Nach Köln, München und Berlin hat nun auch Frankfurt ein Premiumkino. Garderobenservice, Liegesitze aus Leder, Service am Platz, Welcome Drink und demnächst auch Originalton – all das ist im Astor inklusive.
Nicole Brevoord /
Hans-Joachim Flebbes Herz schlägt fürs Kino, das war 1989 so, als er die CinemaXX-Gruppe gründete, die für riesige Kinosäle und Popcorn satt steht, und das ist heute nicht anders. Nur sieht Flebbe, der 2008 bei CinemaXX ausstieg, einen Kinotrend hin zum Edlen, zu Service, zu dem Besonderen. „Ich will, dass die Zuschauer bei ihrem Kinoerlebnis im Mittelpunkt stehen“, sagt der Astor-Chef.
Nach anderen deutschen Großstädten beehrt Flebbe ab Freitag auch Frankfurt mit seiner Vision, die sich in dem Namen Astor Film Lounge manifestiert. Im achten Stock der Zeilgalerie, wo bis vor Kurzem noch 400 Kinoplätze im Cinemagnum 3 D eingerichtet waren, stehen nun nach einem aufwändigen, 2 Millionen Euro teuren Umbau nur noch 201 komfortable braune Lederliegesitze für Filmfans bereit. Golden schimmert der Vorhang vor der Leinwand, der Teppich ist hochpolig und gibt unter jedem Tritt nach.
Auch große Personen dürfen sich im großzügig eingerichteten Saal wohl fühlen und genießen nicht nur die Beinfreiheit, sondern auch den Rundumservice des Astor. Das Kinoticket kann online, demnächst auch per Handy, aber natürlich auch direkt an der Kasse erworben werden. Zwischen 12 und 16 Euro, je nach Tageszeit und Sitzreihe, kosten die Karten, 3-D-Fillme sind zwei Euro teurer. Dafür wird man nach der Fahrt mit dem Expressaufzug mit einem Welcome Drink begrüßt, darf seine Jacke kostenlos an der Garderobe abgeben und wird von einem Platzanweiser durch den freundlich beleuchteten Filmsaal geführt. 20 Minuten hat man nun Zeit sich für Cappuccino (3,50 Euro), Cookies (2,50 Euro), Minibecher Ben & Jerry’s Eis oder eine Cola (0,2 Liter für 2,80 Euro) zu entscheiden. Aber auch ein Mai Tai (9 Euro) oder ein Dreivierteliter Shiraz aus dem Weingut von Francis Ford Coppola (32 Euro) sowie ein Crémant Rosé von Gérard Depardieu (0,75 Liter für 39 Euro) stehen auf der Karte, dazu passen perfekt Datteln im Speckmantel (9,50 Euro) oder ein Obstsalat (5,50 Euro). Popcorn und Nachos im Käsesößchen findet man woanders, aber nicht hier.
„Wir zeigen vor dem Film nicht so viel Werbung, eher Trailer und Kurzfilme und es gibt eine kleine Lightshow, damit die Leute erst mal runterkommen.“ Der Saal wechselt seine Lichtfarbe alle paar Sekunden von blau nach grün, besonders die imposante runde Deckenstruktur kommt da gut zur Geltung und es erklingt eine meditative Musik, die an Wale und Delfine denken lässt. Mal was anderes. Der Film wird dann auf den modernsten Kinoprojektoren abgespielt. Danach geht das Erlebnis weiter. „Wir haben eine Dachterrasse, die auch Nichtkinogänger betreten können“, sagt Flebbe. „Wir haben den Aufwand unterschätzt, den es bedeutet, ein Imaxkino und dann noch in einem Hochhaus umzubauen. Da gibt es besondere Auflagen auch beim Brandschutz.“
Sobald noch ein paar technische Probleme gelöst sind, will Flebbe im Astor die durch den Wegfall des Turmpalasts entstandene Lücke füllen und Filme mit Originalton zeigen. Wer den englischsprachigen Film im Original sehen will, könnte dann Infrarotkopfhörer bekommen und dem Werk in der Wunschsprache folgen.
Die anvisierte Kundschaft ist, so Flebbe, über dreißig Jahre alt. „James Bond wäre ein Film für uns, Twilight oder Transformers hingegen nicht. Wir zeigen gehobenen Mainstream.“ Mit Hobbit nimmt die Astor Film Lounge am Freitag um 16.15 Uhr ihren Betrieb auf. Drei Filme am Tag sind geplant und mit 80.000 Besuchern im Jahr rechnet der Filmtheaterbetreiber. Knapp 30 Mitarbeiter wurden dafür eingestellt. Die günstige Miete, die die Betreiber der Zeilgalerie Flebbe eingeräumt habe, helfe, damit sich die Investition von 2 Millionen Euro auch rechnet. Außerdem sollen die Räumlichkeiten mietbar sein und es seien laut Flebbe auch schon Anfragen zu Filmpremieren eingetroffen. Ganz großes Kino eben. Und so antworten wir künftig auf die Frage „Gehen wir am Wochenende ins Kino?“ mit: „Man gönnt sich ja sonst nichts.“