Das Projekt „Junior-Ingenieur-Akademie“ an der Frankfurter Ziehenschule soll helfen, Schüler für Naturwissenschaft und Technik zu begeistern. 16 Schüler lernten zwei Jahre lang etwa, wie man einen Roboter baut.
Laura Sommerfeld /
Mit einem Laptop ausgestattet sitzt die Gruppe von Simon und Peter vor ihrem mobilen „Schneideroboter“. Zusammen entwickelten sie ihre Idee. Es entstand ein Roboter, der sich auf vier Rädern fortbewegen kann und mit einem heb- und senkbaren Arm ausgestattet ist. Das entscheidende aber ist eine mit Klingen bestückte rotierende Scheibe am Ende des Armes. Die Zukunft ihrer „Erfindung“ sehen sie in der Metall- und Stahlindustrie, oder bei Rodungsarbeiten. Der mobile Roboter fährt auf den Rädern beispielsweise an einem Stahlrohr oder Baumstamm entlang und schneidet den jeweiligen Gegenstand in gleich große Teile. Auch die Gruppe von Nils und Julian hat sich etwas einfallen lassen. Auf einer grünen Linie entlang fährt ihr „Aufräum-„ oder „Sortierroboter“. Ähnlich wie ein Schneepflug schiebt das kleine Gerät einen Legostein vor sich her. Trifft es auf einen grünen Stein, schiebt es diesen auf der grünen Linie entlang bis zum Ende, wo sich später in der Praxis das entsprechende Lager befinden soll, in das die Fracht gebracht wird. 16 Schülerinnen und Schüler der Ziehenschule haben an dem Projekt „Junior-Ingenieur-Akademie“ in den vergangenen beiden Jahren teilgenommen. Zwei Mädchen und 14 Jungen der Jahrgangsstufen neun und zehn haben vier Halbjahre lang die Möglichkeit gehabt, sich einen Einblick in die Bereiche Maschinenbau, Elektrotechnik und erneuerbare Energien zu verschaffen. Sie beschäftigten sich mit Robotik, Sensorik und alternativen Energien, pro Halbjahr ein Thema. Im vierten und letzten Teil stand der Bau eines Roboters auf dem Plan. An die Themen wurden die Schüler auf verschiedenen Ebenen herangeführt. Zum einen erhielten sie im Rahmen einer Wahlpflichtveranstaltung fachspezifischen Unterricht, drei Stunden pro Woche und etwa 60 pro Halbjahr. Neben dem sowohl theorie- als auch praxisbezogenen Schulunterricht hatten sie auch die Möglichkeit, in der Fachhochschule Frankfurt (FH) einen Einblick in die Ausbildung von Ingenieuren, Technikern und Wissenschaftlern zu bekommen. Außerdem standen ihnen die Hochschullabore für eigene Versuche zur Verfügung. Sie unternahmen außerdem Betriebsbesichtigungen, Workshops und einwöchige Praktika. Die „Junior-Ingenieur-Akademie“ startete 2009 als Kooperationsprojekt der Stiftung Polytechnische Gesellschaft, der Deutschen Telekom Stiftung und der Ziehenschule. Einen maßgeblichen Anteil bei der Realisierung des Projekts haben auch die FH sowie die in Frankfurt ansässigen Unternehmen Continental Division Chassis & Safety, die Mainova sowie Siemens. Die Ziehenschule ist das erste Gymnasium Hessens, das an diesem Projekt teilnimmt. Ab 2011 soll nun jedes Jahr eine weitere „Junior-Ingenieur-Akademie“-Klasse an den Start gehen. Zum nächsten Schuljahr bewarben sich ganze 78 Technikinteressierte zwischen 14 und 16 Jahren, von denen am Ende wieder 16 Schüler die Möglichkeit bekommen, ihre handwerklichen und technischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. „In den Ingenieurwissenschaften fehlt der Nachwuchs“, erklärte Tobias Ullrich, Projektleiter der Stiftung Polytechnische Gesellschaft. Daher sei es Ziel des Projekts, „junge Menschen schon in der Schule für Technik zu interessieren. Wir möchten in Kooperation mit den Unternehmen Technik zum Anfassen machen.“ So versuche man, den Schülern vor dem Wechsel in die Oberstufe die Wahl eines naturwissenschaftlichen Leistungskurses schmackhaft zu machen - in der Hoffnung, dass sie mit bestandenem Abitur auch ein Studienfach aus diesem Bereich ergreifen und so ihre berufliche Laufbahn ebenfalls zugunsten der Natur- oder Ingenieurswissenschaften ausrichten, so der Fachbereichsleiter Martin Kohn. Das Pilotprojekt „Junior-Ingenieur-Akademie“ an der Ziehenschule geht nun zu Ende. Am kommenden Mittwoch, 8. Juni, werden die Schüler ihre Roboter in einer Abschlusspräsentation in der Aula der Ziehenschule vorstellen. Neugierige und Interessierte sind herzlich willkommen.