Auf ihrer Jahrespressekonferenz kritisierte die Frankfurter Hilfs- und Menschenrechtsorganisation Medico International gestern die Strategie der "Vernetzten Sicherheit". Das Konzept der Bundesregierung sieht die systematische Vernetzung der Arbeit von Entwicklungshelfern mit militärischem Handeln vor. "Die Entwicklungspolitik will die humanitäre Hilfe zunehmend für ihre militärischen Zwecke instrumentalisieren", sagte Thomas Gebauer, Geschäftsführer von Medico International. Die Entsendung von Truppen diene nicht mehr dazu, ein sicheres Umfeld für den Wiederaufbau zu schaffen, vielmehr seien es die zivilen Maßnahmen, die nun zur Absicherung des militärischen Handelns beitrügen, so Gebauer. Angesichts der Armut, die in Afghanistan herrsche, gebe es zur Hilfe von außen oftmals keine Alternative. Dass sie dennoch vielerorts nicht mehr geleistet werden könne, sei nicht zuletzt die Folge der Strategie. "Die Vermischung von ziviler Hilfe und militärischen Einsätzen macht unsere Projektpartner verstärkt zur Zielscheibe. Helfer werden auch von den Einheimischen zunehmend mit den Truppen in Verbindung gebracht." Allein unter den Helfern der Medico-Kooperationspartner seien acht Menschen Anschlägen zum Opfer gefallen, 80 wurden entführt. Medico International präsentierte in der Bornheimer Geschäftsstelle auch den neu erschienenen Jahresbericht. Trotz der Wirtschaftskrise ist das das Spendenaufkommen 2009 um neun Prozent auf 2,9 Millionen Euro angestiegen. "Der Grund dafür liegt in einer langjährig verbundenen und politisch bewussten Spenderschaft", so Gebauer. Die Aufwendungen für Werbung und Verwaltung lagen bei 9,4% der Gesamtausgaben und seien damit laut den Kriterien des DZI-Spendensiegels als "niedrig" einzustufen. Auch die öffentlichen Zuschüsse sind gestiegen, auf insgesamt 4,5 Millionen Euro. Der Gesamtetat, der Medico International im Berichtszeitraum zur Verfügung stand, betrug fast 10 Millionen Euro.