In Zusammenarbeit mit Air Dolomiti hat das Künstlertrio Sbagliato in Frankfurt die Tore nach Italien geöffnet: An drei Orten in Frankfurt zieren nun irritierend realistische Bilder mit Architektur-Motiven Häuserfassaden.
Laura Genenz /
Drei italienisch anmutende Architekturneuerungen hat Frankfurt seit kurzem vorzuweisen. Im Oeder Weg und in der Alten Gasse stehen seit Anfang der Woche zwei steinerne Torbögen, hinter denen dunkle Gänge locken. Im Zimmerweg dagegen hängt ein antiker Balkon mit Säulenbrüstung im ersten Stock eines kleinen Hauses. Das gelb verfärbte Weinlaub des Restaurants darunter passt perfekt dazu. Doch irgendetwas stimmt hier nicht. Wo sollen diese Strukturen plötzlich hergekommen sein?
Ein zweiter Blick auf die Phänomene offenbart schnell, dass es sich hier um täuschend echt wirkende Fotoplakate handelt. Die Torbögen und der Balkon stammen wirklich aus Italien: nämlich aus den Städten Verona, Florenz und Turin. Alles Ziele der Fluggesellschaft Air Dolomiti, die seit Kurzem von Frankfurt aus angeflogen werden. Das Kunstprojekt wurde im Rahmen der Werbekampagne „Italian Gateways“ in Kooperation mit dem italienischen Künstlertrio Sbagliato entwickelt.
Foto: Dirk Ostermeier
Dass man kurz stutzt, ist natürlich gewollt. Nicht umsonst heißt „Sbagliato“ so viel wie „falsch“ oder „verkehrt“. Die Künstlergruppe hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen jeden Alters mit realistischen Fotoplakaten von Architektur zu irritieren und innehalten zu lassen. Die kurze Störung in ihrer Wahrnehmung soll die Menschen aus ihrer Routine herausholen, ihnen neue Perspektiven bieten, sagt Tommaso Le Rose, einer der Künstler. Und gleichzeitig öffne sich dadurch ein Fenster zu einem anderen Ort, einer anderen Kultur. Dabei sei es egal, ob die Plakate auffallen oder nicht. „Es sind weiche Eingriffe, die sich in die Architektur der Stadt einfügen. Sie wirken, wenn man die Täuschung bemerkt, aber auch, wenn man sie übersieht“, so Le Rose.
Sbagliato wurde 2011 von Le Rose, Francesco Romagnoli und Matteo Bianchi gegründet, die in Rom Architektur und Grafisches Design studierten. Erst war es nur Spielerei, als sie an einer Bushaltestelle ein kleines Fenster anbrachten. Mittlerweile ist es ihr Job und sie bringen sowohl in Eigenregie als auch im Auftrag für Firmen architektonische Motive an Fassaden und anderen Flächen an. Im vergangenen Jahr fand das Projekt mit Air Dolomiti aus dem gleichen Anlass bereits in München statt; dort wurden fünf Gebäudewände mit Fotoplakaten italienischer Torbögen beklebt. Für das Projekt in Frankfurt haben sie auch dieses Mal viel Zeit mit der Motivsuche verbracht, um das jeweils passende für die ausgewählten Wände zu finden.
Etwa zwei Monate werden die Plakate noch zu sehen sein. Auf einer kleinen Plakette daneben werden jeweils Stadt und Straße des Originals genannt; ein QR-Code leitet weiter zur Homepage von Air Dolomiti. Am 23. Dezember werden die Plakate entfernt. Auch wenn es der Flugverkehr nicht ist, sind zumindest die verwendeten Materialien umweltfreundlich und nachhaltig.