Aufgebrachte Orchestermusiker haben am Sonntag an der Oper Frankfurt die Premiere von Guiseppe Verdis Oper „Die Räuber“ bestreikt. Die Aufführung fand aber dennoch statt - mit Klavierbegleitung - und wurde vom Premierenpublikum mit tosendem Applaus gefeiert. Wie ein Sprecher des Museumsorchesters dem JOURNAL sagte, legten damit zum ersten Mal in Frankfurt seit Jahrzehnten bei einer Premiere die Musiker ihre Arbeit nieder. Auch ältere Orchestermitglieder konnten sich an eine derart ungewöhnliche Aktion nicht erinnern.
Nach Angaben der Oper besuchten trotz des Streiks rund 85 Prozent des Gäste die Vorstellung. Nur 15 Prozent gaben ihre Karte zurück und können sich dafür eine andere Aufführung ansehen, wie Sprecher Holger Engelhardt mitteilte. Geschäftsführer Bernd Fülle bezeichnete die Arbeitskampf-Maßnahme als „vollkommen unangemessen“. Jean-Marc Vogt von der Arbeitskampfleitung der Musiker sagte, den Musikern sei keine andere Wahl geblieben. Man sei bereit, auch noch weitere Vorstellungen zu bestreiken.
Mit dem Streik reagieren die Musiker auf den aktuellen Tarifkonflikt, nachdem Mitte Oktober die Gehaltsverhandlungen für die 90 deutschen Opern- und Konzertorchester gescheitert waren. Mehr als 200 Warnstreiks und Protestaktionen an 80 Standorten habe der als Arbeitgeberverband agierende Deutsche Bühnenverein nicht ernst genommen, teilte die Deutsche Orchestervereinigung am Sonntag mit. Neben Frankfurt wurden am Wochenende auch in Stuttgart Vorstellungen bestreikt.
In Darmstadt hatten bei der Ballett-Premiere von „Carmina Burana“ bereits am Samstag Orchestermusiker auf ihre Lage hingewiesen und mit Streiks gedroht. Die Veranstaltung wurde aber trotzdem gespielt.