Zum letzten Mal sendet der Hessische Rundfunk am heutigen Freitag aus dem Maintower. Danach werden alle Sendungen im Funkhaus produziert. Was passiert mit dem Hochhaus-Studio? Gerüchten zufolge will die Landesbank ein Fitnessstudio einrichten.
Christina Weber /
Grün wird ab Montag die vorherrschende Farbe bei den Sendungen „Maintower“ und „alle Wetter!“ des Hessischen Rundfunks (HR) sein. Denn ab kommendem Montag werden sie nicht mehr aus dem höchsten Fernsehstudio Europas, dem Maintower, gesendet. Der HR verlässt das Hochhaus-Studio endgültig und wird künftig alle Sendungen im Stammsitz in der Bertramstraße produzieren. Das heißt, die echte Hochhaus-Kulisse wird gegen eine virtuelle getauscht, die digital vor ein Greenscreen montiert wird. „Auf lange Sicht wird das Geld sparen, weil wir das Studio effizienter nutzen können“, erklärt HR-Sprecher Christian Bender. Denn per Knopfdruck kann der Hintergrund beliebig gewechselt werden. In Sekunden verwandelt sich das „Maintower“-Studio dann etwa ins Studio von „alle Wetter!“
Laut der Frankfurter Neuen Presse will der HR bis 2016 rund 70 Millionen Euro einsparen – unter anderem auch mit dem Umzug. Bestätigen könne Bender diese Zahl jedoch nicht. "Die Sparanstrengungen haben bereits Ergebnisse erzielt, daher ändern sich solche Zahlen immer wieder“, so der Sprecher. 2014 hat der Rundfunksender seinen Haushalt im Vergleich zu den Erwartungen mit einem besseren Ergebnis von 13,8 Millionen Euro abgeschlossen. Das bedeutet jedoch immer noch ein Minus von sieben Millionen Euro.
Der Greenscreen bringt für die Moderatoren – oder genauer gesagt für die Stylisten – einige Veränderungen mit sich. Denn schnell strahlt das Grün des Hintergrunds auf Kleider und Haut ab und hinterlässt einen unschönen Grün-Stich. „Wir mussten unsere komplette Garderobe testen und einiges ist rausgeflogen“, berichtet„Maintower“-Moderatorin Petra Neftel. Grüne Kleidung könne sie logischerweise nicht mehr tragen. „Aber auch gelbe und glänzendweiße Sachen funktionieren nicht“, so Neftel. Beim Make-up müsse man ebenso den neuen Hintergrund beachten. „Wir werden jetzt mit viel mehr Rottönen geschminkt, damit die Haut nicht grünlich wirkt“, erläutert die Moderatorin.
Auch der tägliche Arbeitsablauf wird nicht mehr derselbe sein. Bisher schrieb Neftel mittags ihre Moderation in der Redaktion in der Bertramstraße. Dann ging es zum Maintower. Nun muss sie nur noch in ein anderes Stockwerk. „Es spart natürlich Zeit, aber ich werde diesen Break vermissen.“ Auch dem Studio im Maintower trauere sie ein wenig nach – insbesondere den Sonnenuntergängen, für die sie hier eine perfekte Aussicht hatte. „Aber nachdem ich das neue Studio gesehen habe, bin ich schon weniger wehmütig. Es ist wirklich sehr schön geworden“, sagt sie. Am Format sowie am Namen der Sendung wird sich nichts ändern. Nur ein neuer Vorspann wurde produziert, denn er sei schon ein wenig in die Jahre gekommen, erklärt HR-Sprecher Bender.
Auch die Skyline-Ansicht wird nicht identisch bleiben. „Wir waren im Maintower eigentlich ein Stück zu hoch für den perfekten Skyline-Blick“, erklärt "Maintower"-Redaktionsleiterin Katja Balzer. Denn aus dem 170 Quadratmeter großen Studio im 53. Stock des Maintowers blickt man von oben auf die Hochhäuser. Künftig wird sich der Zuschauer optisch inmitten der Skyline befinden. Für mehr Authentizität gibt es vier verschiedene Hintergründe: taghell, Sonnenuntergang, bewölkt sowie eine Nachtansicht. „Es geht vor allem darum, eine realistische Sommer- und Winteransicht zu schaffen. Im Sommer um 18 Uhr sieht es eben anders aus als zur gleichen Zeit im tiefsten Winter“, so Balzer. Einen Liveblick aus dem Maintower-Studio wird es bei „alle Wetter!“ auch weiterhin geben. Denn eine Kamera im Maintower überträgt ein Standbild, das in den Hintergrund der Sendung integriert wird.
Was aus dem Hochhaus-Studio künftig wird, steht noch nicht fest. Der Besitzer, die Helaba, prüfe nach eigenen Angaben zurzeit verschiedene Nutzungsmöglichkeiten. Unbestätigten Gerüchten zufolge könnte die Bank in der freigewordenen Fläche ein Fitnessstudio für die Mitarbeiter errichten.