Taksim Trio im Palmengarten

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detlef kinsler /

Der von der Wettervorhersage angekündigte, schönste Tag der Woche wurde der vergangenen Dienstag zwar nicht, aber immerhin blieb es trocken und war recht mild und versöhnte ein wenig für die letzten beiden Weltmusik im Palmengarten-Tage und brachte dann auch mehr Publikumszulauf. Das Taksim Trio hatte es auch verdient, denn es brachte ganz außergewöhnliche und auch besonders schöne Musik in die Orchestermuschel.


Erstaunlich, dass gerade einige „Spezialisten“ die Musik der Instanbuler als „langweilig“ empfanden, zu wenig dynamisch, kein Klangfarbenreichtum. Dabei hatte das Trio Dynamik, wechselte ständig die Tempi und auch Lautstärke. Trotz nur drei Instrumenten, der Baglama (eine türkische Laute in Birnenform, auch als Saz bekannt), Klarinette (vom Klang her schien es eine Altklarinette zu sein) und der orientalischen Zither Kanun, war die Musik dank des Improvisationstalente von Hüsnü Senlendirici, Ismail Tunçbilek und Aytaç Dogan virtuos wann immer die Drei die immer mal wieder eingestreute meditative Ruhe verließen. Da fiel dann auch mal der Begriff Jazz und die Assoziation zu „A Night At San Francisco“ kam auf. Das war mit Al diMeola, John McLaughlin und Paco deLucia zwar „nur“ drei Gitarristen am Start, aber die spielten sich ähnlich die Bälle zu wie das Taksim Trio.


Mag sein, dass die akustischen Instrumente allein genügten, um bei einigen Besuchern traditionelle Musik zu suggerieren. Aber die Biografie der Jungs vom Bosporus widerspricht dem eher. Denn Senlendirici spielte mal mit den Brooklyn Funk Essentials, den deutsche Ethno-Pop-Gründervätern Embryo und sein Instrumentalalbum gelangte in die türkischen Popcharts. Da darf man davon ausgehen, dass das Trio über genügend Stoff zum Zitieren verfügt und manche Passagen nicht zufällig wie Minimal Music à la Steve Reich oder Philip Glass klang (wie steht da so schön auf der Myspace-Seite: A Super.Ambient Journey deep into Soul...) oder gar eine rhythmische Phrasierung (so absurd die Umstehenden meine Eingebung auch gefunden haben mögen) an „Stayin` Alive“ von den Bee Gees erinnerte. Subjektive Empfindungen müssen sich objektiv nicht als „richtig“ erweisen.


Als in der Zugabe dann der türkische Teil des Publikums lauthals bei der Instrumentalmusik mitsang, dachte man, dass es sich da um ein türkisches Volkslied gehandelt haben müsse. Aber weit gefehlt. Wie gut, dass mit Ayefore-Bassist Tunç jemand greifbar war, den man da fragen konnte. So erfuhr man, dass das Taksim Trio hier (und auch schon vorher am Abend in Zitaten) dem bekanntestes weiblichen Star der türkischen Popmusik, Sezen Aksu (remember Fatih Akns Dokumentarfilm „Crossing The Bridge“), Tribut zollte. Aksu stammt zwar aus Izmir, aber der gespielte Hit hieß „Istanbul, Istanbul olal“. Und im Big Apple Osteuropas ist das Taksim Trio ja zuhause. Und der Taksim Platz dort ist der Times Square.


Foto © Kinsler


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