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Frankfurt liest ein Buch beginnt
Multi-Talent
Zum achten Mal findet das Lesefest „Frankfurt liest ein Buch“ statt. Dieses Mal dreht sich alles um Herbert Heckmanns Roman „Benjamin und seine Väter“.
Herbert Heckmann war tatsächlich ein echtes Frankfurter Original. Man hört mit Freuden diesen wunderbaren Frankfurter Dialekt, mit dem Heckmann 1996 die mehr als dreizehnstündige Lesung seines Romans „Benjamin und seine Väter“ für den Hessischen Rundfunk eingesprochen hat. Zudem soll „Heckes“, wie er von seinen Freunden genannt wurde, ein ausgezeichneter Koch und ein den Sinnenfreuden insgesamt zugewandter Mensch gewesen sein. Dass man ihm das auch ansah, soll ihn nicht weiter gestört haben. Kaum ein Autor in Deutschland hat so viel über Essen und Trinken geschrieben wie Heckmann, darunter die legendären „Weinpredigten“, in denen sich geradezu philosophische Leitsätze finden: „Wenn der Wein daniedersitzt, schwimmen die Worte empor.“ Sollte man sich merken.
Herbert Heckmann, geboren 1930 in Frankfurt, aufgewachsen in der Kuhwaldsiedlung, gestorben 1999 in seinem Wohnort Bad Vilbel, war aber mehr als nur Genussmensch. Ein Multitalent. Ein hochkomischer und schlagfertiger Gesprächspartner. Verfasser eines Wörterbuches der Hessischen Mundart. Professor an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach von 1980 bis 1995. Präsident der höchst einflussreichen Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung von 1982 bis 1996. Vor allem aber – Schriftsteller.
Heckmanns Debütroman „Benjamin und seine Väter“ aus dem Jahr 1962 wird vom heutigen Montag an bis zum 7. Mai im Mittelpunkt der mittlerweile achten Fortsetzung des Lesefestes „Frankfurt liest ein Buch“ stehen. Für die neue Frankfurter Kulturdezernentin Ina Hartwig ist es das erste Mal, dass sie die Aktion als Amtsträgerin begleiten darf. Sie lobt „Frankfurt liest ein Buch“ für das große bürgerschaftliche Engagement und den „partizipativen Moment“, der darin mitschwinge, dass sich nicht nur kulturelle Institutionen, sondern auch Privatpersonen an der Planung und Durchführung des Lesefestes beteiligen. In den zwei Wochen im April und Mai werden insgesamt rund 90 Veranstaltungen an 70 unterschiedlichen Orten über die Bühne gehen, darunter auch in Schulen, Privathaushalte, Museen oder auch der Hochschule für Gestaltung in Offenbach. Überhaupt weitet „Frankfurt liest ein Buch“ sich über die Stadtgrenze hinaus aus, nach Bad Vilbel, Eschborn oder Oberursel beispielsweise.
„Benjamin und seine Väter“ ist zeitlich in den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen angesiedelt. Benjamin Weis wird 1919 als uneheliches Kind der Kanzleigehilfin Anna in Frankfurt geboren. Die Suche nach dem Vater und die mit der fehlenden Vaterfigur verbundenen Projektionen nehmen eine wichtige Rolle im Roman ein. Der Anwalt Fritz Bernoulli nimmt sich der Mutter und ihres indes an und stellt ihnen eine Wohnung zur Verfügung. Benjamin wächst in der Berger Straße auf; die Stadtteile Bornheim, Nordend und Ostend sind das Terrain, in denen er sich bewegt. Benjamin ist ein Leser, der die kleinen Abenteuer des Alltags meistert und von den großen Geschichten eines Don Quijote träumt. Aus der Kinderperspektive werden die politisch-sozialen Umwälzungen der Weimarer Republik aus einer ungewöhnlichen Perspektive beleuchtet.
90 Veranstaltungen an 70 Orten
Lother Ruske, der verantwortlich ist für die Organisation und Planung des Lesefestes, stellte im März auf einer Pressekonferenz einige der Höhepunkte der diesjährigen Kampagne vor. Bereits traditionellerweise findet die Eröffnungsveranstaltung am 24. April in der Deutschen Nationalbibliothek statt. Der Komponist Moritz Eggert, Herbert Heckmanns Sohn, wird auf zwei Veranstaltungen über seinen Vater sprechen. In insgesamt vier Privatwohnungen, deren Adressen nur auf Anmeldung genannt werden, wird es Lesungen aus dem Roman geben. Michael Quasts Ensemble Die Fliegende Volksbühne wird sich ebenso mit einem Beitrag beteiligen wie der Frankfurter OB Peter Feldmann, der in der Weißfrauenschule auftreten wird. Die Robert Gernhardt-Preisträger Frank Witzel, Pete Smith und Elsemarie Maletzke werden Benjamin im Rahmen der Nacht der Museen im Literaturhaus würdigen; Organisator Ruske selbst unternimmt einen Streifzug durch Heckmanns kulinarische Texte. Und auch Heckmanns kulinarische Vorlieben werden entsprechend gewürdigt werden: HR-Literaturredakteur Hans Sarkowicz wird einen Spaziergang auf den Spuren von Heckmann leiten und dabei in dessen Stammwirtschaften führen. Und Programmplaner Lothar Ruske selbst wird in der Oper Frankfurt Texte rund um das Essen und Trinken vorlesen, musikalisch begleitet von Mitgliedern des Opern- und Museumsorchesters. Zur Abschlussveranstaltung am 7.5. im Künstlerhaus Mousonturm tritt der Schauspieler Dietmar Bär mit einer Heckmann-Leseperformance auf.
Wie immer gilt: Karten für die Eröffnung und den Abschluss sind rar. „Frankfurt liest ein Buch“ ist fest im Frankfurter Kulturleben verankert. Nur in der Akademie für Sprache und Dichtung scheint sich das noch nicht herumgesprochen zu haben: Dort zeigte man keinerlei Interesse an einer Veranstaltung zu Ehren des langjährigen Präsidenten. Angeblich habe man keine Räumlichkeiten zur Verfügung. Das schmerzt.
>> Frankfurt liest ein Buch 2017
24.4.–7.5. , www.frankfurt-liest-ein-buch.de, Eröffnung: Deutsche National-
bibliothek, 24.4., 19.30 Uhr, Abschluss: 7.5., Künstlerhaus Mousonturm, 11 Uhr
Herbert Heckmann, geboren 1930 in Frankfurt, aufgewachsen in der Kuhwaldsiedlung, gestorben 1999 in seinem Wohnort Bad Vilbel, war aber mehr als nur Genussmensch. Ein Multitalent. Ein hochkomischer und schlagfertiger Gesprächspartner. Verfasser eines Wörterbuches der Hessischen Mundart. Professor an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach von 1980 bis 1995. Präsident der höchst einflussreichen Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung von 1982 bis 1996. Vor allem aber – Schriftsteller.
Heckmanns Debütroman „Benjamin und seine Väter“ aus dem Jahr 1962 wird vom heutigen Montag an bis zum 7. Mai im Mittelpunkt der mittlerweile achten Fortsetzung des Lesefestes „Frankfurt liest ein Buch“ stehen. Für die neue Frankfurter Kulturdezernentin Ina Hartwig ist es das erste Mal, dass sie die Aktion als Amtsträgerin begleiten darf. Sie lobt „Frankfurt liest ein Buch“ für das große bürgerschaftliche Engagement und den „partizipativen Moment“, der darin mitschwinge, dass sich nicht nur kulturelle Institutionen, sondern auch Privatpersonen an der Planung und Durchführung des Lesefestes beteiligen. In den zwei Wochen im April und Mai werden insgesamt rund 90 Veranstaltungen an 70 unterschiedlichen Orten über die Bühne gehen, darunter auch in Schulen, Privathaushalte, Museen oder auch der Hochschule für Gestaltung in Offenbach. Überhaupt weitet „Frankfurt liest ein Buch“ sich über die Stadtgrenze hinaus aus, nach Bad Vilbel, Eschborn oder Oberursel beispielsweise.
„Benjamin und seine Väter“ ist zeitlich in den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen angesiedelt. Benjamin Weis wird 1919 als uneheliches Kind der Kanzleigehilfin Anna in Frankfurt geboren. Die Suche nach dem Vater und die mit der fehlenden Vaterfigur verbundenen Projektionen nehmen eine wichtige Rolle im Roman ein. Der Anwalt Fritz Bernoulli nimmt sich der Mutter und ihres indes an und stellt ihnen eine Wohnung zur Verfügung. Benjamin wächst in der Berger Straße auf; die Stadtteile Bornheim, Nordend und Ostend sind das Terrain, in denen er sich bewegt. Benjamin ist ein Leser, der die kleinen Abenteuer des Alltags meistert und von den großen Geschichten eines Don Quijote träumt. Aus der Kinderperspektive werden die politisch-sozialen Umwälzungen der Weimarer Republik aus einer ungewöhnlichen Perspektive beleuchtet.
90 Veranstaltungen an 70 Orten
Lother Ruske, der verantwortlich ist für die Organisation und Planung des Lesefestes, stellte im März auf einer Pressekonferenz einige der Höhepunkte der diesjährigen Kampagne vor. Bereits traditionellerweise findet die Eröffnungsveranstaltung am 24. April in der Deutschen Nationalbibliothek statt. Der Komponist Moritz Eggert, Herbert Heckmanns Sohn, wird auf zwei Veranstaltungen über seinen Vater sprechen. In insgesamt vier Privatwohnungen, deren Adressen nur auf Anmeldung genannt werden, wird es Lesungen aus dem Roman geben. Michael Quasts Ensemble Die Fliegende Volksbühne wird sich ebenso mit einem Beitrag beteiligen wie der Frankfurter OB Peter Feldmann, der in der Weißfrauenschule auftreten wird. Die Robert Gernhardt-Preisträger Frank Witzel, Pete Smith und Elsemarie Maletzke werden Benjamin im Rahmen der Nacht der Museen im Literaturhaus würdigen; Organisator Ruske selbst unternimmt einen Streifzug durch Heckmanns kulinarische Texte. Und auch Heckmanns kulinarische Vorlieben werden entsprechend gewürdigt werden: HR-Literaturredakteur Hans Sarkowicz wird einen Spaziergang auf den Spuren von Heckmann leiten und dabei in dessen Stammwirtschaften führen. Und Programmplaner Lothar Ruske selbst wird in der Oper Frankfurt Texte rund um das Essen und Trinken vorlesen, musikalisch begleitet von Mitgliedern des Opern- und Museumsorchesters. Zur Abschlussveranstaltung am 7.5. im Künstlerhaus Mousonturm tritt der Schauspieler Dietmar Bär mit einer Heckmann-Leseperformance auf.
Wie immer gilt: Karten für die Eröffnung und den Abschluss sind rar. „Frankfurt liest ein Buch“ ist fest im Frankfurter Kulturleben verankert. Nur in der Akademie für Sprache und Dichtung scheint sich das noch nicht herumgesprochen zu haben: Dort zeigte man keinerlei Interesse an einer Veranstaltung zu Ehren des langjährigen Präsidenten. Angeblich habe man keine Räumlichkeiten zur Verfügung. Das schmerzt.
>> Frankfurt liest ein Buch 2017
24.4.–7.5. , www.frankfurt-liest-ein-buch.de, Eröffnung: Deutsche National-
bibliothek, 24.4., 19.30 Uhr, Abschluss: 7.5., Künstlerhaus Mousonturm, 11 Uhr
24. April 2017, 11.08 Uhr
Christoph Schröder
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14. November 2024
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