Die Party-Szene verändert sich immer weiter. Als vor einigen Jahren viele Clubs schlossen, waren Off-Locations angesagt. Aber auch diese Ära scheint dem Ende zuzugehen. Wird das Frankfurter Nachtleben noch einseitiger?
Christina Weber /
Mittwochabend auf der Dachterrasse des 25hours Hotels in der Niddastraße: Es ist noch früh und die „Chez Ima Rooftop Party“ läuft gerade mal eine Stunde. Trotzdem haben schon etliche Leute den Weg hierher gefunden, sitzen gemütlich beisammen, mit einem Teller Humus in der Hand; oder sie trinken ein kühles Bier während sie leicht zur Musik mitwippen. Die Brüder James und David Ardinast, die auch das Restaurant „Chez Ima“ im Hotel leiten, veranstalten hier hin und wieder Partys. Während es vor zwei, drei Jahren noch etliche Party-Reihen wie diese gab, ist es nun eine der letzten. Das mag auch in der Natur der Sache liegen. Off-Locations kommen und gehen nunmal – das unterscheidet sie ja schließlich von Clubs. Jüngst war es die „Fischer-Stube“ im Bahnhofsviertel, die nach wenigen Abenden wieder von der Bildfläche verschwand. Einige Zeit früher war die „Elbestraße“ angesagt, die unregelmäßig einlud und sich stets über volles Haus freuen konnte.
„Momentan gibt es kaum Off-Locations“, sagt Bob Riemer, Veranstalter der Reihe „Bad Boys Club“, die schon in vielen namhaften Clubs der Stadt zu Gast war, etwa seinerzeit im „Cocoon Club“ oder im „Tanzhaus West“. Auch mit dem inzwischen geschlossenen „Lido“, das ebenfalls nur sporadisch geöffnet hatte, gab es einige Kooperationen. Das betrieben damals James und David Ardinast – und es war ein voller Erfolg. „Die Anlage dort war das Glanzstück“, sagt Riemer. Die Location an sich sei eigentlich ein Loch gewesen, fügt er schmunzelnd hinzu. Mit genau dieser Anlage wird Riemer seine nächste „Lost Loft“-Party bespielen – die findet am 12. September auf der Hanauer Landstraße statt. Das Konzept des Veranstalters: Nur etwa 400 Gäste, die auch bereit sind, „mal einen Euro mehr auszugeben“. Dafür gibt es ein anspruchsvolles Booking und gute Gastronomie – die von den Ardinast-Brüdern gestellt wird.
Der Veranstalter und die Gastronomen machen vor, dass es solche Partys nach wie vor gibt und dass sie auch Erfolg haben. Riemer berichtet etwa von der vorherigen Bad-Boys-Club-Veranstaltung vor rund einem halben Jahr: „Nach drei Stunden waren die Karten im Vorverkauf weg.“ Warum also gibt es nicht mehr davon? Die Antwort ist einfach: Aus wirtschaftlicher Sicht lohne sich das Geschäft kaum, man müsse es eben aus Leidenschaft machen. Das funktioniere natürlich nicht, wenn man jedes Wochenende eine Party organisieren müsse. „Unsere Kernzielgruppe geht auch nicht mehr regelmäßig aus. Wir haben ja auch schon alle Familie“, sagt der zweifache Vater James Ardinast. Der 43-Jährige wünsche sich dennoch wieder mehr Clubs in der Stadt. Aber das Geschäft sei weitaus komplizierter geworden als noch vor einigen Jahren.
Schuld daran seien DJ-Preise und Ausgehverhalten. „Früher hat ein Star-DJ vielleicht 2000 Euro gekostet. Heute sind es 20.000 Euro – das kann ein kleiner Club nicht mehr stemmen“, erklärt Riemer. Diese Entwicklung sei zusammengekommen mit dem „Gästelisten-Wahnsinn“, wie es der 40-Jährige nennt. „Die Leute sind gar nicht mehr rausgegangen, wenn sie auf keiner Gäste- oder Friendsliste standen“, sagt er. Also fehlte der Eintritt, die Kosten stiegen aber um ein Vielfaches. Das Ergebnis: Nur die Großen der Branche konnten sich halten. „Es müsste wieder mehr Locations für 300 bis 400 Leute geben“, findet Ardinast. „Aber das bekommt man nur schwer finanziert.“ Viele junge Veranstalter würde daher zunehmend Festivals für sich entdecken, denn hier bewegen sich Besucherzahlen in ganz anderen Dimensionen. Was aber könnte man für mehr Auswahl im Nachtleben in Frankfurt tun? Ardinast sehe hier auch die Stadt in der Verantwortung. „Die Rahmenbedingungen werden immer schwerer zu erfüllen.“ Ein Entgegenkommen der Politik könnte helfen, die Szene zu beleben.