Volker Stein hält Rede

Frankfurter Weihnachtsmarkt auf Insel eröffnet

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Bei strahlendblauem Himmel und milden 12 Grad ist der Frankfurter Weihnachtsmarkt eröffnet worden, der vermutlich auch in diesem Jahr wieder 3 Millionen Besucher anlocken wird. Stadtrat Volker Stein hielt eine feierliche Ansprache.

Nicole Brevoord /

Stellen Sie sich vor, der Weihnachtsbaum am Frankfurter Weihnachtsmarkt ist nur sechs Meter hoch, aber dafür schön buschig gewachsen. Und dennoch interessiert es keinen, denn Christbaumnörgler gibt es nicht. Stellen Sie sich weiter vor, die Bratwürste kosten 3,50 Euro, der Glühwein 4,50 und der halbe Liter Kölsch 4 Euro. Und dennoch konsumieren die Besucher als gäbe es kein Morgen. Der Weihnachtsmarkt geht offiziell bis 21 Uhr, natürlich plus eine Stunde Toleranzzeit, denn Anwohner meckern nicht. Und wenn Sie sich jetzt vorstellen, dass Ireen Sheer zur Eröffnung des Marktes singt und keiner hört zu, und zuvor die Bürgermeisterin der Stadt im kitschig-historischen Gewand samt Dreieckshut an der Seite des Bischofs, der sich in ein regenbogenfarbenes Ornat gehüllt hat, feierlich den Markt eröffnet und selbst Stadtrat Volker Stein noch ein paar stimmungsvolle Worte an die wartenden Menge richten darf - dann würde man denken: jetzt übertreibt es Frankfurt aber wirklich. Doch keine Panik, wir sprechen ja nur vom Frankfurter Weihnachtsmarkt in Birmingham, dem größten Exportschlager unserer Stadt.

In fünf Städten des Vereinigten Königreichs hat die Tourismus und Congress GmbH im Auftrag der Stadt Frankfurt schon festtägliche Entwicklungshilfe geleistet. Seit 15 Jahren ist der Frankfurter Weihnachtsmarkt nun das Openair-Highlight der Stadt Birmingham. Wo in den 90er Jahre vielleicht zehn Buden Weihnachtsflair verbreiteten, stehen nun 100 Stände mit Lebkuchen, Schaumwaffeln (Lieblingssorte After Eight, was sonst?), gebrannten Mandeln, Frankfurter Würstchen, Rippchen und Kunsthandwerk. Bethmännchen sucht man hier vergeblich, dafür prangt auf den Glühweinbechern - wir erinnern uns an die umstrittenen in China produzierten Stiefel und Bembelchen, die aus Frankfurt verbannt wurden - der Schriftzug Frankfurter Weihnachtsmarkt. Saure Nierchen gibt es nicht, stattdessen Prager Schinken, der köstlich duftet und schmeckt. Doch das Wichtigste, das muss man klar sagen, ist den Briten ohnehin der Alkohol. Für den Ausschank, vor allem auch unter freiem Himmel, braucht es eine besondere Lizenz, das ist für die Organisatoren des Frankfurter Weihnachtmarktes, allen voran Kurt Stroscher, den man schon mal mit Mister Christmasmarket anspricht, eine der Herausforderungen. Wo in Frankfurt alle Ämter Hand in Hand arbeiten, man den Weihnachtsmarkt an sich auch nicht erklären muss, wurde in Birmingham wahre Pionierarbeit geleistet. Anträge müssen gestellt werden, der Strom muss fließen, die aus Deutschland stammenden Standbeschicker müssen ihre Stände und Waren mit Sondertransporten auf die Insel bringen, Zölle entrichten, Personal für vier bis fünf Wochen in Birmingham einquartieren und bei ihrem Warenangebot Rücksicht auf den Geschmack der Engländer nehmen (der ist übrigens möglichst bunt und süß). Und doch scheint sich der Aufwand zu lohnen. Vier mal mehr Standgebühren als in Frankfurt zahlen die Gastronomen und Verkäufer von Handwerkskunst für ihren Stand, manch ein Unternehmen investiert gar eine viertel Million Euro ehe der Markt beginnt, am Ende aber kommen alle Standbetreiber wieder, und auch die Birminghamer lieben den Markt. 3,2 Millionen Besucher strömten im vergangenen Jahr auf den Frankfurter Weihnachtsmarkt in Birmingham, mehr Menschen als beim Original. Der Umsatz in der zweitgrößten Stadt Englands mit dem größten Weihnachtsmarkt außerhalb des deutschsprachigen Raumes liegt bei 100 Millionen Pfund, in Frankfurt hingegen nur bei 30 Millionen Euro. Kein Wunder, dass der Markt auch für Frankfurt ein lohnendes Geschäft ist.

Dass der Ursprung Frankfurt ist, das scheint den Briten jedoch recht egal. Hier herrscht auch keine besinnliche Stimmung, im Gegenteil: Hier geht die Party ab. Wo am Eröffnungstag die Bierkrüge gen Himmel gestemmt wurden als die Bürgermeisterin den Markt eröffnete und die aus England stammende deutsche Schlagersängerin Ireen Sheer, die am Römerberg auch den Frankfurter Weihnachtsmarkt am Mittwoch eröffnen wird, von den Massen ignoriert wird, wurde einen Tag später ein Heavy-Metall-Konzert gegeben. Entertainment hat eben Priorität.


In Frankfurt am Main eröffnet der Frankfurter Weihnachtsmarkt übrigens am Mittwoch um 17 Uhr!


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