der leiseste Seufzer war nun zu hören. Und dann: startete ein Flugzeug und der bekannte Flugzeuglärm durchbrach diesen Moment. Die Realität war wieder hergestellt.

Der Abend neigte sich dem Ende. Zum Schluss musste natürlich der Über-Hit „Atemlos“ gespielt werden. Ganze dreimal. Erst in einer balladesken Art. Dann die bekannte Version. Und am Ende durfte das Publikum selbst singen. Open-Air-Karaoke. Dann war Schluss. Auf dem Weg aus dem Stadion war es lediglich irritierend, dass keine Horde Männer in den Büschen stand um sich zu erleichtern. Diese standen alle brav an den Toilettenwagen an. Das kennt man von den Eintrachtspielen nicht wirklich. Ein ausgesprochen höfliches und nettes Publikum. Quasi das Best-of unter den Zuschauern.


Anzeige
Anzeige

Mehr Kultur-News

Anzeige
Anzeige
Anzeige

Kalender

Anzeige