Das „hr-Sinfonie-Orchester“ wird 80 Jahre alt! Gefeiert wird der runde Geburtstag mit einem Konzert in der Alten Oper am 8. und 9. Oktober. Präsentiert wird das „Deutsche Requiem“ von Johannes Brahms mit klanglicher Unterstützung renommierter Solisten und des Schwedischen Rundfunkchors Stockholm. Das Jubiläum dieses außergewöhnlichen Orchesters ist Anlass genug um einmal einen Blick zurück zu werfen: Auf seine Anfänge und die Entwicklung, die es zu dem „flexiblen, demokratisch offenen, in der Musizierhaltung verjüngten Kollektiv“ macht, das es heute ist. Die Geschichte beginnt mit einem kleinen Kreis von Musikern, der sich kurz nach der Gründung von „Radio Frankfurt“ im Jahr 1924 im Sendehaus zusammenfindet, um mit den Möglichkeiten von Musik und Klang im damals völlig neuartigen Medium Radio zu experimentieren. Obwohl diese „Spielereien“ Anklang bei einer stets größer werdenden Hörerschaft finden, ist die endgültige Gründung des „Frankfurter-Rundfunk- Symphonie-Orchesters“ letztendlich der Weltwirtschaftskrise zu verdanken. Der alte „Frankfurter Orchesterverein“ steht 1929 vor dem finanziellen Aus. „Radio Frankfurt“ willigt ein, die arbeitslosen Musiker mit seinem schon bestehenden „Orchesterchen“ zusammenzulegen und so am ersten Oktober das dritte Rundfunkorchester Deutschlands zu gründen Neugierde und Mut, die zu seiner Gründung nötig waren, haben die Geschichte des Orchesters zu vielen Zeiten geprägt – ob angesichts der strengen NS-Zensur in den 30er-Jahren oder als eines der wenigen westlichen Orchester, die 1961 hinter dem „Eisernen Vorhang“ spielten - und sind bis heute Teil seines individuellen Charakters. Heute ist das “hr-Sinfonie-Orchester“ auf den großen Bühnen in London, Wien und Paris genauso zuhause, wie in der „Frankfurter Alten Oper“ oder dem Sendesaal des Hessischen Rundfunks. Konzertreisen nach Japan und China stehen alle Jahre wieder auf dem Programm.
Auch musikalisch sind ist das Orchester unter der Leitung des estnischen Stardirigenten Paavo Järvi voll und ganz im 21. Jahrhundert angekommen: Neben dem gesamten klassischen Repertoire „vom Barock bis zur zeitgenössischen Avantgarde“ sind sie immer offen für innovative Ideen. Das “Music-Discovery-Projekt“ etwa, in dessen Rahmen die Symphoniker im letzten Jahr gemeinsam mit dem Techno-DJ Paul van Dyk die Jahrhunderthalle bespielten, soll junge Leute für klassische Musik begeistern und dabei die starren Grenzen zwischen den Stilen verwischen. Neue Perspektiven auf das Mysterium „Musik“ soll auch die jährlich stattfindende Klangbiennale bieten. Wenn hier den Ursprüngen und Möglichkeiten von Klängen nachgeforscht wird, kann es schon mal vorkommen, dass ein Komponist sein Streichquartett in einem Bergwerk spielen lässt, um dort „durch Bohrungen und Freilegungen Kraftquellen unterschiedlicher Qualität und Intensität zu erschließen.“ Und da dachten sie vor 80 Jahren, Radio wäre was Neues… Text: Alicia Lindhoff