Zwei Journalisten erzählten

Der Presseclub über Recherchearbeit zu den Panama Papers

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2,6 Terabyte Daten, 400 Journalisten von mehr als 100 Medienorganisationen in rund 80 Ländern, 12 Monate Recherche - zwei Journalisten, die an den Panama Papers beteiligt waren, erzählten im Frankfurter Presseclub.

Tamara Marszalkowski /

Bezeichnend war es, als Werner D'Inka, einer der Herausgeber der Frankfurter Allgemeine Zeitung und Moderator der Runde, die Hörer fragte, ob sich jemand traue zu erklären, was Offshoring ist. Lediglich eine Person wagte es sich zu melden, in dem Raum mit rund 50 Journalisten. Am Dienstagabend hatte der Frankfurter Presseclub Mitglieder und Interessierte zu einem Abend eingeladen, an dem zwei an dem Leak beteiligte Journalisten von ihrer Arbeit erzählten. Den Leak betreffen vertrauliche Unterlagen des panamaischen Offshore-Dienstleisters Mossack Fonseca. Die vertraulichen Daten betreffen, nach Einschätzung der beteiligten Medien, nicht nur legale Strategien der Steuervermeidung, sondern auch Steuer- und Geldwäschedelikte, den Bruch von UN-Sanktionen sowie andere Straftaten.

Eingeladen waren Georg Mascolo, Leiter des Rechercheverbunds aus NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung und Jan Strozyk, Redakteur im Ressort „Investigation“ des NDR. Sie berichteten, wie es ist, sich in solch einem großen Verbund zu organisieren. Schließlich mussten sich 400 Journalisten aus mehr als 100 Medienorganisationen in rund 80 Ländern koordinieren und 2,6 Terabyte an Daten durchforsten. 12 Monate Zeit nahmen sie sich für die Geschichte. Bis zur ersten Veröffentlichung mussten alle Beteiligten die Füße still halten.

11,5 Millionen Dateien seien in einer Datenbank gebündelt worden, erzählt Strozyk. So hätten die Journalisten mit Hilfe von Suchwörtern die Datenmasse durchkämmen können. Systematisch habe man nach 350.000 Namen gesucht. "Das war kein reines Vortasten", so Strozyk. Dann habe man sich für einzelne Projekte zusammenschlossen. Über eine virtuelle Plattform habe man kommuniziert. "Wie Facebook - nur, dass es ausschließlich für die Panama Papers-Leute war", so Strozyk. Es sei für ihn auch ein komisches Gefühl dahingehend gewesen, dass dieses Projekt entgegen des journalistischen Reflex' gewesen sei, Themen zu teilen. "Aber anders war es nicht zu bewältigen."

"Doch das International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) weckte schon früh den Geist dafür, dass die Geschichte gleichzeitig publik gemacht werden muss", so Strozyk. Hier und da habe er auch mal eine Kleinigkeit seinen Lieben erzählt, berichtet Strozyk - sonst funktioniere soziales Leben nicht. Mascolo sei zu 50 Prozent darüber beeindruckt gewesen, dass Journalisten die Klappe halten können, scherzte er. "Dass das gelungen ist, macht alle Beteiligten stolz", so Mascolo. Denn eine der wichtigsten Säulen dieses Berufes sei Diskretion.

So werde das ICIJ unter allen Umständen die Anonymität der Quelle schützen, so lange sie das verlange. Glücklich sei man auch darüber gewesen, dass das Urteil der Journalisten nur grob auseinander gefallen sei, so Mascolo. Doch die Bedeutung ihrer Arbeit lasse sich erst an strukturellen Veränderungen richtig messen. "Die Geschichte geht jetzt an anderer Stelle weiter. Die Justiz hat übernommen", so Mascolo.


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