Das Essen an Bord gehört für viele Fluggäste selbstverständlich zum Reiseerlebnis mit dazu. Doch wo wird das Essen eigentlich gemacht? Ein Besuch bei den LSG Sky Chefs, die bis zu 41.000 Mahlzeiten täglich produzieren.
Nicole Brevoord /
Frankfurt, 17.20 Uhr. Die türkisblaue Maschine der Korean Air ist soeben gelandet. Aber viel Ruhe wird dem Jumbo nicht gegönnt, die Passagiere für den nächsten Flug haben schon eingecheckt.
Jetzt muss alles recht schnell gehen, denn die Boeing 747-8i wird nur zwei Stunden am Terminal 2 stehen, bevor sie mit maximal 369 Passagieren an Bord, gereinigt, neu beladen und mit einer ausgeruhten neuen Crew wieder abhebt. Alleine die Be- und Entladung dieses einen Flugzeugs ist eine kleine logistische Meisterleistung. Aber das gehört zum Tagesgeschäft eines Großflughafens.
Wir besichtigen die gelandete Maschine, die bei Gate D 4 parkt, während die Cockpitcrew vorne ihre Checks macht und das Kabinenpersonal in seinen cremefarbenen und eisblauen Uniformen die ersten Vorbereitungen für den Flug KE 906 nach Seoul trifft.
Während dessen bringen Mitarbeiter des Caterings per Hubwagen die mit fertig gedeckten Essenstabletts gefüllten Trolleys in die Bordküchen, die Öfen der Galleys werden mit in Silberfolie verpackten Kasserollen bestückt. Alles, was in den anstehenden zehneinhalb Stunden Flugzeit bis zur Landung am Flughafen Incheon, dessen 3,8 Milliarden Euro teures Terminal 2 gerade neu eröffnet hat, serviert werden soll, muss jetzt in den Jumbo gebracht werden. Auch die Special Meals. Mahlzeiten, die Passagiere mindestens 24 Stunden vor Abflug bestellen können und die Allergien und medizinische sowie religiöse Essensgewohnheiten berücksichtigen, also von Erdnussfrei über Asian-Vegetarian bis hin zu laktosefrei. Bis zu 1000 Specials Meals produzieren die LSG Sky Chefs in Frankfurt täglich. Das Cateringunternehmen, das zur Lufthansa gehört, beliefert von Frankfurt aus 46 Kunden und stellt täglich bis zu 41.000 Mahlzeiten her. International zeichnet die LSG Group im Jahr für 628 Millionen Bordmahlzeiten für mehr als 300 Airline-Kunden verantwortlich.
Wir besuchen einen der beiden Frankfurter Produktionsstandorte, wo – wie wir bald erfahren – hohe Sicherheits- und Hygienestandards herrschen. Wer sich krank fühlt oder auch nur einen Schnupfen hat, muss der Essensfertigung fernbleiben. Wir tragen weiße Kittel, die mit einer Fusselrolle entflust werden, gleich zwei Häubchen übereinander, die bärtigen Männer verhüllen ihre Haarpracht mit einem Mundschutz, die Füße sind mit Plastikhüllen verpackt. Gemeinsam waschen wir derart verkleidet die Hände und stecken sie anschließend in ein Gerät, das Desinfektionsmittel auf die Handflächen sprüht. Jetzt kann’s losgehen. Wir sind zu einer Pausenzeit bei dem Cateringunternehmen, von den 990 Mitarbeitern aus Frankfurt sehen wir nur wenige. Dabei herrscht hier 365 Tage im Jahr Drei-Schicht-Betrieb. Die riesigen weißgekachelten und teilweise recht kühlen Hallen beeindrucken uns sehr. Alle Arbeitsabläufe verlaufen nach Plan, denn jede Airline hat eigene Richtlinien und Ansprüche, will ihr eigenes Geschirr und Speisen, die individuell für sie hergestellt werden. Bei Korean Air beispielsweise serviert man traditionelle koreanische Gerichte. Besonders beliebt ist das Bibimbap, was übersetzt gemischter Reis bedeutet. Dabei handelt es sich um verschiedene Gemüsesorten, etwa Shitakepilze, Spinat und Bambussprossen sowie um Rinderhackfleisch – all diese Zutaten werden dem Passagier schön separiert in einer Porzellanschale kredenzt und der Fluggast verrührt den gekochten Reis, Sesamöl und eine Chilipaste ganz nach Gusto mit den Zutaten.
So sieht Bibimbap aus
Die LSG Sky Chefs verwenden für Korean Air original koreanische Produkte und die Köche haben sich im jeweiligen Land an mehrtägigen Ausbildungen fortgebildet, damit die Speisen auch so zubereitet sind und schmecken, wie sie sein sollen. Beim Bibimbap werden immer 18 Gramm Hackfleisch, 18 Gramm Spinat und 18 Gramm Zucchini abgewogen. Wir sehen, wie immer ein Mustertablett mit einem Beispielessen an den Arbeitsstationen bereitsteht, um sicherzugehen, dass in jedem Salat auch die gleiche Anzahl von Cocktailtomaten drin ist und das Dessert für jeden Fluggast auch gleich viel wiegt. Jede Portion gleicht der nächsten.
bei den LSG Sky Chefs, Foto: Michael Pasternack
Nach jedem Arbeitsgang wird sichergestellt, dass die Speisen gut gekühlt werden. Denn die Speisen für den Flug heute wurden bereits gestern vorbereitet. Die Kühlkammern sorgen auch für die recht frische Atmosphäre der Arbeitshallen. An einem Fließband beobachten wir, wie drei Mitarbeiter Tabletts eindecken, einer bestückt die Tabletts mit eingeschweißten Desserts und Vorspeisen, der nächste ergänzt das Besteck und die dritte Person legt eine kleine Wasserflasche auf jede Ausdeckung.
Foto: Michael Pasternack
Die fertigen Tabletts werden dann in die gekühlten Rollcontainern, den Trolleys, verstaut, die dann per Hubwagen ihren Weg ins Flugzeug finden.
So sieht die Beladung für eine Person in der First Class der Korean Air für eine Mahlzeit aus
Alleine für Korean Air produziert die LSG im Jahr durchschnittlich mehr als 87.000 Mahlzeiten für die Economy Class, 12.800 Essen für die Prestige Class und 684 Mahlzeiten für die First Class, immer mit dem passenden Geschirr und Besteck. 19:20 Uhr. Die Maschine ist beladen, die Passagiere sind an Bord. Der Flug KE 906 ist startbereit.