Rauch auf dem Römerberg

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Nils Bremer /

Die Gastwirtin Luzie Hartel hatte schon kurz nach Einführung des Rauchverbots ihrem Ärger Luft gemacht: eine Unterschriftenliste mit protestierenden Kollegen aus Bornheim war rasch gefüllt, gut 200 Namen hat sie mittlerweile beisammen. Heute nun ihr großer Auftritt auf dem Römerberg: zur Demonstration gegen das Rauchverbot hatten sich einige hundert Protestraucher eingefunden - nicht ganz so viele wie die erwarteten 1000 bis 5000. "Kneipen tot, Stadt tot", rief Frau Hartel den Menschen zu. Sie selbst hat in ihrem Lokal "Lebensfreude pur" Verluste von über 50 Prozent. "Da bin ich kein Einzelfall", sagt sie. Ihre Forderung: in Einraumkneipen sollen die Wirte selbst entscheiden können, ob sie Rauchen zulassen oder nicht. Sie gibt sich guter Hoffnung, dass die CDU-Landesregierung noch einmal mit sich reden lässt. "Wir kämpfen für die Demokratie", sagt sie. Das Rauchverbot: eine Einschränkung der Bürgerrechte und zudem verfassungswidrig. Auch in Sachsenhausen hatten die Gastwirte in den vergangenen Wochen jeden Montag zu Demos aufgerufen. Heute auf dem Römerberg trafen beide Frankfurter Protestgruppen nun zusammen. Von ihrer ursprünglichen Forderung, das Gesetz ganz zurückzunehmen sind die Gastronomen jedoch wieder abgekommen: sie fordern Änderungen, um kleine Gastronomen, wie sie sagen, vor dem Ruin zu bewahren.


Die große Politik will von Änderungen am Gesetz derzeit nichts wissen. Nur die FDP glaubt im Wahlkampf Punkte sammeln zu können. "Der Zuspruch aus der Bevölkerung ist sehr gut", so der Landtagsabgeordnete Florian Rentsch, der neben Hartel eine Ansprache auf dem Römerberg hielt. Zusammen mit der Frankfurter Abgeordneten Nicola Beer hatte Rentsch Anfang September für eine Änderung des Nichtraucherschutzgesetzes Stimmung gemacht. "Es gibt nun mal Kneipen, in denen nur Raucher sitzen - wen will der Staat da denn vor dem Passivrauchen schützen", fragte Rentsch.


Auf dem Römerberg war zu beobachten, dass der Protest über alle ideologischen Grenzen hinweggeht: auf der einen Seite zogen Linksalternative ihre Kippen durch und hielten Plakate hoch, auf der anderen postierten sich Rechtsaußen wie der Stadtverordnete der Republikaner, Michael Langer. Von den Passanten hingegen wollten sich nur wenige dem Protest anschließen. "Mit dem Rauchverbot hab ich mich schon abgefunden", sagt zum Beispiel Harald Tauber aus Wiesbaden. Eine New Yorker Touristin kann den Aufruhr nicht verstehen: "Bei uns gibt es das Rauchverbot schon ewig", sagt sie. "Und es kommt mir nicht so vor, als wären die Bars weniger geworden."

Luzie Hartel ficht das nicht an: "Wir bekommen die Umsatzeinbußen direkt mit, lange wird es nicht dauern bis die ersten Kneipen schließen müssen." Und sie gibt sich versöhnlich: "Ich habe ja nichts dagegen, dass in Restaurants und größeren Cafés das Rauchen eingeschränkt wird. Nur in kleinen Gaststätten, die es sich nicht leisten können, einen Raum zum Raucherzimmer umzugestalten oder zusätzliche Räume anzumieten, da sollte es doch bitte uns überlassen sein, ob geraucht wird oder nicht."


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