Sie hat es getan. Sie hat sich ausgezogen, und es hat nicht funktioniert, nicht beim ersten Anlauf. Begonnen hat das Konzert der „Gender-Elektro-Ikone“ Peaches auf dem Balkon im Theatersaal des Mousonturms, da stand sie und lehnte sich über das Geländer, warf ein Bein hinüber und der Saal war schon aus dem Häuschen, bevor sie zwei Minuten gesungen hatte. Sie hebt sie Arme, spreizt die Beine, und ihr gelingt das seltene: bei allem Ungelenken verliert sie nie die Kontrolle, wird sie nie zum ungebrochenen Objekt der Begierde. Peaches schaut zurück, und auch eine Scheinwerferbatterie blendet das Publikum schmerzhaft, das sich keinen Moment sicher wähnen kann mit seinem Voyeurismus: „You came to hear it! You came to see it!“ Als sie dann den silbernen Catsuit auszog und darunter rote Wäsche blitzte, blieb sie einen Moment hängen. Und verlor doch nicht an Souveränität. Eine charismatische Show mit trashigem Sound, bester Atmosphäre und Sex an jeder Ecke: Nichts anderes haben wir erwartet. Esther Boldt