Öko-Trends

Bio nur wenn's passt

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Die Soziologin Birgit Blättel-Mink von der Frankfurter Goethe-Uni zeigt in einer Konsum-Studie: Bio ist ein Trend unter Besserverdienern - aber nur, solange man nicht verzichten muss.

red /

Sind Sie ein Lohas? Ein Mensch, der dem "Lifestyle of Health and Sustainabilty" folgt, also Wert auf Gesundheit und Nachhaltigkeit legt? Dass es mit dem Verantwortungsbewusstsein für den Klimawandel im deutschen Bildungsbürgertum doch nicht so weit her ist, wie allgemein behauptet, hat jetzt die Frankfurter Soziologin Birgit Blättel-Mink von der Goethe-Universität festgestellt. Blättel-Mink betrachtet das Konsumverhalten unterschiedlicher sozialer Schichten. Im Zentrum steht dabei das Thema Nachhaltigkeit: Wie steuert das Umweltbewusstsein den Lebensstil?
Grundsätzlich lebt der Durchschnittsdeutsche auf großem Fuß: Sein „ökologischer Fußabdruck“ - der umfasst den Energie- und Wasserverbrauch, die Luftverschmutzung und den Nahrungsmittelverbrauch – ist mit 4,7 Hektar neun Mal größer als der eines Afrikaners. Würden alle Menschen so leben, wären Blättel-Minks zufolge „zweieinhalb Erden“ notwendig, um den ökologischen Supergau zu vermeiden.
Und wer ist Schuld an dem Schlamassel? Nein, nicht allein das ungebildete Prekariat, das sich die Sojaschnitzel aus dem Bio-Supermarkt nicht leisten kann. Blättel-Minks hat unter anderem die Gruppe der jungen, gut ausgebildeten Besserverdiener unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Die „Postmateriellen“ oder „Modernen Performer“, wie die Wissenschaftlerin sie nennt, kaufen zwar häufiger umweltgerechte Produkte und trennen ihren Müll, sind aber kaum bereit, auf Luxus und Komfort wie Fernreisen und große Familienkutschen zu verzichten – und belasten eben damit die Umwelt in hohem Maße.
Der (halbherzige) Öko-Trend unter Vertretern mit mittlerem bis hohem Einkommen wächst sich aus: Eine Befragung des Heidelberger Sinus-Instituts ergab, dass sieben Prozent der Interviewten dem „sozial-ökologischen Lebensstil“ zuzurechen sind – „inwieweit wir es mit einem Trendmilieu zu tun haben, wird sich künftig zeigen“, so Blättel-Minks.


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