Kolumne von Ana Marija Milkovic

Berlin kann uns mal

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Unsere Kolumnistin befasst sich mit dem Tagesspiegel, Til Schweigers Plan, Flüchtlingsheime zu bauen, und kommentiert die Entscheidung für die Architektur des Porsche Towers. Zum Schluss wird Berlin gebasht.

Ana Marija Milkovic /

Ich lese den Tagesspiegel nicht. Ich schaue mir, wenn überhaupt, die Karikaturen von Klaus Stuttmann online an. Das sollte reichen. Es hilft dem Tagesspiegel auch nicht, dass der berühmte Kolumnist Harald Martenstein, Redakteur dieser Zeitung ist. Martenstein ist mittlerweile vorrangig mit Windeln wechseln seines jüngsten Kindes beschäftigt. Das lässt er uns in seiner Kolumne für Die Zeit wissen. Derweil macht sich sein leitender Online-Chefredakteur öffentlich in die Hose. Kürzlich fragte Markus Hesselbach auf seiner FB-Seite, wie die Aufmerksamkeit um Roland Tichy, einem konservativen Journalisten und Blogger, zu erklären ist. Die Frage postete der Online-Chefredakteur des Tagesspiegels im Zusammenhang eines Textes auf FB, der von einer Dame verfasst ist, die wohl dann eingesetzt wird, wenn der Teufel nicht mit dem Beelzebub ausgetrieben werden soll, sondern aus Kostengründen mit einem Handbesen. Damit wäre der Erfolg Tichys selbstredend erklärt.

Deutschland ist ein tolles Land. Vielleicht wird der Tagesspiegel nicht überleben, aber seine Online-Redaktion die Pressearbeit für Til Schweigers Flüchtlingsheimen übernehmen. Sie haben es sicherlich schon vernommen: Til Schweiger will Flüchtlingsheime bauen. Naturgemäß denkt heute jeder, wer Filme drehen kann, könne auch Häuser bauen. Deswegen finden nun viele Til Schweigers Idee gut. Damit wäre zu diesem Unsinn fast alles gesagt, wenn da nicht das Foto von Sigmar Gabriel (SPD) und Til Schweiger an einer Bar sitzend im Umlauf wäre. Schweiger rief unseren Bundesminister Gabriel an, um über den Bau von Flüchtlingsheimen zu sprechen. Warum denn nicht gleich die Bundeskanzlerin? Ich möchte an dieser Stelle den tapferen, verbliebenen Mitgliedern der SPD und den zuständigen Mitarbeitern für die Errichtung von Flüchtlingsheimen der Länder und Kommunen mein tiefes Mitgefühl und ehrliche Anteilnahme zum Ausdruck bringen: Wenn ihr denkt es geht nimmer mehr, dann kommt von irgendwo der Gabriel her.

Womit wir bei unseren kommunalen Herausforderungen angelangt wären. Porsche baut und lobte einen Wettbewerb für ein Wohnhochhaus in Frankfurt aus. Sapperlott, diese ganzen eingeladenen Wettbewerbe sind der Aufmerksamkeit nicht wert, wenn sie nicht auch noch realisiert würden. Das Stadtparlament sollte diese eingeladenen Wettbewerbe per Beschluss verbieten. Einige der eingeladenen Teilnehmer haben noch nie einen offenen, anonymisierten Wettbewerb gewonnen. Wenn man ihre Beiträge sieht, erkennt man auch warum.

Kees Christiaanse aber ist ein guter Mann. Er war Preisrichter im Porsche Wettbewerbsverfahren, aber auch im städtebaulichen Realisierungswettbewerb Campus Westend, in dem ich mit meinem eigenen Büro den zweiten Preis gemacht habe. Christoph Mäcklers Beitrag schied übrigens im ersten Rundgang des anonymisierten Wettbewerbs aus. Ich erinnere mich an seinen Beitrag. Er plante einen Ehrenhof im Rücken des IG-Farben Gebäudes, der Kees Christiaanse sicherlich staunen machte und Hitler gefallen hätte. Wäre dieser Ehrenhof realisiert worden, hätten alle Neonazis Deutschlands vis-à-vis der Geisteswissenschaften zur Parade auflaufen können. Das wäre anstelle von Flüchtlingsheimen eine Alternative. Darüber könnte ich doch mal mit unserer Bundeskanzlerin Angela Merkel sprechen?

Das Porsche Wohnhochhaus wird nun nach den Plänen der Zweitplatzierten gebaut. Das Büro nennt sich Blauraum. Aus eigener Erfahrung kann ich nur begrüßen, wenn der Zweitplatzierte realisiert. Es ist ein junges Büro, das wahrscheinlich nicht über erforderliche Nachweise oder ähnliche Referenzen von Wohnhochäusern verfügt, die in solchen Verfahren notwendig sind, um Büros einfach mal eben so auszuschließen. Es ist wirklich toll, dass ein junges Büro die Chance erhalten wird, für ein Unternehmen wie Porsche zu bauen. Die Bedenken, dass die ersten Preisträger gehobenen Wohnungsbau missverstehen könnten, teile ich. Grüntuch Ernst, der erste Preisträger, ist sicherlich ein tolles Büro. Ich weiß nur mit der Architektur nicht viel anzufangen. Mal abgesehen davon, können uns die Berliner langsam mal. Berlin steht für einen Veraltungscharme, der über Moderne und Klassik gleichermaßen gegossen wird. Mittlerweile baut sogar Porsche besser.


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