Nein, nicht Herbert Grönemeyer war im Sinkkasten, sondern Wolf Maahn, ein anderer Deutsch-Rock-Pionier, der es allerdings nicht in die Fußballstadien geschafft hat wie der Kollege mit dem Knödel im Hals. Nach der krankheitsbedingten Konzertverlegung tauchte Maahn gestern im gut besuchten Sinkkasten (nur bei Freezeebee am Samstag waren noch mehr Leute da, das muss mal lokalpatriotisch angemerkt werden) auf und bedankte bei seinen Fans, dass die ein paar Tage auf ihn gewartet hatten und auch am Abend noch ein wenig Geduld aufbringen musste. Denn die Band war zu spät gekommen, der Soundcheck erst nach eigentlich Ladenöffnungszeit zu Ende und dann wollte man noch schnell was essen vorm Auftritt, weshalb die Tourbegleiterin (war´s am End´ Wolfs Ehefrau Angelika?) kurz vor Neun mit strengem Ton zehn Bestecke forderte: "Sonst wird´s noch später!".
Endlich auf der Bühne wurde Maahn mit seienr fünfköpfigen Band von der Konzertbesuchern gefeiert. Zur Veröffentlichung der 2. Folge "Direkt ins Blut - Wolf Maahn (Un)Plugged" waren "abgespreckte Versionen" seiner Songs angekündigt worden. Sein ganzes Repertoire war man durchgegangen, hatte Single-B-Seiten und rares gesucht, einen ursprünglich für Anne Haigis und einen "Tatort" englisch geschriebenen Text eingedeutscht und andere Songs in andere Tempi, Stimmungen und Rhythmen (gerne auch mal off beat) "transponiert".
Aber wird ein Konzert unplugged, weil man mit akustischen Gitarren auftritt, mal ein Banjo und ein Akkordeon einsetzt? Blödsinn - das war eine Mogelpackung, denn bass, Drums, Keyboards und E-Gitarre ließen das Ganze dann doch recht normal rüber kommen wenngleich das Ganze - zugegeben - schon anders klang als einst im Mai als noch die jetzige BAP-Rhythmus-Sektion und Harald Schmidt-Gitarrist Alex Heilhecker mit auf der Bühne standen und die Batschkapp rockten.
Aber Maahn ist sich irgendwie treu geblieben, auch mit den neuen Songs, seiner Art zu texten und irgendwie immer noch amerikanisch phrasierend und die Vokale dehnend deutsch zu singen bis zur teilweisen Unverständlichkeit. Aber egal - die Fans kennen die Songs aus dem Eff eff und können ohnehin auswendig mitsingen. Von daher, egal. Ach ja - unplugged war dann tatsächlich irgendwie die dezente Bühnendeko mit alten großen Tischlampen, die Wohnzimmer-Atmosphäre vorgaukelten. Und Wolf Maahn hat an diesem Abend noch was gelernt. "Jetzt spiele ich heute das erste Mal im Sinkkasten, unglaublich, wo der Laden doch so eine Hostory hat. Aber ich dachte bei dem Namen muss der doch in einem keller sein. Und jetzt spielen wir hier im ersten Stock..." Zwischenruf eines alten Sinkkastenbesuchers: "War er doch früher auch..." Kommentar von Maahn: "Wer hat ihn dann hier hoch gebracht?".