Mehr Ausländer*innen, weniger Fremdenhass

Studie über fremdenfeindliche Straftaten

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In Regionen mit vielen Ausländer*innen werden weniger fremdenfeindliche Straftaten verübt. Zu diesem Ergebnis kam nun eine Studie der Philipps-Universtität Marburg, der Universität Osnabrück und des BKA. Verwendet wurde dafür die Polizeiliche Kriminalstatistik von 2015.

jwe /

In Regionen, in denen mehr Ausländerinnen und Ausländer leben, kommt es zu weniger fremdenfeindlichen Straftaten. Zu diesem Ergebnis sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Philips Universität in Marburg, der Universität in Osnabrück und des Bundeskriminalamts (BKA) in einer Studie gekommen. Leitautor der empirischen Studie war Ulrich Wagner, der bis 2019 Sozialpsychologie an der Philipps-Universität Marburg lehrte und die Forschungsgruppe der Deutschen Forschungsgemeinschaft zu gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit leitete.

In der Studie wurde mit zwei unterschiedlichen Theorien gearbeitet. Nach der Gruppenkontakt-Theorie gibt es mehr Möglichkeiten zum Kontakt mit Ausländerinnen und Ausländern. Bei positiven Erfahrungen, die man dabei mache, komme es zum Abbau negativer Vorurteile. Die Bedrohungstherapie hingegen besagt, dass ein höherer Anteil and Ausländerinnen und Ausländern in der Mehrheit der Bevölkerung ein Gefühl der Bedrohung auslöse. Ein Bedrohungsgefühl rufe Zurückweisung und diskriminierendes Verhalten hervor. „Beide Erklärungsansätze erscheinen plausibel, sowohl auf der Basis von Alltagsüberlegungen als auch vor dem Hintergrund wissenschaftlicher Theorien“, erklärt Wagner.

Die Forscher und Forscherinnen nutzten für die Prüfung beider Theorien Daten der Statistik zur politisch motivierten Kriminalität des BKA aus dem Berichtsjahr 2015, da in diesem Jahr der Zuzug von Geflüchteten seinen Höhepunkt erreichte. In diesem Jahr habe die Polizei „besonders einschlägige Straftaten“ verzeichnet. Das Forscherteam setzte die Zahlen zu den strukturellen Merkmalen der insgesamt 402 deutschen Regierungsbezirke ins Verhältnis. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass „selbst unter Ausschluss aller möglichen Störfaktoren“, die Anzahl der fremdenfeindlichen Straftaten geringer ist, je mehr Ausländerinnen und Ausländer in einem Bezirk leben. „Überraschenderweise steht die Häufigkeit von Hassverbrechen in keinem signifikanten Zusammenhang mit dem Anteil der Geflüchteten in den einzelnen Bezirken, wohl aber mit dem Gesamtanteil der Ausländerinnen und Ausländer in einem Bezirk“, heißt es in der BKA-Stellungnahme über die Studie.

Die Autorinnen und Autoren vermuteten als mögliche Erklärung, „dass Ausländerinnen und Ausländer in bestimmten Bezirken schon länger präsent sind, was für das Verhalten zwischen den Gruppen relevanter ist als neu hinzugekommene Geflüchtete.“ Die kurze Anwesenheit von Geflüchteten in einigen Bezirken reiche hingegen möglicherweise nicht aus, um positive Kontakte zu ermöglichen, die das Verhalten zwischen den verschiedenen Gruppen prägen könnten.

Ulrich Wagner lehrte bis 2019 Sozialpsychologie an der Philipps-Universität Marburg und leitete eine Forschungsgruppe der Deutschen Forschungsgemeinschaft zu gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. In der Fachzeitschrift „Social Psychology Quarterly“ berichtete Wagner von den Ergebnissen der Studie.


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