Foto: Claudia Landmann und Susanne Rosenfeld vom Verein chancenreich mit Oberbürgermeister Mike Josef © Martin Leissl
Frankfurter Bildungsprojekt

50 Sprachen in einem Koffer

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Am Welttag des Buches besuchte OB Mike Josef die Adolf-Reichwein-Schule in Frankfurt. Es erwartete ihn ein Koffer voller Bücher. Das Projekt „Bücherkoffer“ hilft Grundschulkindern beim Lesen in 50 Sprachen.

Lukas Mezler /

„Bücher in der Muttersprache vorlesen zu können, nimmt vielen Eltern eine Hemmschwelle und motiviert sie, eine Lesekultur zu Hause zu fördern“, betonte Mike Josef (SPD) bei seinem Besuch in der Zeilsheimer Adolf-Reichwein-Schule am Mittwoch (23. April). Der Oberbürgermeister lobte die Wirkung des Programms „Bücherkoffer“ als Anerkennung der sprachlichen Vielfalt Frankfurts. Rund zwei Drittel aller Kinder in der Stadt wachsen mehrsprachig auf.

Selbst eine Spende der Nassauischen Sparkasse hatte der OB im Gepäck: Durch 2200 Euro können fünf weitere Vorlaufkurse inklusive Bücherkoffer realisiert werden. Die Spende überreichte er persönlich an den Vorstand des Vereins chancenreich e.V., der das Projekt initiiert hat. Susanne Rosenfeld und Claudia Landmann erklärten ihr Konzept hinter dem „Frankfurter Bücherkoffer“.

Ein Koffer voller Chancen

Das Konzept ist ebenso simpel wie wirkungsvoll: Kinder nehmen einen Koffer mit zwölf ausgewählten, mehrsprachigen Kinderbüchern für eine Woche mit nach Hause. Die Bücher sind auf Deutsch und in verschiedenen Familiensprachen verfasst, sodass Eltern ihre Kinder beim Lesen in ihrer Muttersprache unterstützen können. Begleitmaterialien in 17 Sprachen sowie Unterrichtsmaterialien für Lehrkräfte ergänzen das Angebot.

„25 Prozent der Viertklässler verfügen heute nicht mehr über ausreichende Lesefähigkeiten“, so Landmann. „Der Bücherkoffer baut Brücken zu den Familien, die weniger gut Deutsch sprechen, und stärkt die Lese- und Sprachkompetenz.“ Rosenfeld ergänzt: „Mehrsprachigkeit ist eine Ressource, die den Erwerb der Bildungssprache Deutsch erleichtert.“

Reitzammer: „Lesen fördert die Identitätsentwicklung“

Kim Reitzammer, Schulleiterin der Adolf-Reichwein-Schule, berichtet vom Einsatz des Bücherkoffers im Schulalltag: „Das gemeinsame Lesen – auch in der Familiensprache – stärkt nicht nur die emotionale Bindung zwischen Eltern und Kindern, sondern fördert auch die Identitätsentwicklung. Das ist ein Gewinn für die Kinder und für das interkulturelle Miteinander an unserer Schule.“

Hintergrund zum Projekt

Seit 2020 unterstützt die Stadt Frankfurt das mehrfach ausgezeichnete Programm „Bücherkoffer“, das aus Hamburg stammt und mittlerweile bundesweit wächst. Über 10 000 Familien wurden allein in Frankfurt erreicht. Neben Grundschulen werden auch Stadtteilbibliotheken, Unterkünfte für Geflüchtete sowie Kindertageseinrichtungen mit speziell angepassten Koffervarianten versorgt.

Eine Besonderheit stellt der rote Bücherkoffer dar – speziell entwickelt für Kinder in Vorlaufkursen, die vor der Einschulung sprachlich gefördert werden. Ein zentrales Ziel bleibt dabei die enge Einbindung der Eltern: In den Vorlaufkursen werden sie in mehrsprachigen Vorlesestunden aktiv eingebunden, um die Lesekompetenz ihrer Kinder gezielt zu fördern.

Lukas Mezler
Lukas Mezler
Jahrgang 1997, Studium der Sozial- und Kulturanthropologie an der Goethe-Universität Frankfurt, EHESS in Paris. Seit Oktober 2024 beim JOURNAL FRANKFURT.
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