Das hr-Sinfonieorchester-Open Air war das Event des letzten Sommers. Diesmal können bis zu 12.000 Besucher auf der Weseler Werft das Gratiskonzert Ende August erleben.
Detlef Kinsler /
Wann kann man schon mal die Mitglieder eines kompletten klassischen Klangkörpers mitten im Konzert herzlich lachen sehen. So geschehen im letzten Jahr Ende August, als das hr-Sinfonieorchester sein Open Air-Debüt in Frankfurt im Metzlerpark gab. Da spielte die junge Spanierin Leticia Moreno in einem feurig roten Flammenkleid gerade eine herzerweichend schöne Melodie aus Sarasates „Carmen Fantasie“ als auf dem nahen Fluss das Discoboot mit eher Polka-nahem Discostampf im Vorbeicruisen die Idylle kurzzeitig störte. Ein Sinfonieorchester in zwangloser Atmosphäre ohne Kleiderordnung beim Publikum und in Picknickambiente auftreten zu lassen geht auf eine alte britische Tradition zurück, den schon im 18. Jahrhundert beliebten Promenadenkonzerten, kurz „Proms“ genannt. Genau so etwas hatte sich der neue Chefdirigent des hr-Sinfonieorchesters, Andrés Orozco-Estrada, zu seiner Inthronisierung vor der Spielzeit 2014/2015 vorgestellt.
„Das ist natürlich ein Format, das für ein Orchester schwierig ist, ohne die Akustik schöner Orte wie dem Sendesaal oder der Alten Oper“, kommentierte Orozco-Estrada die Herausforderung. „Ich finde ein Open Air aber deshalb interessant, weil so viele eine Chance, das Orchester zu sehen, auch Menschen, die Sinfoniker vielleicht zum ersten Mal erleben.“ Da der hr auf allen Kanälen bis zur letzten Minute Werbung für sein Event machte, strömten noch immer Menschenmassen an den Main, als das Gelände mit 4.800 Menschen bereits pickepack voll war. Sich von der Security abweisen zu lassen, kam aber selbst für Bildungsbürger im reiferen Alter nicht in Frage. Da wurden wohl Jugenderinnerungen wach. „Lasst uns stürmen!“ war hier und da zu hören und tatsächlich versuchten einige, Absperrungen und Zäune zu überklettern.
Um in diesem Jahr Polizeieinsätze zu vermeiden, wählte man mit der Weseler Werft ein Gelände, auf dem bis 12000 Besucher Platz finden sollen. Die Bühne wird auf Höhe des alten Verladekrans aufgebaut, davor gibt es wieder ein paar Sitzreihen. Freie Sicht aufs Geschehen haben alle bis zum Spielplatz, dahinter einen Gastrobereich bis kurz vorm Aufgang zum Oosten, in dem mal chillend das Konzert auf Videoleinwänden verfolgen kann. Bereits um 18 Uhr tritt die hr-Bigband unter Jim McNeely mit dem Programm „Von New Orleans bis Chicago“ und R&B-Sängerin China Moses als Gast auf. Danach entführt uns das hr-Sinfonieorchester vor der eindrucksvollen Kulisse der Frankfurter Skyline nach Russland. Mit Tschaikowsky „Romeo und Julia“, Strawinskys „Der Feuervogel“ und anderen bekannten Werken.
>> Open Air des hr-Sinfonieorchesters, Ffm., Weseler Werft, 26.8., 20:30 Uhr, Eintritt frei.