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Fan.tastic Females
„Kennst du überhaupt die Abseits-Regel?“
Die Leidenschaft für den Sport vereint weibliche Fußballfans weltweit. Sie wachsen in Fankurven auf, organisieren sich in Fanclubs. Doch auch Sexismus-Erfahrungen kennen sie fast alle. Die Ausstellung „Fan.tastic Females“ zeigt die Facetten des Fan-Frauen-Daseins.
„Fußball ist für alle da!“, „Sexism shouldn’t be part of a curve!“ („Sexismus sollte nicht Teil einer Kurve sein!“) oder „Oh, bist du mit deinem Freund hier?“ – Sprüche wie diese sammeln sich auf der Tafel am Eingang der Wanderausstellung „Fan.tastic Females“, die noch bis Sonntag im ehemaligen Nike-Gebäude am Stadion der Frankfurter Eintracht zu sehen ist. Die Besucher:innen können sich an der Sprüche-Sammlung beteiligen und ihre Erfahrungen mit Sexismus im Fußball teilen, bevor sie weitergehen zum „großen ‚Frauen im Fußball‘ Bullshit Bingo“ – mit noch mehr sexistischen Vorurteilen, die Frauen auf den Tribünen der Fußballstadien immer wieder begegnen.
Weibliche Fußballfans stehen im Fokus der Wanderausstellung, die seit 2018 durch ganz Europa tourt und aktuell in Frankfurt Halt macht. Ein Thema, das in Frankfurt gerade vor dem Hintergrund der Fusion zwischen Eintracht Frankfurt und den Frauen des 1. FFC im vergangenen Jahr kaum passender sein könnte. Doch der Blick richtet sich nicht auf die Frauen auf dem Platz, sondern vor allem auf die Frauen auf den Rängen, von denen mehr als 80 in je knapp fünfminütigen Videos porträtiert werden. Die Porträts zeigen zum einen, dass es Frauen nicht erst in den vergangenen Jahren vermehrt in die Stadien zieht: Arsenal-Fan Maria Petri, zum Beispiel, ist bereits seit mehr als 68 Jahren bei den Spielen ihres Vereins dabei und mittlerweile bekannt für ihre eigenen Fangesänge im Block.
Die Ausstellung zeigt aber auch, dass Frauen noch lange nicht überall in den Fußballstadien angekommen sind – sei es in Italien, Schweden, Norwegen oder der Slowakei. Zahra von der Initiative „OpenStadiums“ erzählt im Video-Porträt von ihrem Engagement für weibliche Fußballfans in Iran. Bis zum Beginn der Ausstellung 2018 war Iran das einzige Land, in dem Frauen nicht in die Stadien dürfen. Verkleidet als Männer schmuggeln sie sich dennoch herein, um sich ihre Begeisterung und das Erlebnis nicht nehmen zu lassen.
Sexismus-Debatte zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichten
In anderen Ländern sind Frauen in Fußballstadien schon häufiger anzutreffen. Das zeigt die Ausstellung auch mit Themenbereichen wie „Weibliche Fans in Führungspositionen“, den „weiblichen Ultras“ oder den „Ikonen der weiblichen Fankultur“, unter denen man auch Arsenal-Fan Maria Petri wiederfindet.
Neben allem Fortschritt zieht sich jedoch auch die Sexismus-Debatte wie ein roter Faden durch die Geschichten der Fan-Frauen, die sie auf den Rollbannern und in den Videos erzählen. Auch unter den Eintracht-Fans sind diese Geschichten zu finden. Sieben Fan-Frauen stellen die Fan-Abteilung der Eintracht und das Frankfurter Frauenreferat zusätzlich zu den Porträts aus der Wanderausstellung vor. Unter ihnen zum Beispiel ehemals FFC- und jetzt Eintracht-Frauen-Fan Catharina Kurzenknabe, die als Frauenfußball-Fan gleich mit der doppelten Portion Klischees zu tun hat. Dabei ist auch die „womeninblack“ Sabine-Claudia Klug oder Langzeit-Fan Lisa Burkhardt, die – genauso wie ihre Fan-Kolleginnen – nicht nur bereits diverse sexistische Sprüche zu hören bekam, sondern auch die Erfahrung machen musste, als fußballinteressierte Frau nicht ernst genommen zu werden.
Sprüche aus dem anfänglichen „Bullshit Bingo“ – „Kennst du überhaupt die Abseits-Regel?“, „Du bist doch nur auf der Suche nach einem Freund“ oder „Ein Fußballstadion ist kein Ort für Frauen“ – scheinen den Eintracht-Fan-Frauen genauso bekannt zu sein, wie anderen weiblichen Fußballfans in ganz Europa. Und das, das zeigt die Ausstellung deutlich, obwohl sie alle dasselbe vereint: die Leidenschaft für den Fußball.
>> Fan.tastic Females, Otto-Fleck-Schneise 7, geöffnet bis zum 15. August, täglich von 10 bis 18 Uhr (am 12. August nur bis 17 Uhr), vorherige Anmeldung per E-Mail an fantasticfemales@eintrachtfrankfurt.de. Die Videos können über einen QR-Code auf dem Smartphone angeschaut werden; Smartphone und Kopfhörer sollten mitgebracht werden.
Weibliche Fußballfans stehen im Fokus der Wanderausstellung, die seit 2018 durch ganz Europa tourt und aktuell in Frankfurt Halt macht. Ein Thema, das in Frankfurt gerade vor dem Hintergrund der Fusion zwischen Eintracht Frankfurt und den Frauen des 1. FFC im vergangenen Jahr kaum passender sein könnte. Doch der Blick richtet sich nicht auf die Frauen auf dem Platz, sondern vor allem auf die Frauen auf den Rängen, von denen mehr als 80 in je knapp fünfminütigen Videos porträtiert werden. Die Porträts zeigen zum einen, dass es Frauen nicht erst in den vergangenen Jahren vermehrt in die Stadien zieht: Arsenal-Fan Maria Petri, zum Beispiel, ist bereits seit mehr als 68 Jahren bei den Spielen ihres Vereins dabei und mittlerweile bekannt für ihre eigenen Fangesänge im Block.
Die Ausstellung zeigt aber auch, dass Frauen noch lange nicht überall in den Fußballstadien angekommen sind – sei es in Italien, Schweden, Norwegen oder der Slowakei. Zahra von der Initiative „OpenStadiums“ erzählt im Video-Porträt von ihrem Engagement für weibliche Fußballfans in Iran. Bis zum Beginn der Ausstellung 2018 war Iran das einzige Land, in dem Frauen nicht in die Stadien dürfen. Verkleidet als Männer schmuggeln sie sich dennoch herein, um sich ihre Begeisterung und das Erlebnis nicht nehmen zu lassen.
Sexismus-Debatte zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichten
In anderen Ländern sind Frauen in Fußballstadien schon häufiger anzutreffen. Das zeigt die Ausstellung auch mit Themenbereichen wie „Weibliche Fans in Führungspositionen“, den „weiblichen Ultras“ oder den „Ikonen der weiblichen Fankultur“, unter denen man auch Arsenal-Fan Maria Petri wiederfindet.
Neben allem Fortschritt zieht sich jedoch auch die Sexismus-Debatte wie ein roter Faden durch die Geschichten der Fan-Frauen, die sie auf den Rollbannern und in den Videos erzählen. Auch unter den Eintracht-Fans sind diese Geschichten zu finden. Sieben Fan-Frauen stellen die Fan-Abteilung der Eintracht und das Frankfurter Frauenreferat zusätzlich zu den Porträts aus der Wanderausstellung vor. Unter ihnen zum Beispiel ehemals FFC- und jetzt Eintracht-Frauen-Fan Catharina Kurzenknabe, die als Frauenfußball-Fan gleich mit der doppelten Portion Klischees zu tun hat. Dabei ist auch die „womeninblack“ Sabine-Claudia Klug oder Langzeit-Fan Lisa Burkhardt, die – genauso wie ihre Fan-Kolleginnen – nicht nur bereits diverse sexistische Sprüche zu hören bekam, sondern auch die Erfahrung machen musste, als fußballinteressierte Frau nicht ernst genommen zu werden.
Sprüche aus dem anfänglichen „Bullshit Bingo“ – „Kennst du überhaupt die Abseits-Regel?“, „Du bist doch nur auf der Suche nach einem Freund“ oder „Ein Fußballstadion ist kein Ort für Frauen“ – scheinen den Eintracht-Fan-Frauen genauso bekannt zu sein, wie anderen weiblichen Fußballfans in ganz Europa. Und das, das zeigt die Ausstellung deutlich, obwohl sie alle dasselbe vereint: die Leidenschaft für den Fußball.
>> Fan.tastic Females, Otto-Fleck-Schneise 7, geöffnet bis zum 15. August, täglich von 10 bis 18 Uhr (am 12. August nur bis 17 Uhr), vorherige Anmeldung per E-Mail an fantasticfemales@eintrachtfrankfurt.de. Die Videos können über einen QR-Code auf dem Smartphone angeschaut werden; Smartphone und Kopfhörer sollten mitgebracht werden.
9. August 2021, 13.34 Uhr
Laura Oehl
Laura Oehl
Jahrgang 1994, Studium der Musikwissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt, Journalismus-Master an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, seit Dezember 2020 beim JOURNAL FRANKFURT. Mehr von Laura
Oehl >>
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