Biontech-Gründerin und -Gründer Özlem Türeci und Uğur Şahin und Biochemikerin Katalin Karikó werden mit dem Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis ausgezeichnet. Im Fokus steht ihre mRNA-Forschung, durch die auch der Corona-Impfstoff entwickelt wurde.
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Biochemikerin Katalin Karikó und Biontech-Gründerin und -Gründer Özlem Türeci und Uğur Şahin werden mit dem renommierten Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis ausgezeichnet. Wie der Stiftungsrat der Paul-Ehrlich-Stiftung am Dienstag mitteilte, erhalten sie den Preis für ihre „Erforschung und Entwicklung von messenger-RNA (mRNA) zu präventiven und therapeutischen Zwecken“. Mithilfe ihrer Forschungsergebnisse konnten sie unter anderem im vergangenen Jahr einen mRNA-Impfstoff gegen das Coronavirus entwickeln.
Karikó beschäftigt sich seit mehreren Jahrzehnten mit der Erforschung von RNA. Während sich die Forschung in den 1990ern vor allem auf DNA konzentrierte, versuchte sie, mithilfe von RNA die Proteinproduktion in lebenden Zellen anzuregen und damit Menschen mit Proteinmangel, beispielsweise bei Mukoviszidose, zu helfen.
Ärztin Özlem Türeci und Arzt Uğur Şahin kommen ursprünglich aus der Krebsforschung und fokussieren sich seit Mitte der 1990er auf die Entwicklung eines Krebsimpfstoffs. Im Jahr 2006 gewannen sie mit ihren publizierten Forschungsergebnissen den Go.Bio-Wettbewerb des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und gründeten daraufhin zwei Jahre später die Firma „BioNTech“. Seit 2014 ist auch Katalin Karikó Teil des Unternehmens. Özlem und Şahin konnten in ihrem Unternehmen einen mRNA-Impfstoff entwickeln, der sich „maßgenau an das genetische Profil des Tumors eines Patienten“ anpasst und auf jede Krebsart anzuwenden ist, wie die Paul-Ehrlich-Stiftung erklärt. Auf das dabei erprobte Prinzip und die Forschung Karikós hätten sie nun bei der Entwicklung des Corona-Impfstoffs zurückgreifen können.
Die erforschte mRNA bezeichnet sogenannte Botenmoleküle, die aufgrund ihrer Instabilität und ihrer niedrigen Proteinproduktion lange nicht für die pharmazeutische Nutzung infrage gekommen seien, so das Institut. Wird es von außen eingesetzt, werde es vom Immunsystem zudem häufig als Eindringling bewertet. Die Preisträger:innen hätten „eine Technologieplattform etabliert, die in Teilbereichen der Medizin einen Paradigmenwechsel einleiten dürfte – von einer externen Applikation von Impfantigenen oder therapeutisch wirksamen Proteinen hin zu deren interner Produktion in den Körperzellen der Patienten“, so die Paul-Ehrlich-Stiftung. Vor allem die „spektakulär schnelle“ Entwicklung des Corona-Impfstoffs hab sich dabei als „herausragender Erfolg“ erwiesen.
Der Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis ist nach Angaben der Paul-Ehrlich-Stiftung der renommierteste Medizinpreis Deutschlands. Er wird traditionell am 14. März, dem Geburtstag Paul Ehrlichs, in der Frankfurter Paulskirche verliehen und ist mit 120 000 Euro dotiert. Seit 1952 verleiht die Frankfurter Stiftung den Preis an Forscherinnen und Forscher, die insbesondere in den Bereichen der Immunologie, der Krebsforschung, der Hämatologie, der Mikrobiologie und der Chemotherapie „besondere Verdienste“ erworben haben.