Nachwuchs bei den Greifstachlern

Vorsicht, stachelig!

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Die Greifstachler im Zoo haben Nachwuchs. Noch sieht der knapp ein Monat alte Sprössling weich und niedlich aus, doch bald wird auch bei ihm das Hauptmerkmal voll ausgeprägt sein: die spitzen Stacheln.

Martina Schumacher /

„Das sind Stachelschweine!“, ruft ein Kind aufgeregt im Grzimekhaus des Frankfurter Zoos, als es an das Fenster tritt. Andere Kinder laufen schnell herbei, in Begleitung einer Betreuerin, die aufklärt: „Das sind Greifstachler, keine Stachelschweine.“ Die Blicke der Kinder wandern zu der Tier-Familie im Gehege. Die Gruppe hat Glück, bei ihrem Besuch im Zoo können sie auch gleich den jüngsten Tier-Nachwuchs bestaunen - denn die Greifstachler haben vor knapp einen Monat ein Junges bekommen.

Vater Fletcher schläft seelenruhig ganz oben auf einem Ast und Mutter Joppi kriecht am Boden herum. Die dunklen Stacheln der Greifstachler sind an den Spitzen hell und ein bisschen erinnern sie deshalb auch an Stachelschweine. Was sie aber besonders von diesen unterscheidet ist der lange Schwanz, die kleinen Augen und die große Nase mit den langen Härchen. Das kleine Jungtier ruht etwas abseits von den Eltern. Die Stacheln sind bei ihm noch nicht ganz ausgeprägt, denn sein Fell ist größtenteils noch rostbraun und weich. Doch schon bald wird es genauso viele Stacheln haben wie seine Eltern und dem Namen des Greifstachlers alle Ehre machen.

Greifstachler sind nachtaktive Nagetiere, die mit den Stachelschweinen und Meerschweinen verwandt sind. Ihren Namen haben sie ihrem fast körperlangen Schwanz zu verdanken, der sich nach oben aufrollt und als zusätzliches Greifwerkzeug das Klettern absichert. Sie leben in Trinidad und in den Regenwäldern des nördlichen und östlichen Südamerikas fast ausschließlich in Baumkronen. Weil sie nicht springen, müssen sie ab und zu auf den Boden um den Baum zu wechseln. Mit ihren kleinen Augen sehen sie sehr schlecht, doch dafür ist ihr Geruchs- und Gehörsinn wie bei anderen nachtaktiven Tieren sehr ausgeprägt. Zu ihrer Nahrung gehören Nüsse, Mais, Obst und Gemüse.

Neugeborene Greifstachler kommen nach rund 203 Tagen Tragzeit mit ganz weichen Haaren zur Welt, damit es die Mutter und sich selbst bei der Geburt nicht verletz. Mit der Zeit härten die Stacheln aus, denn diese haben wie bei Igeln und Stachelschweinen eine ganz bestimmte Funktion: Sie dienen zum Schutz des Tieres. Die spitzen Stacheln lösen sich bei Gefahr leicht ab und bohren sich dann tief in das Fleisch des Angreifers.

Doch so gefährlich sie sich auch anhören… niedlich sehen die Greifstachler schon aus mit ihren kleinen Augen und der großen Nase. „Eigentlich müssten sie Nasentiere heißen, weil sie so eine knubbelige Nase haben“, sagt Zoodirektor Manfred Niekisch und erklärt, dass es im Grunde ganz zahme Tiere sind und sich auch aus der Hand Füttern lassen. Aber ohne Handschuhe sollte man sie trotzdem nicht anfassen.

Für Mutter Joppi ist das Jungtier, das am 7. November zur Welt kam, das zehnte Baby. „Joppi ist eine erfahrene und gute Mutter, soweit man das bei den Greifstachlern sagen kann“, erklärt Niekisch. Denn nach der Geburt kommt die Mutter nur noch zum Kind, um es bis zum dritten Monat mit Muttermilch zu ernähren. Wer lange genug vor dem Gehege im Grzimekhaus bleibt, kann deshalb auch einen Kontakt zwischen Mutter und Kind beobachten: Mutter Joppi verlässt ihren bisherigen Platz auf dem Ast und klettert zu einem anderen, wo sich der Sprössling ihr schon entgegensteckt. Mit der Nase und den Vorderläufen streicheln sie sich gegenseitig.
Einen Namen hat der Nachwuchs aber noch nicht, denn die Pfleger konnten aufgrund der Stacheln das Tier nicht in die Hand nehmen und das Geschlecht identifizieren. Deutschlandweit ist der Frankfurter Zoo der einzige, der Greifstachler hält. Ein Besuch im Grzimekhaus sind die Tiere deshalb schon wert bevor das Jungtier abgegeben wird, denn mehr Greifstachler könne der Zoo nicht halten.

Für das Grzimekhaus allgemein hat Niekisch auch schon einige Neuerungen geplant. Neben neuen Schildern und Beschilderungssystemen kämen in Zukunft auch Außengehege hinzu, damit die Tiere frische Luft bekommen und in der Sonne liegen können.


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