Refresh your mind! - der Städelschule Rundgang' 07

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„Der Bedarf nach Frischfleisch auf dem Kunstmarkt ist groß“, kritische Worte fand Christa Näher, Malerin und langjährige Professorin an der Frankfurter Städelakademie, zum Auftakt des am Freitag eröffneten Rundgangs 07. Seit sich Sammler und Galeristen immens für die Städelschulstudenten interessieren, und sich vermehrt unter die rund 10.000 Besucher des Rundgangs mischen, wurde die Frage für die Studenten immer wichtiger: Wie sich richtig präsentieren? Auch John Baldessari, seit den 60ern ist der Künstler in Amerika erfolgreich und wie ihn Städelschuldirektor Daniel Birnbaum vorstellte, ebenso lang ein passionierter Kunstprofessor, bemerkte: „Viele der hier gezeigten Arbeiten könnten gut in einem Kunstverein hängen“. Ähnlich professionell wie in einer Institution stellen über 150 Studenten ihre Positionen in ihren Ateliers vor. Schien noch im Vorjahr die Präsentation oft wichtiger als das Werk, ist diese Situation nun eine andere. Florian Heinkes „Black Pop“-Wandbilder - coole Typen in Feinrippunterhemden sind hier sichtlich inspiriert von den verlebten Rebellen des Cinema Noir - fanden selbstverständlich gleich das Interesse eines Sammlers. Malerei beherrscht aber nicht mehr nur das Bild beim Rundgang. Frische Ideen im Wortsinn offerieren die StudentenInnen: Plamen Bontchev etwa fordert zu einer Pumpaktion auf. Sobald man die Luftpumpe betätigt, wird Luft durch ein Ventil, oberhalb einer Fotografie, geblasen. Zwar bleibt das Gummiboot auf dem Foto weiterhin schlaff am Main liegen, aber so Bontchev: „Den Betrachter nahe an die Fotografie heranzuführen, war mein Ziel“. „Refesh your mind“ ist nicht nur Bontchevs Motto. Anna Lina Billinger hat ihr Fahrrad umgerüstet und wie ihr Video Eingangs der Kunsthochschule demonstriert, spritz sie sich bei einer Fahrt durchs Bahnhofsviertel das Gesicht allmählich pudelnass. Ideenkunst, die von solch hintergründig absurdem Humor lebt, hat einen anderen Wert, als die hoch am Kunstmarkt gehandelte Malerei. Fazit: Sie suchen und experimentieren also doch - die Studenten der Städelschule und distanzieren sich mit einem Chaos das Simon Fujiwara in seinem Atelier veranstaltet von der hübsch funktionalen Designerwelt.


Rundgang 07 und das Film- und Performanceprogramm bis Sonntag (10-20 Uhr, zwischen Dürer- und Daimlerstraße).

Text: Hortense Pisano. Foto: Harald Schröder


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