Erstmals seit ihrer gemeinsamen Pressekonferenz Anfang vergangener Woche, traten die vier abtrünnigen SPD-Landtagsabgeordneten gestern gemeinsam in der ARD-Sendung „Beckmann“ auf. Dort verteidigten Dagmar Metzger, Carmen Everts, Silke Tesch und Jürgen Walter (Foto) ihre Entscheidung, Andrea Ypsilanti nicht zur neuen hessischen Ministerpräsidentin zu wählen.
Es sei eine „Gewissensentscheidung“ gewesen. „Wir fühlten uns total unwohl, eine Regierung mitzutragen, wo wir von Anfang an dagegen waren“, so Tesch. Ypsilantis Erzrivale Walter gab zu, dass die Entscheidung gegen die Parteivorsitzende hätte früher fallen sollen, verteidigte sie aber dennoch: „Ganz am Ende stehen Sie vor der schwierigen Frage: Entscheiden Sie spät etwas Richtiges zu tun oder spät etwas Falsches?“ Für ihn stand fest, er wolle nichts Falsches tun.
Sowohl Metzger, die seit der Landtagswahl im Januar als Stimmverweigerin festgestanden hatte, als auch Tesch und Everts gaben an, sich als „Störerin“ gefühlt zu haben. Der Entschluss gegen Ypsilanti sei auch deshalb so spät gefallen, da man bis zum Schluss geglaubt habe, parteiintern etwas ändern zu können. „Neuwahlen habe ich sicherlich nicht gewollt“, so Metzger.
Walter, der mit der ehemaligen CDU-Pressesprecherin verheiratet ist, wies Spekulationen, er habe Angebote aus dem CDU-Umfeld bekommen, scharf zurück. „Das sind die verletzendsten Vorwürfe, die es überhaupt gibt“, sagte er. Die Entscheidung sei existenziell gewesen, da er nun sein Mandat und seine Parteiämter verliere. Tesch hingegen erhob ihrerseits Anschuldigungen gegen Ypsilanti selbst. Sie habe ihr eine Woche vor dem Parteitag angeboten, dass sie nach der Regierungsübernahme Vizepräsidentin des Landtags werden könne.
Die Aussichten für den neuen SPD-Spitzenkandidaten Thorsten Schäfer-Gümbel, hält Walter für gering. Zumindest könnten sie besser sein, hätte Ypsilanti ihm auch den Parteivorsitz oder den Fraktionsvorsitz überlassen, so Walter.
Schäfer-Gümbel nahm heute in einem ARD-Interview seine Parteichefin gegen solche Vorwürfe in Schutz. Er habe momentan schlicht keine Zeit, sich mit den Aufgaben, die diese Ämter mit sich brächten, zu befassen. Der kurze Wahlkampf werde in den kommenden Wochen seine gesamte Energie in Anspruch nehmen.