„Ich habe in Mainz wunderbare Küchengeräte gekauft, die erstaunlich klare und präzise Töne von sich geben“, gab Albert Marcoeur im Interview mit Albert Hoehner vor seinem Konzert im Frankfurter Hof in Mainz am 28.1. überraschend zu Protokoll. Ob er sie auch alle wieder dabei hat und mit auf die Bühne bringt?
Albert Marcoeur aus Dijon gilt als einer der frankophonen Ausnahmemusiker schlechthin. Marcoeur bewegt sich, kaum klassifizierbar, zwischen Rock, Jazz und klassischer Musik des frühen 20. Jahrhunderts. Der oft mit Frank Zappa in einem Atemzug genannte Marcoeur hält sich weitgehend unabhängig von Moden und Zwängen der Musikindustrie. Sein Credo: „Jede Musikrichtung hat ihr Gutes und Schlechtes, ich lasse mich lieber von denen inspirieren, die in ihrer Stilrichtung Erfolg haben“. Aus seinen Erfahrungen in den 70er Jahren, als er seine Grenzen der geforderten musikalischen Kompatibilität erreichte und als Studiomusiker gerade einmal in den Pausen seine „eigene Musik“ aufnehmen konnte, zog er Konsequenzen. Seither vermarktet und produziert er sich auf seinem eigenen Label Frères selbst. „Ich wollte nie etwas anderes tun, als eigene Musik zu machen.“
Marcoeurs Soundkosmos verschiedenster Stile ist nach klassischen Kriterien nicht klassifizierbar. Er liebt die Poesie der unterschiedlichsten Klänge und Samples; er vermag es, aus dem Knarren eines Schaukelstuhls, rückwärts abgespielten Blasmusikfetzen und einer lakonischen Sprecherstimme eine wundersame Musik zu zaubern. In seiner Diskografie finden sich A-cappella-Rap ebenso wie Kammermusik à la Strawinsky, Werke für Autohupen, herzzerreißende (marCOEUR!) Chansons oder Rock-Balladen. Seine Stücke heißen „Sport an der frischen Luft“, „1, 2, 3 Flöten“, „Pyjama“, oder „L’ancien régime“. Er musiziert mit VertreterInnen der Originalklangszene, AvantgardemusikerInnen oder Mitgliedern der World-Music-Szene. Jetzt stellt Albert Marcoeur sein neues Programm „Travaux Pratiques“ vor, bei dem nicht weniger als zehn Musiker auf der Bühne stehen. Neben den Musikern seiner Band wirkt das Quatuor Béla (Béla Quartett) mit.
Albert Marcoeur über sein eigenwilliges Sound-Patchwork, seine Form der Selbstvermarktung und die Klangpoesie halbrunder Rührschüsseln aus Metall.