Ausverkauft hieß die Nachricht schon Tage vorm Start des 38. Deutsche Jazzfestivals im Sendesaal des Hessischen Rundfunks. Und auch auf der Litfaßsäule vorm Eingang konnte man die stolz angebrachten Ausverkauft-Aufkleber entdecken, wie auch in allen Anmoderationen darauf verwiesen wurde.
Da wunderten und ärgerten sich viele Besucher nicht zu Unrecht, dass viele Lücken im Publikum auszumachen waren und ganze Stuhlreihen leer bleiben während Freunde gerne noch ein Ticket ergattert hätten... Des Rätsels Lösung: Zu den Abmachungen mit den Sponsoren gehören eben auch Ticketkontingente, die man den Saabs und Helabas und Fraports und Schwarzbierbrauern zur Verfügung stellt. Für (verdiente) Mitarbeiter, Kunden und Geschäftspartner, die dann die Karten einfach verfallen lassen. Oder es sitzen plötzlich schnöselige Jugendliche gelangweilt lümmelnd vor dir, die sonst ihr Taunusidyll nur für Besuche angesagtester Discos verlassen. Oder man muss sich Dialoge in der Reihe dahinter anhören: "Ja, schön, dass Sie´s einrichten konnten zu kommen." - "Danke, dass wir überhaupt eingeladen wurden". – "Ja vielen Dank, dass Sie die Einladung auch angenommen haben." - etc etc. Tenor der Gespräche: Wir haben zwar keine Ahnung, wo wir hier sind, kennen auch keinen der Musiker im Programm, aber man kann ja an einem Samstagabend ruhig mal was Anderes als das Übliche machen. Die Gespräche - bevor dann erste Töne von der Bühne tatsächlich das Geblubber verstummen ließen - gingen eher um die Programmpolitik und technische Details einizelner Modelle beim involvierten Autobauer.
Da müssen sich die Veranstalter für nächstes Jahr etwas einfallen lassen, wie sie mit diesen Plätzen umgehen. Denn ein voller Saal sieht anders aus, vor allem auch für die Musiker von der Bühne aus. Haben Sie eine Idee? Dann schauen Sie doch im musikforum in unserem Journalportal vorbei und hinterlassen dort einen Vorschlag.
Teilen
