Rund 1100 Polizeibeamte sollen am frühen Mittwochmorgen bei einer Razzia in Hessen im Einsatz gewesen sein: Allein in Frankfurt wurden 33 Wohnungen und Moscheen durchsucht und ein Terrorverdächtiger festgenommen.
Nicole Brevoord /
Gegen 4 Uhr morgens sollen in Hessen, mit dem Schwerpunkt auf dem Rhein-Main-Gebiet, rund 1100 Polizeibeamte bei einer Razzia gegen ein salafistisches Netzwerk im Einsatz gewesen sein. Insgesamt sollen 54 Wohnungen, Geschäftsräume und Moscheen, darunter alleine 33 Objekte in Frankfurt und 16 in Offenbach, durchsucht worden sein. Die Aktion wurde konzertiert von der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main, der Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main und des Hessischen Landeskriminalamts durchgeführt, es lag der Verdachts der Unterstützung einer ausländischen terroristischen Vereinigung und der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat vor. In diesem Zusammenhang wird gegen 16 Beschuldigte im Alter zwischen 16 und 46 Jahren ermittelt, ein Hauptbeschuldigter konnte in Frankfurt festgenommen werden. Dabei soll es sich um einen 36-jährigen Tunesier handeln, der dringend verdächtig ist, seit August 2015 als Anwerber und Schleuser für den Daesh (IS) tätig geworden zu sein und ein Netzwerk an Unterstützern aufgebaut zu haben. Das Ziel soll gewesen sein, einen Terroranschlag in Deutschland zu verüben. Laut den Ermittlern soll die sich die Anschlagsplanung noch in einer frühen Phase befunden haben, ein konkretes Anschlagsziel liege nicht vor.
Tatverdächtige hat sich von den Einsatzkräften des Hessischen Landeskriminalamts widerstandslos festnehmen lassen und wurde dem Ermittlungsrichter beim Oberlandesgericht Frankfurt am Main zur Verkündung des Haftbefehls vorgeführt. Inzwischen wurde publik, dass der in Frankfurt Festgenommene unter anderem bereits an einem Anschlag auf ein Museum in Tunis mit 21 Toten im März 2015 beteiligt gewesen sein soll.
Der Hauptbeschuldigte soll sich schon in den Jahren 2003 bis April 2013 im Bundesgebiet aufgehalten haben und im August 2015 als Asylsuchender erneut in die Bundesrepublik eingereist sein. Am 15. August2016 wurde der Mann bereits in Frankfurt festgenommen. Damals ging es um eine noch zu verbüßende Ersatzfreiheitsstrafe von 43 Tagen aus einer Verurteilung durch das Amtsgericht Frankfurt im Jahr 2008 wegen Körperverletzung. Außerdem lag ein Festnahmeersuchen der tunesischen Behörden zur Vorbereitung der Auslieferung des Hauptbeschuldigten nach Tunesien vor. Gegen den Tunesier wurde wegen des Anschlags auf das Bardo Museum in Tunis und des Angriffs auf die tunesische Grenzstadt Ben Guerdane Anfang März 2016 ermittelt. Nach dem Haftbefehl aus Tunis, ordnete das Oberlandesgericht Frankfurt die vorläufige Auslieferungshaft an. Der Hauptbeschuldigte verbüßte also ab dem 15. August 2016 zunächst die 43 Tage Ersatzfreiheitsstrafe aus der Verurteilung durch das Amtsgericht Frankfurt. Hieran schloss sich die Vollstreckung der vorläufigen Auslieferungshaft an. Da die tunesischen Behörden nicht in der vorgegebenen maximalen Frist von 40 Tagen die für die Auslieferung erforderlichen Unterlagen vorlegten, wurde der Hauptbeschuldigte am 04. November 2016 aus der Haft entlassen und der Auslieferungshaftbefehl des Oberlandesgerichts aufgehoben. Nach seiner Haftentlassung bis zu seiner Festnahme am 1. Februar wurde der Hauptbeschuldigte von Einsatzkräften des Hessischen Landeskriminalamts rund um die Uhr observiert.
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