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Frauen Film Tage
Frauen Power in den Frankfurter Kinos
Vom Super-8-Home-Movie bis zur aktuellen Kinoproduktion – so weit reicht die Auswahl der vierten Frankfurter Frauen Film Tage „Remake“, die vom 5. bis zum 10. Dezember in den Frankfurter Kinos stattfinden.
Während die Kinothek Asta Nielsen in den beinahe 25 Jahren ihres Bestehens bereits so unterschiedliche Projekte wie das RosenFilmFestival im Palmengarten, „Kick it“ als Reihe zum Frauenfußball oder das internationale Wetter-Filmfestival lancierte, etablierte die über Frankfurt hinaus bekannte und oft prämierte, 1999 als eingetragener Verein gegründete Kulturinitiative zuletzt „Remake. Frankfurter Frauen Film Tage“ als regelmäßige Veranstaltung im Pupille-Kino.
Obwohl man bzw. frau auch jetzt wieder viele aktuelle Arbeiten im Programm hat, bietet das alle zwei Jahre organisierte Festival die Gelegenheit, Retrospektiven, Hommagen und thematische Schwerpunkte der cineastischen Vergangenheit aus weiblicher Perspektive zu vereinen. Als wiederkehrende Motive wurden dabei Sujets wie Emanzipation, Diskriminierung oder Queer Cinema gewählt.
Laut Festival-Leiterin Gaby Babić korrespondiert das diesjährige Schwerpunktthema „Gemeinsam...! Nähe, Verantwortung und Solidarität mit Anderen“ bestens mit dem Schaffen der Frankfurter Dokumentaristin Edith Marcello: „Sie machte viele Filme über soziale Bewegungen, Arbeitskämpfe oder zur Frauenbewegung besonders im Nachkriegsdeutschland, vor allem in den revolutionären Jahren der späten Sechziger- und frühen Siebzigerjahre.“ Laut Babić konzentrierten sich viele ihrer Arbeiten auf Solidarität und Verantwortung in der Gesellschaft. Der Titel des Hauptthemas spielt auf den Slogan der Frauenbewegung „Gemeinsam sind wir stark“ an. Babić: „Ich habe gezielt nach Filmen geforscht, in denen es um Gruppeninstallationen geht, in denen es sich nicht um die eine Heldin oder das Drama einer Zweierbeziehung dreht, sondern um Kollektive. Es sind auch einige kollektiv entstandene Filme dabei, die politische und soziale Kämpfe thematisieren.“
Babić: „Ich habe gezielt nach Filmen geforscht, in denen es um Gruppeninstallationen geht“
Manche Namen wie Ingemo Engström oder Stephanie Rothman tauchen wiederholt auf, so dass man das Werk dieser Filmemacherinnen peu à peu kennenlernen kann. Engström wird in der diesjährigen Remake-Ausgabe ihr „Dark Spring“ als halbdokumentarische Bestandsaufnahme der Münchner Frauenbewegung von 1970 im anschließenden Gespräch näher erläutern. Mit „The Student Nurses“ über angehende Krankenschwestern trat Stephanie Rothman im gleichen Jahr eine Welle an ähnlichen Sex & Crime-Reißern los. Diese Exploitation-Nachfolger betonten deren sozialkritische Elemente um Rassenunruhen, illegale Abtreibung oder Women‘s Liberation aber höchstens halbherzig. Trotz offensichtlicher Talente gab Rothman ihre Laufbahn auf, da der Sprung zu größeren Projekten nicht gelingen wollte.
Als Kontrast dazu platziert das Festival Elfi Mikeschs „Was sollen wir machen ohne den Tod?“ (1980) über das Leben in einem Hamburger Altenheim. Die frühen Filme der Regisseurin und Kamerafrau zählten außerdem zum Programm des kurzlebigen Filmverleihs Chaos Film. Dieser 1979/80 existierenden feministischen Initiative unter Hildegard Westbelds Leitung widmen die Remake-Macherinnen ihren diesjährigen Tribut. Westbeld übergab erst kürzlich der Kinothek ihr Papierarchiv; die Kisten stapeln sich noch in den hauseigenen Räumen. Neben einer Ausstellung aus Setfotos oder Postern in der Zentralbibliothek der Goethe-Universität wird es nach der Vorführung von Sally Potters „La Bohème“-Interpretation mit dem irreführenden Titel „Thriller“ ein Podiumsgespräch mit (unter anderem) der Berliner Filmarbeiterin geben.
Der diesjährige Tribut: die feministische Initiative unter der Leitung von Hildegard Westbelds
Stolz zeigt sich Remake-Leiterin Babić, nach einigen Verhandlungen den neuen Kelly Reichardt-Film „Showing up“ als Deutschlandpremiere im Programm zu haben. Bei dem Künstlerinnen-Porträt einer Bildhauerin (erneut in der Hauptrolle: Michelle Williams) spielt, wie schon in Reichardts „Wendy & Lucy“ oder „First Cow“, ein Tier – hier eine verletzte Taube – eine wichtige Rolle. Ebenso zählen der brasilianische „Dry Ground Burning“ über eine Außenseiterin im Untergrund, das mexikanische Hochland-Porträt „The Echo“ oder „My Survival as an Aboriginal“ von 1978 über die Marginalisierung australischer Ureinwohner zur Schwerpunktthematik über Naturzerstörung, Diskriminierung und Widerstand.
Immer schwieriger erweisen sich allerdings die Bemühungen, bei Remake Analogkopien zu zeigen, was sich die Kinothek einst zur Aufgabe gemacht hatte. „Es ist teilweise dramatisch, vieles bekommen wir gar nicht mehr“, bedauert Babić. Für „The Two of Them/Zwei Frauen“ (1977) über eine Frauenfreundschaft musste man daher ins DFF-Kino umziehen. Die Kopie von Márta Mészáros’ Klassiker darf aus Archivgründen in der Pupille leider nicht abgespielt werden.
Info
Remake, Frankfurter Frauen Film Tage, 5.-10.12., Pupille/Volksbühne (Stummfilmkonzert)/DFF, www.kinothek-asta-nielsen.de
Obwohl man bzw. frau auch jetzt wieder viele aktuelle Arbeiten im Programm hat, bietet das alle zwei Jahre organisierte Festival die Gelegenheit, Retrospektiven, Hommagen und thematische Schwerpunkte der cineastischen Vergangenheit aus weiblicher Perspektive zu vereinen. Als wiederkehrende Motive wurden dabei Sujets wie Emanzipation, Diskriminierung oder Queer Cinema gewählt.
Laut Festival-Leiterin Gaby Babić korrespondiert das diesjährige Schwerpunktthema „Gemeinsam...! Nähe, Verantwortung und Solidarität mit Anderen“ bestens mit dem Schaffen der Frankfurter Dokumentaristin Edith Marcello: „Sie machte viele Filme über soziale Bewegungen, Arbeitskämpfe oder zur Frauenbewegung besonders im Nachkriegsdeutschland, vor allem in den revolutionären Jahren der späten Sechziger- und frühen Siebzigerjahre.“ Laut Babić konzentrierten sich viele ihrer Arbeiten auf Solidarität und Verantwortung in der Gesellschaft. Der Titel des Hauptthemas spielt auf den Slogan der Frauenbewegung „Gemeinsam sind wir stark“ an. Babić: „Ich habe gezielt nach Filmen geforscht, in denen es um Gruppeninstallationen geht, in denen es sich nicht um die eine Heldin oder das Drama einer Zweierbeziehung dreht, sondern um Kollektive. Es sind auch einige kollektiv entstandene Filme dabei, die politische und soziale Kämpfe thematisieren.“
Manche Namen wie Ingemo Engström oder Stephanie Rothman tauchen wiederholt auf, so dass man das Werk dieser Filmemacherinnen peu à peu kennenlernen kann. Engström wird in der diesjährigen Remake-Ausgabe ihr „Dark Spring“ als halbdokumentarische Bestandsaufnahme der Münchner Frauenbewegung von 1970 im anschließenden Gespräch näher erläutern. Mit „The Student Nurses“ über angehende Krankenschwestern trat Stephanie Rothman im gleichen Jahr eine Welle an ähnlichen Sex & Crime-Reißern los. Diese Exploitation-Nachfolger betonten deren sozialkritische Elemente um Rassenunruhen, illegale Abtreibung oder Women‘s Liberation aber höchstens halbherzig. Trotz offensichtlicher Talente gab Rothman ihre Laufbahn auf, da der Sprung zu größeren Projekten nicht gelingen wollte.
Als Kontrast dazu platziert das Festival Elfi Mikeschs „Was sollen wir machen ohne den Tod?“ (1980) über das Leben in einem Hamburger Altenheim. Die frühen Filme der Regisseurin und Kamerafrau zählten außerdem zum Programm des kurzlebigen Filmverleihs Chaos Film. Dieser 1979/80 existierenden feministischen Initiative unter Hildegard Westbelds Leitung widmen die Remake-Macherinnen ihren diesjährigen Tribut. Westbeld übergab erst kürzlich der Kinothek ihr Papierarchiv; die Kisten stapeln sich noch in den hauseigenen Räumen. Neben einer Ausstellung aus Setfotos oder Postern in der Zentralbibliothek der Goethe-Universität wird es nach der Vorführung von Sally Potters „La Bohème“-Interpretation mit dem irreführenden Titel „Thriller“ ein Podiumsgespräch mit (unter anderem) der Berliner Filmarbeiterin geben.
Stolz zeigt sich Remake-Leiterin Babić, nach einigen Verhandlungen den neuen Kelly Reichardt-Film „Showing up“ als Deutschlandpremiere im Programm zu haben. Bei dem Künstlerinnen-Porträt einer Bildhauerin (erneut in der Hauptrolle: Michelle Williams) spielt, wie schon in Reichardts „Wendy & Lucy“ oder „First Cow“, ein Tier – hier eine verletzte Taube – eine wichtige Rolle. Ebenso zählen der brasilianische „Dry Ground Burning“ über eine Außenseiterin im Untergrund, das mexikanische Hochland-Porträt „The Echo“ oder „My Survival as an Aboriginal“ von 1978 über die Marginalisierung australischer Ureinwohner zur Schwerpunktthematik über Naturzerstörung, Diskriminierung und Widerstand.
Immer schwieriger erweisen sich allerdings die Bemühungen, bei Remake Analogkopien zu zeigen, was sich die Kinothek einst zur Aufgabe gemacht hatte. „Es ist teilweise dramatisch, vieles bekommen wir gar nicht mehr“, bedauert Babić. Für „The Two of Them/Zwei Frauen“ (1977) über eine Frauenfreundschaft musste man daher ins DFF-Kino umziehen. Die Kopie von Márta Mészáros’ Klassiker darf aus Archivgründen in der Pupille leider nicht abgespielt werden.
Remake, Frankfurter Frauen Film Tage, 5.-10.12., Pupille/Volksbühne (Stummfilmkonzert)/DFF, www.kinothek-asta-nielsen.de
2. Dezember 2023, 14.22 Uhr
Gregor Ries
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