Vorsicht bei exotischen Souvenirs

Vom Tourist nicht zum Schmuggler werden

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Die Naturschutzorganisation WWF stellte im Frankfurter Zoo ihren neuen Souvenir-Ratgeber vor. Darin erhalten Reisende Tipps, um nicht unwissend geschützte Tier- oder Pflanzenarten illegal nach Deutschland einzuführen.

Max Gerten /

Elfenbein-Schnitzereien, lebende Reptilien, Korallenschmuck, Elefantenledergürtel oder Schlangenwein – die Naturschutzorganisation WWF und der Frankfurter Zoo warnen davor, Souvenirs von geschützten Tier- oder Pflanzenarten illegal nach Deutschland einzuführen. Vor allem jetzt in den Wintermonaten, Hauptreisezeit für exotische Regionen wie Lateinamerika oder Südostasien, werde der wissentliche oder unwissentliche Arten-Schmuggel zum Problem.

Daher stellte die WWF am Freitagvormittag ihren neuen Souvenir-Ratgeber „Der letzte Schrei“ im Katzendschungel des Frankfurter Zoos vor. Ein Ampel-System ordnet die verschiedenen Souvenirgruppen nach den aktuellen Bestimmungen des Washingtoner Artenschutzabkommens und ermöglicht einen schnellen, unkomplizierten Überblick. Damit wolle man „den Griff zum illegalen Andenken verhindern und Urlauber davor bewahren, mit der Einfuhr eine Straftat zu begehen“, erklärt Jörg-Andreas Krüger, Leiter der Biodiversität und Artenschutz beim WWF Deutschland (links im Bild).

Illegaler Handel ist die größte Bedrohung für gefährdete Arten
Zoodirektor Prof. Dr. Manfred Niekisch (rechts im Bild) sieht den Trend des illegalen Handels von geschützten Tierarten ungebrochen. 2015 wurden alleine am Frankfurter Flughafen über 3.700 Pflanzen und über 4.600 lebende Tiere beschlagnahmt. Letztere landen häufig in der Quarantänestation des Frankfurter Zoos. Es sei erschreckend, „unter welchen entsetzlichen Umständen und in was für miserablen Zuständen Tiere aufgegriffen werden“, schildert der Zoodirektor bei der Pressekonferenz. Beispiel gefällig? „Schlangen, die in einem Postpäckchen vier Wochen von Argentinien nach Deutschland unterwegs waren, haben wir ebenso vom Zoll bekommen wie seltene mexikanische Baumschleichen, die mehr tot als lebendig im Transportkoffer sogar noch Junge geboren haben“, berichtet Niekisch.

Kein Selfie mit der Tiermafia
Auch auf Fotos mit vermeintlich gezähmten Wildtieren, wie etwa in sogenannten Tigertempeln, sollte verzichtet werden, rät WWF-Experte Krüger. „In vielen Anlagen in Asien können Urlauber Tiger streicheln und mit den Großkatzen für Fotos posieren. Dabei kann nicht ausgeschlossen werden, dass hinter der touristischen Fassade auch illegaler Handel mit Tigern und Tigerprodukten betrieben wird“, erklärt er. Mit ihrem Eintritt könnten Touristen womöglich die Wildtiermafia unterstützen, warnt Krüger. Zoodirektor Niekisch schließt an, er habe selten so zugedröhnte ausgewachsene Tiger gesehen wie in Thailand. Die „fotohungrigen Touristen merkten nicht einmal, dass dem eng angeketteten Tier der Kopf hochgehalten werden musste, damit es einigermaßen wach aussah“, so Niekisch.

Eine Rückführung ist meistens nicht mehr möglich
Erst vor kurzem erhielt der Zoo ein kleines Päckchen vom Zoll. Mit entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen habe man es geöffnet. Darin: Zwei hochgiftige Königskobras. Mit einer anderen Fuhre hatte der Zoo plötzlich 1.700 Vogelspinnen mehr.

Da stellt sich natürlich die Frage, was passiert mit den vielen Tieren, die der Zoo von Zoll, Polizei oder sogar der Post erhält: „Eine Rückführung ist meist leider unmöglich. Man kennt selten die genaue Herkunft, die Tiere seien oftmals in einem zu schlechtem Zustand und man kann nicht ausschließen, dass sie sich in Deutschland mit einer Krankheit infiziert haben, wogegen die Tiere in ihrem Heimatland nicht immun sind“, erklärt Niekisch. Daher arbeite man mit spezialisierten Privatbesitzern, anderen Zoos und Universitäten zusammen. Dorthin verteile man die Tiere meistens. Die zwei Königskobras sind mittlerweile zum Beispiel in einer entsprechenden Einrichtung in den Niederlanden zu Hause.

Harte Strafen möglich
Auch bei der illegalen Einfuhr geschützter Pflanzen- und Tierarten gilt: Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Mithilfe des Ratgebers können sich Touristen entsprechend informieren, um empfindliche Geld- sowie in härteren Fällen auch Haftstrafen zu vermeiden.

>> Der WWF-Souvenirratgeber kann hier kostenfrei heruntergeladen werden oder beim WWF bestellt werden: WWF Deutschland, Infoservice, Stichwort Souvenir-Ratgeber, Reinhardtstraße 18, 10117 Berlin


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