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Das Bridges-Projekt feiert ersten Geburtstag
Über viele Brücken kann man gehen
Als Leitbild für gelungene Integration gelobt, feiert das „Bridges – Musik verbindet“-Projekt den ersten Geburtstag seines Premierenkonzertes am 18.4. im hr-Sendesaal. Am 9.5. kann man „Bridges“ auch im Schlachthof Wiesbaden erleben.
Fast auf den Tag genau ein Jahr ist es her, wenn das „Bridges – Musik verbindet“-Projekt am 18. April wieder im hr-Sendesaal auftritt. Die Premiere vor einem Jahr verursachte ein heftiges Rauschen im Blätterwald. Zwei – damals noch – Stundentinnen, Isabella Kohls und Julia Huk (jetzt verheiratete Kitzinger), hatten tatsächlich ihre Idee eines „Flüchtlingsorchesters“ realisiert und damit Publikum wie Promis verblüfft und fasziniert. MdB Omid Nouripour von den Grünen, einer der für „Bridges“ gewonnene Schirmherren, brachte die Euphorie auf den Punkt: „Ein besseres Leitbild für gelungene Integration als dieses Projekt kann ich mir nicht vorstellen. Die Politik kann sich das nur zum Vorbild nehmen.“
„Natürlich mussten wir einiges an Energie investieren, um das Projekt zum Laufen zu bringen und zu erhalten“, erinnert Isabella Kohls. Julia Kitzinger erläutert, warum sich für sie jede Anstrengung dennoch lohnte: „Allein die Freude in den Augen der Musiker zu sehen, das waren sicher die schönsten Momente und Erfolge des Projektes. Menschen, die unsicher und vielleicht etwas verängstigt zum ersten Treffen kamen, fanden mit der Zeit Freunde und eine Art neue Heimat, eine Familie.“ Die unglaubliche musikalische Spontanität und Spiellust bei den Zusammentkunft empfand nicht nur Kitzinger als „ein buntes Feuerwerk der Musik“. Bei den Proben für die anstehenden Tutti-Konzerte, wo neben den acht Einzelensembles, darunter Hope und Staccato Burnout, eben auch das komplette Orchester zu hören sein wird, konnte man viele vertraute Gesichter entdecken, etwa densyrischen Top-Violonisten Walid Khatba, den afghanischen Rubab-Virtuosen Ustad Guhlam Hossain oder die aramäische Sängerin Maria Kaplan. Neu dabei sind zum Beispiel die mongolischePferdekopfgeigerin Enkhtuya Jambaldorj, der iranische Dudelsackspieler Sajad Ranibari, der sudanesischer Rapper Abbass Ahooh und aus der Frankfurter Szene Slags-Musikerin Conni Maly, hieram E-Bass.
Je mehr unterschiedliche Klangfarben, je spannender wird die Arbeit für die Komponisten der Orchesterstücke und Arrangements, die diesmal von Max Clouth, Mustafa Kakour, Pejman Jamilpanah und Filmkomponist Rainer Michel stammen. Gerade Michel hat einen großen Spaß daran, seine ohnehin oft skurril anmutenden Klangwelten durch immer interessantere Soundkonstellationen spielerisch in neue Sphären zu tragen. Nichts scheint unmöglich, wenn Musik aus unterschiedlichen Kulturen, zudem aus Klassik, Jazz, Blues, gar Post Punk kreativ aufeinanderprallen und dann doch auf wundersame Weise harmonieren.
Für den Dirigenten Matthias S. Krüger eine nicht einfach, wenngleich reizvolle Aufgabe. „Die Kompositionen verbinden die traditionelle Musiksprache oder deren Idiomatik aus den Ländern des Nahen Ostens, von wo die meisten bei ,Bridges’ mitwirkenden Flüchtlinge herkommen, mit Orchesterarrangements, wie wir sie von der klassisch-romantischen Musik und Filmmusik aus unseren Breiten kennen“, erklärt der Schwabe. „Die Instrumente aus dem arabischen Raum, die ins Orchester integriert sind, spielen dabei eine zentrale Rolle als Bindeglied: Sie steuern entscheidende Farben und ,Zwischentöne’ bei, führen den gesamten Klangkörper in ein ganz eigenen, originären Gesamtklang, verwandeln die Spielhaltung des gesamten Orchesters, beispielsweise wenn ihre Interpreten über dem fixierten Notentext der konventionellen Orchesterinstrumente improvisieren.“ Eine Herausforderung ist hierbei die Ausbalancierung zwischen klassischenKlangerzeugern und orientalischen Originalinstrumenten, „Denn diestehen von Haus aus nicht in Kontexten mit einem solch umfangreichen, mehr- und vielstimmig agierenden Klangkörper.“ Wer kein Ticket mehr für den 18. April im hr-Sendesaal ergattern konnte: am Tag davor ist eine öffentliche Generalprobe in der Waldorfschule Frankfurt und am 9. Mai ist Bridges im Schlachthof in Wiesbaden zu Gast.
>> www.bridges-musikverbindet.de
Das Interview finden Sie unter www.journal-frankfurt.de/bridges2017
„Natürlich mussten wir einiges an Energie investieren, um das Projekt zum Laufen zu bringen und zu erhalten“, erinnert Isabella Kohls. Julia Kitzinger erläutert, warum sich für sie jede Anstrengung dennoch lohnte: „Allein die Freude in den Augen der Musiker zu sehen, das waren sicher die schönsten Momente und Erfolge des Projektes. Menschen, die unsicher und vielleicht etwas verängstigt zum ersten Treffen kamen, fanden mit der Zeit Freunde und eine Art neue Heimat, eine Familie.“ Die unglaubliche musikalische Spontanität und Spiellust bei den Zusammentkunft empfand nicht nur Kitzinger als „ein buntes Feuerwerk der Musik“. Bei den Proben für die anstehenden Tutti-Konzerte, wo neben den acht Einzelensembles, darunter Hope und Staccato Burnout, eben auch das komplette Orchester zu hören sein wird, konnte man viele vertraute Gesichter entdecken, etwa densyrischen Top-Violonisten Walid Khatba, den afghanischen Rubab-Virtuosen Ustad Guhlam Hossain oder die aramäische Sängerin Maria Kaplan. Neu dabei sind zum Beispiel die mongolischePferdekopfgeigerin Enkhtuya Jambaldorj, der iranische Dudelsackspieler Sajad Ranibari, der sudanesischer Rapper Abbass Ahooh und aus der Frankfurter Szene Slags-Musikerin Conni Maly, hieram E-Bass.
Je mehr unterschiedliche Klangfarben, je spannender wird die Arbeit für die Komponisten der Orchesterstücke und Arrangements, die diesmal von Max Clouth, Mustafa Kakour, Pejman Jamilpanah und Filmkomponist Rainer Michel stammen. Gerade Michel hat einen großen Spaß daran, seine ohnehin oft skurril anmutenden Klangwelten durch immer interessantere Soundkonstellationen spielerisch in neue Sphären zu tragen. Nichts scheint unmöglich, wenn Musik aus unterschiedlichen Kulturen, zudem aus Klassik, Jazz, Blues, gar Post Punk kreativ aufeinanderprallen und dann doch auf wundersame Weise harmonieren.
Für den Dirigenten Matthias S. Krüger eine nicht einfach, wenngleich reizvolle Aufgabe. „Die Kompositionen verbinden die traditionelle Musiksprache oder deren Idiomatik aus den Ländern des Nahen Ostens, von wo die meisten bei ,Bridges’ mitwirkenden Flüchtlinge herkommen, mit Orchesterarrangements, wie wir sie von der klassisch-romantischen Musik und Filmmusik aus unseren Breiten kennen“, erklärt der Schwabe. „Die Instrumente aus dem arabischen Raum, die ins Orchester integriert sind, spielen dabei eine zentrale Rolle als Bindeglied: Sie steuern entscheidende Farben und ,Zwischentöne’ bei, führen den gesamten Klangkörper in ein ganz eigenen, originären Gesamtklang, verwandeln die Spielhaltung des gesamten Orchesters, beispielsweise wenn ihre Interpreten über dem fixierten Notentext der konventionellen Orchesterinstrumente improvisieren.“ Eine Herausforderung ist hierbei die Ausbalancierung zwischen klassischenKlangerzeugern und orientalischen Originalinstrumenten, „Denn diestehen von Haus aus nicht in Kontexten mit einem solch umfangreichen, mehr- und vielstimmig agierenden Klangkörper.“ Wer kein Ticket mehr für den 18. April im hr-Sendesaal ergattern konnte: am Tag davor ist eine öffentliche Generalprobe in der Waldorfschule Frankfurt und am 9. Mai ist Bridges im Schlachthof in Wiesbaden zu Gast.
>> www.bridges-musikverbindet.de
Das Interview finden Sie unter www.journal-frankfurt.de/bridges2017
12. April 2017, 10.18 Uhr
Detlef Kinsler
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