Der Wahlkampf wird immer kreativer - wenn auch die Methoden nicht unbedingt mehr Sinn ergeben. Am Samstag will die Bürgerinitiative Pro Rennbahn für den Erhalt der Galopprennbahn demonstrieren - vor der DFB-Zentrale.
Lukas Gedziorowski /
Der Renn-Klub hat das JOURNAL FRANKFURT leider aus dem E-Mail-Verteiler genommen, nachdem wir uns darüber beklagt haben, dass der Verein Ostern am Karsamstag stattfinden lässt. Das ist zwar schade, aber als professionelle Journalisten nehmen wir das nicht persönlich, holen uns unsere Informationen selbst und sind trotzdem immer dabei, wenn zum Beispiel auf dem Römerberg der Wahlkampf für den Bürgerentscheid zur Galopprennbahn eröffnet wird: mit Alphörnern, Schweizer Käse und zwei Chinesen, die versuchen sich gegenseitig umzubringen. Ein Riesenspektakel - samt Polizeigroßeinsatz.
Der Renn-Klub und die Bürgerinitiative Pro Rennbahn scheuen keine Mühe, um die Aufmerksamkeit der wahlberechtigten Frankfurter zu bekommen. Ob mit seltsamen Slogans auf ihren Plakaten ("Weck den Schweizer in dir!") oder unlustigen Aprilscherzen, in denen sie die Rennbahn gegen den Palmengarten ausspielen - ganz zu schweigen von den fragwürdigen Behauptungen, die verbreitet werden und jeglicher seriösen Grundlage entbehren.
Egal: Als Profis geben wir die Dinge wieder, wie sie sind. Und lassen der Fairness halber auch die Gegenseite zu Wort kommen. So kann uns keiner den Vorwurf machen, wir würden bösartige, einseitige Hetze betreiben oder dass wir von Stadt oder DFB finanziert seien. Aber wenn wir von der neuesten Wahlkampf-Aktion lesen, können wir sie beim besten Willen nicht ernst nehmen.
Am Samstag (15.15 Uhr) wollen die Pferdefreunde demonstrieren. Auf Pferden, das liegt nahe. Und wo? Nicht weit von der Rennbahn entfernt, da wo der "Feind" sitzt: der Deutsche Fußball-Bund. Der hat seine Zentrale in der Otto-Fleck-Schneise, also mitten im Wald. Viel Publikumsverkehr wird nicht zu erwarten sein, außer vielleicht ein paar Spaziergänger, die sich zufällig da hin verirren.
Apropos: Am Sonntag findet mal wieder ein Renntag statt. Der erste in diesem Jahr. Einer von fünf. Es sind schon mal mehr gewesen, aber die besten Zeiten sind lange vorbei. Wer nichts Besseres zu tun hat, kann dort sein Geld verwetten, während er dabei zusieht, wie ein paar arme Tiere um den Platz gescheucht werden. Nutzen Sie die Chance, bald könnte Schluss mit dem Vergnügen sein. Angekündigt ist auch die Band "Vielleicht Anna", die bestimmt ihr lokalpatriotisches Lied "Die Stadt am Main" spielen wird. Vielleicht sollten am Sonntag mal ein paar DFB-Fans vorbeikommen und auf dem Golfplatz in der Mitte der Rennbahn ein bisschen Fußball kicken. Mal sehen, wie die Pferdefreunde das finden.
(Bei dem Artikel handelt es sich um eine korrigierte Fassung.)