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65 Jahre "Schmiere"

Das schlechteste Theater der Welt hat Geburtstag

Kabarett hat in Frankfurt ein Zuhause. So manch ein Bürger geht zum Lachen in den Keller, vorzugsweise in den Gewölbekeller des Karmeliterklosters. Denn dort ist die Schmiere beheimatet, ein Theater, dass am 9. September seinen 65. Geburtstag feiert.
Was haben Jochen Busse, Vince Ebert und die U-Bahn-Kontrollöre in tiefgefrorenen Frauenkleidern gemeinsam? Sie alle standen zu Beginn ihrer Karriere auf der Bühne der „Schmiere“. Klingt abfällig, ist ja laut Eigenwerbung auch „das schlechteste Theater der Welt“. Und dennoch wird es heiß geliebt. Seit nun schon 65 Jahren stellt die Bühne, die in Bad Vilbel ihren Anfang nahm, dann ins Steinerne Haus zog, um dann und zwar für die längste Zeit seiner bewegten Geschichte im Keller des Karmeliterklosters eine Heimat zu finden. Mehr als 15 000 Vorstellungen wurden laut Betreiberin Effi B. Rolfs, der Tochter des 1920 in Stettin geborenen und 2004 verstorbenen Theatergründers Rudolf Rolfs, in der Schmiere gegeben. Der 65. Geburtstag ist für Effi B. Rolfs und Matthias Stich Grund genug das Publikum des ältesten, völlig unsubventionierten Privattheaters mit auf eine Zeitreise in die 1950er-Jahre zu nehmen. Rolfs und Stich haben tief in den Archiven gegraben, schöne Szenen zusammengestellt, Originalrequisiten besorgt und den Gründergeists des Theaterurhebers heraufbeschworen. Am Donnerstag feiert das Jubiläumsstück, das die ganze Spielzeit über immer wieder gezeigt werden soll, Premiere: „Für Menschen und Rindvieh…keine Rente mit 65!“. Mit dabei auch: Susanne Berg und Christina Wiederhold. „Seit zwölf Wochen leben wir nun schon in den 50er-Jahren“, sagt Rolfs.

Es muss eine seltsame Zeit gewesen sein, als Rudolf Rolfs 1950 auf den Gedanken kam ein Kabarett zu eröffnen. Frankfurt lag nach dem zweiten Weltkrieg in Trümmern, die Menschen wollten das Kriegselend vergessen und waren für Ablenkung dankbar. Doch es liegt in der Natur des Kabarett, dass es der Gesellschaft den Spiegel vorhält und wie in der Schmiere geschehen, die Heile Welt-Heuchelei entlarvt. In dem Jubiläumsstück erfährt man durchaus, welcher Kritik sich Rolfs ausgesetzt sah. „Sie sind ein Ferkel, Sie!“ musste er sich etwa anhören. Bissige Satire tut manchen halt weh. „Thematisch gab es damals mehr Tabus als heute“, weiß Effi B. Rolfs, die seit 1990 die Schmiere leitet und es erfolgreich schafft, die 92 aus alten Stühlen und Sofas bestehenden Plätze regelmäßig mit einer treuen Fangemeinde zu füllen. Am Tag der Schmieregründung sorgte nicht nur Rolfs mit der Schmiere für Aufsehen, noch spektakulärer muss die Elefantendame Tuffi gewesen sein. Aus der Schwebebahn in Wuppertal stürzte sie, schlagzeilenträchtig versteht sich. Und als würde sich der 65 Jahre umfassende Kreis schließen: Auch damals waren Flüchtlinge das Thema in den Medien. Es ging um die Heimatvertriebenen und den Umgang damit. All das hat Effi B. Rolfs bei der Recherche aus den Archiven befördert. Was daraus geworden ist, zeigt ab sofort „Für Menschen und Rindvieh“. Neben dem Jubiläumsstück können Fans sich die Geschichte der Schmiere auch in Form einer Chronik zu Gemüte führen, die für 9,90 Euro erhältlich ist und eine Freikarte enthält.

>>Schmiere, City, Seckbächer Gasse 4/ im Karmeliterkloster, www.die-schmiere.de
 
Fotogalerie:
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10. September 2015, 10.40 Uhr
Nicole Brevoord
 
 
 
 
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