Warum Eintracht-Fans ins Stadion gehen

„Am ersten Spieltag habe ich noch die Hoffnung, dass wir Deutscher Meister werden“

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Eine Liebe in Schwarz-Weiß: Eintracht-Fans jubeln und leiden mit ihrem Team und sind das Herz des Vereins. Doch warum gehen sie eigentlich ins Stadion? Eine Videoinstallation im Eintracht-Museum gibt Antworten.

Nicole Nadine Seliger /

Es ist eine Liebe, die nicht mit dem Schlusspfiff endet. In der Videoinstallation „Weil wir dich alle lieben“ widmet sich das Eintracht-Museum der Motivation der Eintracht-Fans, ins Stadion zu kommen und dem Verein über Jahre und Jahrzehnte die Treue zu halten.

Vor knapp anderthalb Jahren kam das Babenhäuser Büro für Erinnerungskultur mit dem Vorschlag auf das Museum zu. „Es war die Idee, etwas zu sammeln, was sonst keiner sammelt“, erzählte Initiator Christian Hahn, der selbst Eintracht-Fan ist, zu dem von der DFL geförderten Projekt. Anders als Wimpel, Trikots oder Schals werden Biografien der Fans nirgendwo gesammelt. „Doch die Fans sehen sich als ein größerer Teil des Vereins als es ein Spieler oder Trainer je tun wird“, sagte Hahn. Insgesamt 37 Eintracht-Fans kommen in der Videoinstallation zu Wort, unterteilt in sechs Themen, die an die Vereinshymne angelehnt sind.



"Eintracht aus Frankfurt, du schaffst es wieder, Deutscher Meister zu sein" © Eintracht Museum

Wir sind in Gedanken immer bei dir
Immer wieder geraten die Fans ins Schwärmen, wenn sie von dem Moment erzählen, der aus dem Menschen echte Eintracht-Fans machte: der erste „magische“ Besuch im Stadion. „Das war für uns alle auch bewegend, wie Erwachsene plötzlich beschämt kichern, wenn sie von ihren Gefühlen zur Eintracht erzählen“, sagte Hahn, dem es wichtig war, möglichst viele Sichtweisen und Biographien zu zeigen.

In den Clips spricht eine Frau, deren Opa noch mit dem Bauchladen Eis im Stadion verkaufte; ein Mann, dessen Eintracht-Fähnchen seit Jahrzehnten am Arbeitslatz steht; eine Frau, die 1992 in den USA übers Telefon miterlebte, wie die Eintracht am letzten Spieltag doch noch die Meisterschaft in Rostock verlor. „Ich habe nur geweint“, erzählt sie heute. Auch der Sachsenhäuser Gastronom Jürgen Vieth erzählt von seiner Zeit als Vorsänger im legendären G-Block, Langzeit-Fan Käthe Jopek von ihren Auswärtsfahrten in den 70ern.



Holger Köhn und Christian Hahn vom Büro für Erinnerungskultur neben Matthias Thoma vom Eintracht Museum (v.l.n.r.) © Nicole Nadine Seliger

„Die Geschichten der Eintracht-Fans sind es wert, aufgeschrieben zu werden“, sagte Matthias Thoma, der das Eintracht Museum leitet, bei der Vorstellung. Mit der Videoinstallation, die zunächst einen Monat gezeigt wird, soll das Projekt daher auch nicht abgeschlossen sein. Fünf Stunden Material hat das Museum nun schon archiviert, Hahn und sein Team wollen noch mehr Fans interviewen. „Die Biografien erzählen auch die Geschichte unserer Stadt und die Geschichte des Vereins“, sagte er.

Weil wir dich alle lieben
Für den externen Blick auf den Fan-Kosmos kommen in den Clips auch eine Wissenschaftlerin sowie ein Hirnforscher zu Wort, der Fußball mit Glücksspiel vergleicht. „Das ist wie beim Roulette. Sie setzen zehnmal auf Rot und verlieren, das wird sie nicht davon abhalten, es ein elftes Mal zu probieren“ - oder wie es ein Eintracht-Anhänger ausdrückt: "Am ersten Spieltag habe ich noch die Hoffnung, dass wir Deutscher Meister und DFB-Pokalsieger werden". Durchmischt werden die Erinnerungen der Fans mit historischen Bildern, begleitet von den Klängen der Eintracht-Hymne.

Zur Eröffnung am Donnerstag, 8. März, werden einige der Zeitzeugen ins Museum kommen. Nur an diesem Abend gibt es zudem alle sechs Clips zusammen in einem 50-minütigen Video zu sehen.

>> Weil wir dich alle lieben, Videoinstallation, Eröffnung am 8. März, 19.30 Uhr, Eintracht Frankfurt Museum, Commerzbank Arena, Mörfelder Landstraße 362, Eintritt frei / danach ist die Installation noch bis zum 8. April im Museum zu sehen (Eintritt 5 Euro, ermäßigt 3,50 Euro)


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