Frankfurt hat sich vor 100 Jahren neu erfunden. Ernst May legte seinen „Masterplan" für das Neue Frankfurt vor und setzte ihn um.
Jasmin Schülke /
Das Jahr 1925 markiert den Beginn eines der größten städtebaulichen Projekte der Moderne: das Neue Frankfurt. Das wird in diesem Jahr mit Ausstellungen und Veranstaltungen groß gefeiert. Frankfurt hat sich vor 100 Jahren neu erfunden – aus der Not heraus. Die Stadt war gebeutelt von der Inflation und der Wohnraum war knapp.
Der ein Jahr zuvor gewählte Oberbürgermeister Ludwig Landmann fackelte nicht lange. Der von ihm eingesetzte Stadtbaurat Ernst May legte einen – heute würde man sagen: Masterplan – vor, der allerdings im Gegensatz zu manchen Masterplänen diesen Namen wirklich verdiente. Warum? Weil hier eine Vision verdeutlicht und kein Klein-Klein skizziert wurde. Innerhalb weniger Jahre entstanden über 12 000 Wohnungen und nicht zuletzt gab es ein übergeordnetes Prinzip: Die Lebensumstände der Menschen sollten grundlegend verbessert werden.
Wenn das nicht frühes „Design for Democracy“ ist! Doch wie ist es heute um das kulturelle Erbe unserer Stadt bestellt? „Die Wohnungsfrage ist mittlerweile nicht nur eine soziale, sondern auch ökologische geworden. Viele Gebäude müssen saniert werden“, sagt Matthias Wagner K, Direktor des Museum Angewandte Kunst. Und sonst? Wohnraum ist auch heute knapp, viele Menschen können sich außerdem eine Wohnung in Frankfurt nicht leisten und ziehen ins Umland.
Allerdings stehen 13 000 Wohnungen in Frankfurt leer, davon gehören genau 159 der Stadt. Warum das so ist? Oft dauern Sanierungen länger als geplant. Zudem fehle es an Personal, ist von den Verantwortlichen zu hören. Allerdings wird Wohnraum heute auch so stark wie noch nie als Kapitalanlage genutzt. Große Konzerne wirtschaften nicht im Sinne des Gemeinwohls, sondern im Sinne der Aktionäre. Der übergeordnete Gedanke, die Verbesserung der Lebensumstände der Menschen, existiert hier nicht. Es ist Zeit für ein Neues Frankfurt!