Durch eine Lizenz für eine Naturschutzkommission steht den Orang-Utans im Bukit Tigapuluh Nationalpark nun mehr Wald zur Verfügung. Dahinter steht die Zoologische Gesellschaft Frankfurt.
Martina Schumacher /
Indonesien macht in den letzten Monaten vor allem aufgrund einer Sache immer wieder Schlagzeilen: Der Rauch, der sich auch auf die Nachbarländer ausbreitet. Dieses starke Rauchaufkommen durch Schwel- und Waldbrände auf der Insel Sumatra belastet aber nicht nur die angrenzen Länder, sondern vor allem die Menschen auf Sumatra selbst. Die Bewohner können nicht mehr ohne Schutzmaske raus und leiden an Rachen- und Augenreizungen sowie Lungen- und Atemwegsbeschwerden. Am Ende der Trockenzeit, meist im Juli und August, brennen die Kleinbauern traditionell ihre Rodungsflächen ab. Diese Brände werden normalerweise vom Regen im Oktober wieder gelöscht. Doch dieses Jahr fehlt es in großen Teilen des Landes an Regen und Indonesien hat zu spät Hilfe angefordert. Nun sind die Brände außer Kontrolle geraten.
„Es hat ausgesehen in Deutschland wie an Tagen mit dichtem Nebel“, berichtet Peter Pratje, Programmleiter der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF) auf Sumatra. Pratje leitet auf der Insel das Orang-Utan-Programm der ZGF, die am Rande des Bukit Tigapuluh Nationalparks zwei Wiederansiedlungsstationen für konfiszierte Orang-Utans betreibt. Die Sicht betrüge auf Sumatra teilweise weniger als 20 Meter und der Flugverkehr sei auch beeinträchtigt gewesen, erinnert sich Pratje. Die Lage war so kritisch, dass mehrere Kinder an den Folgen der Luftverschmutzung gestorben sind.
Bisher ist der Naturwald im Bukit Tigapuluh Nationalpark nicht direkt von den Bränden betroffen, doch auch die Tiere dort leiden sehr an dem großen Rauchaufkommen. Pratje musste das Orang-Utan-Training in den Wiederansiedlungsstationen stoppen, da man die Tiere im Baum nicht mehr sehen konnte. Diese mussten währenddessen in ihren Käfigen bleiben und litten wie Menschen an Atemwegsbeschwerden. Es gibt zudem viele Schwelbrände in den gerodeten Flächen in der Region um den Park. Außerdem hat sich durch die extrem lange Trockenheit eine Laubschicht auf dem Boden gebildet, die schnell entzündet werden können.
Pratje ist enttäuscht, weil das Hauptproblem, das in den Medien behandelt wird, nur die Tatsache sei, dass sich die Menschen von dem Rauch gestört fühlen. Die Wurzel des Übels seien jedoch die Brände am Boden und das werde in den Medien kaum erwähnt. „Das schleichende Verschwinden der Wälder wird nicht thematisiert“, sagt Pratje.
Für die Probleme am Boden habe die indonesische Regierung bisher nur Unzureichendes getan.Mehr als fünf Jahre hat sich Pratje deshalb gemeinsam mit dem WWF dafür eingesetzt, das Managementrecht für zwei Forstkonzessionsblöcke, die an den Nationalpark angrenzen, zu bekommen – mit Erfolg. Im August dieses Jahres erteilte das indonesische Forstministerium die Lizenz für eine Naturschutzkommission. Konzessionär ist die eigens zu diesem Zweck gegründete Non-Profit-Firma namens PT Alam Bukit Tigapuluh (PT AB30), deren Ziel es ist, den Wald zu erhalten und wiederherzustellen. Die 39 000 Hektar zusätzliche Fläche vergrößern den im Nationalpark geschützten Wald um fast 25% und stehen den Orang-Utans nun als Extra-Raum für die Auswilderung zur Verfügung. Mit eigenen Rangern und einer eigenen Feuerwehr in den Gebieten hofft Pratje, dass sie Waldbrände verhindern können und dadurch mehr Rettungsgebiete für Orang-Utans und andere Tiere schaffen.
Mittlerweile hat sich die Lage im Bukit Tigapuluh Nationalpark verbessert. Vor zwei Wochen hat es zu regnen angefangen und seitdem regnet es alle paar Tage mal wieder. Dadurch hat sich die Luft verbessert und die Orang-Utans können wieder trainiert werden. Dies ist jedoch kein Zustand, der für ganz Sumatra gilt, denn noch immer herrschen Wald- und Schwelbrände in weiten Teilen des Landes.