Vor einem halben Jahr rief die Polizei Frankfurt die Einheit BAO-Bahnhofsgebiet ins Leben. Das erklärte Ziel: die Kriminalität eindämmen und das Sicherheitsgefühl der Bürger stärken. Die Polizei zieht ein positives Fazit.
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Drogenhandel auf offener Straße, Crackrauchende an jeder zweiten Ecke, marodierende Gruppen und herumziehende Bettler. Es war für jedermann offensichtlich, dass das Bahnhofsviertel eine schlechte Entwicklung genommen hat, weshalb auch der Druck auf die Politik endlich zu handeln zugenommen hatte. Darum wurde vor einem halben Jahr von der Polizei die Besondere Aufbauorganisation (BAO) gegründet. Personal der Polizei wurde von anderen Einsatzorten abgezogen, um gezielt im Bahnhofsviertel für Ordnung zu sorgen. Passiert ist in den vergangenen Monaten einiges. So teilt die Polizei mit, sie habe durchschnittlich jeden Tag 210 Personen kontrolliert. Gegen jede neunte davon laufe eine Anzeige. Von den 24 Anzeigen am Tag handele es sich um durchschnittlich 13 Strafanzeigen wegen Betäubungsmittelverstößen und vier wegen aufenthaltsrechtlicher Delikte. Etwa zehn Personen werden wegen weiterer polizeilicher Maßnahmen vorübergehend mit auf die Dienststelle genommen und vier Personen werden verhaftet.
Insgesamt habe die Frankfurter Polizei rund 100.000 Einsatzstunden abgeleistet, rechne man die Bereitsschaftspolizei dazu, seien es gar 130.000 Einsatzstunden gewesen. Insgesamt seien dabei 4300 Anzeigen gefertigt und insgesamt über 14 kg Rauschgift sichergestellt worden, darunter 240 Gramm Crack, 520 Gramm Kokain, 700 Gramm Heroin, 7,7 Kilogramm Marihuana, 1,7 Gramm Haschisch und 3,2 Kilogramm Amphetamin.
Es sei gelungen, die Strukturen der Szene aufzuhellen und täterorientierte Ermittlungsverfahren einzuleiten. Der offene Handel in Form von großen und aggressiven Dealergruppen auf der Straße sei eingedämmt worden, sagt zumindest die Polizei. Als Passant aber kann man immer noch Dealer auf der Straße beobachten. Dennoch ist sich die Polizei sicher, die Szene sei verkleinert worden und halte sich sehr viel seltener in der B-Ebene des Hauptbahnhofs auf. Außerdem sei die Straßen- und Allgemeinkriminalität durch die Polizeipräsenz deutlich zurückgegangen: Fälle von Diebstahl aus Gaststätten und Hotels wurden um 49 Prozent, Taschendiebstahl um 44 Prozent, Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung um 43 Prozent, gefährliche Körperverletzungen um 23 Prozent und Widerstände gegen Vollzugsbeamte um 35 Prozent reduziert.
Die Polizei könne aber nicht alleine für eine nachhaltige Verbesserung der Situation sorgen. Es sei eine ganzheitliche Betrachtung gefragt und eine eng verzahnte Zusammenarbeit aller beteiligten Kooperationspartner. „Die Arbeit in der BAO ist ein gewaltiger Kraftakt für alle Beschäftigten in unserer Behörde und es erfüllt mich mit Stolz, diesen höchst motivierten Beamten vorstehen zu dürfen", sagt Polizeipräsident Gerhard Bereswill. Dieser hatte auch zugegeben, dass sobald die Polizeipräsenz nachlasse, sich schnell wieder die alten Strukturen im Bahnhofsviertel zeigen würden. Gleichzeitig könne die Konzentration an Personal auf die BAO nicht dauerhaft aufrechterhalten werden. Eine dauerhafte Lösung für mehr Sicherheit im Bahnhofsviertel steht damit noch aus.