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Ein Brief an die Bundeskanzlerin
„Es ist schlimm, dass Iran wieder aus den Medien verschwunden ist“, beklagt der Bundestagsabgeordnete Omid Nouripour (Grüne) in der aktuellen Ausgabe des JOURNAL FRANKFURT. „Hinter den Kulissen des Regimes toben nach wie vor Machtkämpfe, die Welt muss weiter Druck machen“, so Nouripour. Konkrete Fragen müssten gestellt werden – auch von den Vereinten Nationen – etwa nach dem Verbleib der Verschleppten aus den Krankenhäusern. Die politische Sommerpause sei Gift für die Aufmerksamkeit. Doch der Protest in Iran gehe weiter. „Die Menschen in Iran brauchen uns.“ Deshalb hat Nouripour in einem offenen Brief, den wir hier dokumentieren, Bundeskanzlerin Angela Merkel aufgefordert, politisch Einfluss zu nehmen.
BRIEF AN BUNDESKANZLERIN DR. ANGELA MERKEL
Berlin, 23. Juni 2009
Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,
sehr geehrte Frau Dr. Merkel,
die Welt schaut auf den Iran. Hunderttausende Menschen demonstrieren dort Tag für Tag gegen den Betrug bei den Präsidentschafts-Wahlen am 12. Juni 2009. Mit besonderer Anspannung verfolgen die iranischstämmigen Deutschen sowie die in Deutschland lebenden Iraner die Ereignisse. Wir sind in Sorge um unsere Angehörigen, Freunde und Bekannte, die
im Iran leben und sich an vielen Orten an den Protesten gegen die Regierung beteiligen. Besonders bestürzt sind wir über die Todesopfer, die es mittlerweile zu beklagen gibt. Auf die Demonstranten ist geschossen worden, viele wurden verletzt, viele wurden verhaftet. Die iranische Regierung und die von ihr befehligten Sicherheitskräfte begehen jeden Tag
Menschenrechtsverletzungen in einem enormen Ausmaß.
Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,
wir möchten Sie eindringlich bitten, den Kampf gegen die Menschenrechtsverletzungen im Iran aktiv zu unterstützen. Bitte nehmen Sie sich jedes einzelnen Falles von Menschenrechtsverletzungen im Iran an. Bitte fordern Sie von den Vertretern der iranischen Regierung in klarer Sprache die Einhaltung der Menschenrechte. Die Menschen im Iran demonstrieren für Freiheit und Menschenrecht. Wir sind davon überzeugt, dass die internationale Gemeinschaft, Europa und Deutschland dieses mutige Engagement am besten unterstützen können, indem sie beim Schutz von Menschenrechten eine klare, unmissverständliche Sprache sprechen.
Wir leben in Deutschland, einem Land, in dem Demokratie, Freiheit und die Einhaltung der Menschenrechte hohe, selbstverständliche Güter sind. Doch die Menschenrechte sind universell. Jede und jeder hat ein Recht darauf, dass sie geachtet und gewahrt werden. Dies gilt für die Menschen im Iran ebenso wie für jedes andere Land dieser Welt. Bitte helfen Sie mit, dass das Eintreten der Menschen im Iran für Freiheit und Menschenrechte zum Erfolg führt. Bitte beziehen Sie klar Stellung gegenüber der iranischen Regierung für Menschenrechte und gegen die Unterdrückung, mit der diese derzeit das iranische Volk drangsaliert. Bitte handeln Sie schnell, damit nicht noch mehr Menschen Opfer der Gewalt und Unterdrückung werden.
Wir danken Ihnen herzlich!
Ehssan Dariani (Unternehmer & Investor), Jasmin Tabatabai (Schauspielerin), Dr. Navid Kermani (Islamwissenschaftler & Schriftsteller), Omid Nouripour (Bundestagsabgeordneter), Ali Samadi Ahadi (Autor & Regisseur), Golineh Atai (Journalistin), Michael Niavarani (Schauspieler), Mahmoud Rafi (Menschenrechtler), Navid Akhavan (Schauspieler), Malek Alexander Abedi (Musiker), Mohammad Oreyzi (Architekt), Proschat Madani (Schauspielerin), Ebrahim Hamedi (Sänger), Pari Rafi (Menschenrechtlerin), Dr. Katajun Amirpur (Journalistin & Islamwissenschaftlerin), Mehdi Moinzadeh (Schauspieler), Omid Ashtari (Business Development Associate), Taraneh Azad (Energiehändlerin), Rabin Yaghoubi (Unternehmer), Mariam Lau (Journalistin), Dr. Nasrin Bassiri (Journalistin & Frauenrechtlerin), Pegah Ferydoni (Schauspielerin).
7. Juli 2009, 14.40 Uhr
Jan-Otto Weber
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