Rollenspiele in der Union Halle

Bei zwei ist mehr drin

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Zwei Schauspieler schlüpfen in der Union Halle in insgesamt 16 Rollen und begeistern das Publikum in „Die Statisten“ bis zum Sonntag mit wenig Deko, dafür einem nuancierten Minenspiel und viel Humor.

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Sie kennen das Prinzip von Schnulzenfilmen à la Rosamunde Pilcher? Eine seichte Geschichte wird in einer malerischen Landschaft in Szene gesetzt. So ist das auch in dem Hollywoodfilm, um den es sich in „Die Statisten“ dreht. Über das idyllische Kerry ist ein Geschwader wahnsinnig wichtiger amerikanischer Filmschaffender hergefallen, um das pittoreske irische Dorf als Hintergrund für seine Schmonzette zu verwenden. Das ganze Kaff ist in Aufruhr und fast alle wollen bei dem Filmdreh mitmachen und sei es nur als Statist. Gesucht werden etwa Leute, Typ irischer Bauer wie Jake Quinn (Karl Bruchhäuser), der Loser des Dorfs, der erfolglos aus den USA heimkam, um nun wenigstens als Statist groß rauszukommen. Auch Charlie Conlon (Karsten Kaie) will sein Glück als Komparse versuchen, nachdem er mit seiner Videothek Pleite machte. Charlie und Jake werden bei den Dreharbeiten tüchtig von der affektierten Produktionsassistentin Aisling (Bruchhäuser, ganz weibisch) herumgescheucht, müssen den Möchtegern-Regisseur Simon (Kaie) ertragen, erleben mit wie sich die berühmte Filmdiva Caroline Giovanni (Kaie mit italienischem Akzent und großer Geste) daneben benimmt und Sean Harkin (Bruchhäuser, überzeugend verzweifelt ), Jakes jüngerer, drogenabhängiger Cousin, in den Tod treibt, weil er nicht nur erfolglos war, sondern von dem Hollywoodstar auch im eigenen Dorf bloßgestellt wird. Mit dem Tod Seans erkennen Jake und Charlie ihre Chance und verwirklichen letztlich ihren eigenen Traum, einen eigenen Film.
Karl Bruchhäuser und Karsten Kaie brillieren in insgesamt 16 Rollen und haben dabei nur wenig Requisiten für ihre Verwandlung zur Verfügung. Das Bühnenbild besteht außerdem nur aus einer Leinwand mit Wolken, zwei Setkoffern, einer Reihe Schuhen und zwei Regiestühlen. Es braucht also eine ausgefeilte Mimik, einen virtuosen Umgang mit Gesten und Dialekten. Teilweise nur mit einer Drehung oder einem schwungvollen Schritt zur Seite wird der Rollenwechsel markiert. Was in den ersten paar Minuten mit den Sehgewohnheiten bricht, entpuppt sich als ein zweistündiges Spektakel, das die Lachmuskeln des Publikums strapaziert und ihm zweifellos Bewunderung für die Text- und Körperbeherrschung der beiden Hauptdarsteller abringt. Bis zum 16. Januar jeweils um 20 Uhr sind Karl Bruchhäuser (als Jake, Aisling, Mickey, Sean, John, Dave und vier Journalisten) sowie Karsten Kaie (als Charlie, Simon, Caroline, Clem, Jock, Finn, Pater Murphy und Mister Harkin) noch in der Union Halle in der Hanauer Landstraße 184 zu erleben. Das sollte man nicht verpassen, schon alleine wegen des irischen Volkstanzes am Ende, den alle Charaktere zusammen tanzen.


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