Siri Gjaere begeisterte im Bett

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detlef kinsler /

Manchmal ist es (auch) der Hype, der dich zu Konzerte wie Maria Mena und Vienna Teng treibt und du sagst dir hinterher, ah ja, ok, und weiter? Dann gibt es Konzerte wie das von Siri Gjaere, das hat man - dank des Engagements der Frauen vom Kfz in Marburg (immer einen Ausflug wert!), die - begeistert von der Norwegerin - ihr eine kleine Tour auch ohne Plattenfirmenunterstützung ermöglichten - auf dem Schirm, ist sich aber nicht wirklich sicher, ob man den Auftritt denn wirklich sehen muss und dann geht man aber hin und sieht eines der Konzerte des Jahres.


Wer gestern im Bett in Sachsenhausen war, wird wieder kommen und viele viele Freunde mitbringen, keine Frage. Denn selten hat man eine so gute, intonationssicher, souverän wie emotional interpretierende Sängerin mit kongenial musizierender Band bei exzellentem Sound (Asle Karstad gebührt da der Beifall) in Frankfurt gesehen, die mit unaufdringlichem einnehmenden Wesen ihre Geschichten erzählt und seien sie vom Hemdenbügeln für den Ex-Mann, der sich auf Partys immer mit Rotwein einsaute (und den den sie wohl nicht wirklich vermisst).


Siri, kein Teenie mehr, weshalb die Songs auch entsprechend lebenserfahren klingen, hat nichts mit den nordischen Jazzdiseusen gemein, am ehestens noch mit Kolleginnen wie Unni Wihelmsen oder Kari Bremnes. Das ist hohe Singer/Songwriter-Kultur, mit Folk- wie Country-Touch und bei aller Balladenvorlieben auch viel Rockpower. Gjaere singt nicht nur, sondern spielt auch E-Gitarre, Akustikgitarrist Jarle Bernhoft hat eine eigens konstruierte Klampfe mit zwei Basssaiten, weshalb er Bassist und Rhythmusgitarrist in einem ist. Schlagzeuger Tor Haugerud beherrscht die Dynamik im leisen Spiel. Und Fender Rhodes-Pianistin Maria Kannegaard (in ihrer Szene eine Legende) spielt ihr Instrument mit derlei viel Gefühl und heftigen Verfremdungen, dass im Zusammenspiel ganz eigene Klanglandschaften entstehen und plötzlich auch mal der eine oder andere Song "wegfliegt". Wer zum Teufel ist schon Ray Manzarek? Plötzlich kommt magisches wie hypnotischen Doors- und Pink Floyd-Psychedelic-Feeling auf...


Die Musiker nebst Mixer haben auch ohne lange Probephase ein fast blindes Verständnis füreinander. Was für ein Glücksfall von Band! Da ist viel viel Intuition im Spiel, und Spaß, und Gefühl. Dass Siri am Schluss Rufus Wainwright covert, passt ins Bild einer homogenen Performance, eines sinnlichen Abends und dem Wunsch, die Fünf mögen bald wieder kommen. Also: Namen unbedingt merken.


Foto: © Detlef Kinsler


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