Kolumne von ptrk9000

What a mess! Buch Mess!

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An diesem Wochenende drehte sich in Frankfurt alles um Literatur. Auch unser Nightlife-Kolumnist Patrick Neuntausend kam an den zahlreichen Veranstaltungen rund um die Buchmesse nicht vorbei.

Patrick Neuntausend /

Wenn die ersten Zigaretten angezündet und Innen geraucht werden wollen, dann ist ein weiterer Messetag vorüber. So beobachtet an einem schönen Buchmesstenwochentag, an dem die Teilnehmer, gut abgehangen, schon mal die Temperatur der mitgebrachten Getränke überprüften. Natürlich muss eine solche Testreihe redundant durchgeführt werden, je öfter, desto höher die Validität. Für die Messe hätte man Blauwein erfinden müssen, der hinterlässt wenigstens keine Flecken auf dem Teppich.

Auf dem Selbigen geblieben, zogen wir weiter, in bodennahe Ausschankstätten, um den ununterbrochen Vortrag von Gedichten bedingungslos zu lauschen. Domnah, gleich neben dem Liturgischen Apostolat, dem Ausstatter für katholische Raves und Orgien, befand sich für uns die "Dortmunder Pilsstube" in bereiter Erwartung.

Hier wechselten unter dem Deckmantel des unbedingten Willens, "Grenzen abzureissen", Kaltgetränke Ihren Besitzer und Lyrik wurde zelebriert. Unter andern vorgetragen von Alexandru Bulucz, Johannes CS Frank, Heike Fröhlich, Kai Gutacker, Julia Mantel, Peter Neumann, Tal Nitzán, Martin Piekar, Sarah Schuster und Lutz Steinbrück wurde das ein sehr runder Abend in der kleinen Pilsstube im Herzen der Stadt.

Anderentags zog es uns, nach dem ich mich ein wenig in die Programme der Büchergilde, des Größenwahn-Verlags und ganz besonders vom Reprodukt-Verlag eingeguckt hatte, ins Gallusviertel. Doch bevor ich diesen Schritt vollziehe, möchte ich noch anmerken, dass mir gerade die Grafic-Novel "Kafka" von David Zane Mairowitz und Robert Crumb sehr gut gefallen hatte, aber auch diese unglaublich niedlichen "Kleiner Strubbel-Bücher. Und sowas von mir. Die hätten schon das Potential, den KiTa-Klassiker "Die kleine Raupe Nimmersatt" von ihrem Thron zu stossen. Aber zurück ins Gallus. Hier wurde im Knobbe gelesen, und schon auf dem Weg dorthin fiel mir auf, dass da an der Ecke das Kioskgebäude dem Erdboden gleichgemacht wurde. Ist hier ein Tempel für besorgte Anwohner zu befürchten? Oje Oje! Gerade im Gallus, wo man ja alles plattmacht für Jobnomaden aus dem Nirgendwo, die, mit finanzieller Potenz ausgestattet, irgendwann weiterziehen ohne zu geben, die After-Work Energievampire der Generation Global Finance Management.

Im Knobbe (Stadtteilinitiative Koblenzer Strasse aka SIKS) las man im Rahmen der Veranstaltung "Buch & Bar" Schönes und auch Kritisches aus dem Verbrecher-Verlag, zum einen "Vorsicht Volk! Oder: Bewegungen im Wahn", eine Bestandsaufnahme neuer rechter Organisationen und deren Begrifflichkeiten. "Sie nennen sich Pegida, HoGeSa, Montagsmahnwachen, Reichsbürger oder Friedenswinter. Einige dieser Zusammenschlüsse sind offen antisemitisch, andere islamophob und wieder andere beides. Sie haben Angst vor Flüchtlingen, "Homosexualisierung", Kondensstreifen oder einem geheimen weltjüdischen Kontrollrat".

Zum anderen las Niels Boeing aus "Von Wegen - Überlegungen zur freien Stadt der Zukunft", der Ort, an dem die Menschen gemeinsam ihre Angelegenheiten selbst in die Hand nehmen und sie in die Realität umzusetzen. Die dritte Autorin Stefanie Sargnagel las aus Ihrem bisweilen recht süffisant und kurzweiligen Werk "Binge Living". Die Passagen aus Ihren schon als schweres Schicksal zu bezeichnenden Dasein erheiterte nicht nur mich. Ein ganz grandioser Spaß.

Lest ein Buch. Legt das Smartphone weg. Facebook ist Mist!


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