B3 Biennale des Bewegten Bildes

Bewegte Bilder bewegen die Stadt

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"The Great Farce" heißt die 110 Meter lange Fassadenprojektion, die am Montag schon mal getestet wurde und am Dienstagabend als Teil der B3 Biennale des bewegten Bildes auf dem Schauspielhaus zu sehen sein wird.

Nicole Brevoord /

Es regnet in Strömen, die Sicht könnte besser sein, aber zwei Männer trotzen am Montagabend dem Wetter und lassen sich auf einer Hebebühne bis an die obere Kante des Schauspielhauses hieven, um dort eine weitere Textilbahn anzubringen. Die 110 Meter breite gläserne Front der Städtischen Bühnen am Willy-Brand-Platz fungiert, bedeckt von Stoffbahnen, am Dienstagabend um 19.30 Uhr als Leinwand für die Weltpremiere des Videokunstwerks „The Great Farce“ von Federico Solmi, das noch bis zum 3. Dezember zu sehen sein wird. Die Vorbereitungen des Spektakels aber laufen bereits seit Montag. Der Italiener, der in den USA lebt, lässt in seinem politikkritischen Werk wahrlich die Puppen tanzen. Da mischen sich farbenfrohe Fratzen und Clowns unter Diktatoren, da segeln Kreuzritter und Soldaten auf Schiffen übers Meer, eben sieht man noch Indianer und dann winkt auch noch Donald Trump anscheinend den Betrachtern zu, die an der Straßenbahnhaltestelle vor dem Schauspielhaus stehen. Die große Projektion ist das Opening zur B3 Biennale des bewegten Bildes, die zum dritten Mal in Frankfurt stattfindet und eine internationale Mischung aus Künstlern, Sammlern, Wissenschaftlern und Game-Experten in die Stadt bringt. Bis zum 20. Dezember stehen bewegte Bilder im Vordergrund, sei es als künstlerischer Videoclip, als Teil von Augmented oder Virtual Reality oder immer größerer Bestandteil unserer von Smartphones geprägten Alltagskultur, in der nur geglaubt wird, was man sehen kann. Wer etwas gefilmt hat, war live dabei.



Das ehemalige Deutsche Bank-Areal an der Junghofstraße 5-9, wo vom kommenden Jahr an das Gebäudeensemble FOUR entstehen soll, wird zum Festivalzentrum. Die einstigen Bankbüroräume und auch der Saal, in dem die Vorstandssitzungen stattfanden, die es alle bald nicht mehr geben wird, können noch einmal von der Öffentlichkeit betreten werden und in jedem Raum des von den Kuratoren Bernd Kracke und Anita Beckers zusammengestellten Parcours findet man Gelegenheit, Videokunst auf sich wirken zu lassen. Besonders beeindruckend sind die Fulldome-Filme in einer 360-Grad-Kuppel, bei denen der Betrachter förmlich in das Filmgeschehen aufgenommen wird. Mittels einer App, über die Homepage und auch mit dem Heftchen, das auf der JOURNAL-Ausgabe 25 zu finden war, verpasst man keine sehenswerte Veranstaltung.

Im FOUR ist auch Federico Solmis „The Great Farce“ zu sehen – auf Flachbildschirmen, freilich nicht ganz so imposant, wie auf der 110 Meter großen Fassade am Willy-Brand-Platz. „Kunst war für mich schon immer eine Plattform, um gesellschaftliche Phänomene zu untersuchen und auf Widersprüche und Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen“, sagt Solmi. „Manche würden argumentieren, dass Kunst nicht didaktisch sein sollte. Aber jede Epoche hat Künstler, deren Werke einen aufschlussreichen Blick in den Spiegel bieten. Das sind meine Helden.“


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