Es gab wohl kaum einen Journalisten, der in seiner Konzertankündigung für Ben Hamilton im Bett in Frankfurt nicht aus der Plattenfirmenbiografie abschrieb, dass der Mann 2,10 Meter groß sei... Wir haben es vor Ort nicht nachgemessen, aber stattlich sah er schon aus, der Sänger und Gitarrist. Wahre Größe bewies er allerdings mit der Souveränität seines Vortrags im gut gefüllten Club. Denn obwohl er - damals, so war im Gespräch nach dem Konzert zu erfahren, noch gepampert - im Umfeld der Musiklebensgemeinschaft der legendären Traffic (Sänger war Steve Winwood) aufwuchst, besser herumkrabbelte, leben seine Songs nicht von Sixtieseinflüssen, wie überhaupt seine Musik keiner Ära, keinem Stil, keinem Vorbild zuzuordnen ist. Was kann man besseres über einen Künstler sagen? Hamilton ist Hamilton, sanft in den Balladen, zupackend in den Rocksongs, präsent in allen Tempi und mit unverwechselbar kehligem Timbre, das aus seiner Zeit als Straßenmusiker herrührt, als er sein "Instrument" überstrapzierte was zum heutigen Markenzeichen, leichte Heiserkeit, führte. Wann immer der Wahl-Berliner wieder in der Region auftaucht, hingehen. Denn das ist Unterhaltung mit Tiefgang, vielleicht ja Mainstream, aber dann ohne Klischees, und auf alle Fälle sympathisch bis in die letzte deutsche Ansage hinein. Und auch seine Einstellung stimmt, sieht er sich ("Ein bißchen esoterisch bin ich wohl schon", so Ben) doch nicht als der große Komponist oder gar Star, sondern eher als Medium, das etwas Gegebenes in eigene Worte und Töne gefasst an sein Publikum weiter gibt.