Ja, auch die Spielesucht wurde gestern Abend im Metropolis-Kino angesprochen. Bei der Veranstaltungsreihe Gameplaces ging es dieses Mal um Online-Spiele, insbesondere sogenannte MMOGs, also Massive Multiplayer Online Games - Spielewelten, in denen sich etliche tausend Spieler tummeln, chatten, Aufgaben zusammen lösen oder ihre Spielfigur aufmotzen. "Man verliert sich schnell in solchen Spielen", sagte André Peschke, Geschäftsführer der Spieleseite Krawall Gaming Network. Martin Kestein von der englischen Firma NCsoft aus Brighton wollte das natürlich nicht so stehen lassen. Schließlich stellt NCsoft mit der Spielereihe Guild Wars selbst ein solches, potentiell süchtigmachendes Spiel her: "Es gibt etliche Mechanismen, die den Spieler davon abhalten stundenlang zu spielen. Jede Stunde tauchen Warnungen auf." Mit fortlaufender Zeit werde auch der Spielfluss gestört – in einigen asiatischen Ländern ist dies gar vorgeschrieben, dort würde manch Spieler das Spiel auch allzu ernst nehmen. Zwei Werber saßen auch auf dem Podium. Denn nicht zuletzt ging es auch darum, wie Firmen an Menschen herantreten können, die sich der althergebrachten Mediennutzung von Zeitung und Fernsehen entziehen und einen Teil ihrer Zeit in Fantasiewelten verbringen. Kai Platschke von der Agentur Neue Digitale sieht durchaus Potential für Werbung in Onlinespielen: "Das kann funktionieren und es wird auch bereits gemacht." Da stehen dann an einer futuristischen Kreuzung Coca-Cola-Werbebanner oder im virtuellen Kinosaal werden die neuesten Trailer gezeigt. Christian Seifert von Ogilvy&Mather sah's anders: "Wenn die Spiele nicht von Grund auf auf den Werbepartner zugeschnitten sind, ist das einfach unpassend und störend." Man tauche schließlich nicht in eine virtuelle Welt ab, um dort an die reale erinnert zu werden. Seifert hatte vergangenes Jahr im Ballerspiel Counterstrike für den Welt-Aids-Tag geworben - das sei gut angekommen, weil die Kampagne witzig und ehrlich gewesen war. Allerdings seien an der Aktion nur rund 400 der etlichen tausend deutschen Counterstrike-Server beteiligt gewesen. In diesem Jahr sollen es ein paar mehr werden. Und was das Suchtpotential betrifft kamen die Diskutanten auch schnell auf einen Nenner: Spiele können süchtig machen - doch damit unterschieden sie sich auch nicht vom Fernsehen. "Passen Sie auf mit dem Heroin. Ich hab gehört, das soll süchtig machen", gab André Peschke den Gästen mit auf den Weg.