Der Kinderschutzbund sucht erneut ehrenamtliche Einzelvormünder, die Kinder und Jugendliche begleiten und unterstützen. Eine Aufgabe, die durch die Pandemie wichtiger denn je erscheint. Am Dienstag findet eine digitale Infoveranstaltung statt.
sie /
Wenn Kinder ohne Eltern aufwachsen, Eltern das Sorgerecht entzogen wird oder wenn Minderjährige aus anderen Ländern allein nach Deutschland kommen, dann benötigen sie einen gesetzlichen Vertreter, einen Vormund, der ihre Interessen vertritt. Der Frankfurter Kinderschutzbund sucht dafür ehrenamtliche Einzelvormünder, die die Jugendlichen begleiten. Eine Aufgabe, die durch die Corona-Pandemie erschwert, aber wichtiger denn je erscheint.
„Die Situation hat sich definitiv verändert – angefangen beim Kennenlernen. Gerade am Anfang ist es wichtig, dass ein Draht zueinander geschaffen und Vertrauen aufgebaut wird. Das wird durch die Beschränkungen deutlich erschwert“, so Anja Sommer vom Kinderschutzbund. Hinzu komme, dass alles, was Integration ausmache und wichtig sei, um Teil dieser Gesellschaft zu werden, wegfalle, so die Projektleiterin weiter. „Einem Analphabeten, der hier ankommt und bei dem es darauf ankommt, schnell in eine Schule zu gehen, zu sagen ‚Hier hast du einen Laptop, mach Homeschooling‘ ist nahezu unmöglich. Vereine, Hobbys, alles fällt weg. Das ist eine unglaubliche Belastung. Das merken wir auch, umso länger sich die Pandemie hinzieht.“
Gerade dabei können Einzelvormünder helfen. Denn im Gegensatz zu einem Amtsvormund, der etwa 50 Kinder und Jugendliche gleichzeitig betreut, ist die jeweilige Person nur für ein Kind zuständig. Dabei übernimmt man die Vormundschaft mit den gleichen Rechten und Pflichten, die auch ein Amtsvormund übernehmen würde: Man leistet Unterschriften, kümmert sich um schulische Belange, den Aufenthaltsstatus. Doch der große Mehrwert sei, so Sommer, dass persönliche Beziehungen aufgebaut werden können. „Es ist eine sehr verantwortungsvolle Tätigkeit, die man nicht mit einem Ehrenamt im klassischen Sinn vergleichen kann. Doch wir bekommen viel positives Feedback.“
Vor allem bei Geflüchteten sei das Projekt ein „Erfolgsmodell“, berichtet Sommer. „Die Kinder und Jugendlichen können es unheimlich wertschätzen, dass da jemand für sie ist, der das freiwillig macht. Einfach, weil er Lust darauf hat und nicht, weil er Geld dafür bekommt.“ Diese Bindungen hielten oftmals auch über das 21. Lebensjahr hinaus, wenn normalerweise der Amtsvormund wegfalle oder die professionelle Hilfe immer weniger werde. Gerade dann sei es wichtig, einen Mentor oder eine Mentorin zu haben.
Pro Jahr werden etwa 30 bis 40 unbegleitete minderjährige Geflüchtete Frankfurt zugewiesen. Gemeinsam mit dem Jugendamt versuche man seitens des Kinderschutzbundes, vorrangig diesen Kindern und Jugendlichen einen Einzelvormund zuzuteilen, so Sommer. Auch jetzt werden wieder Helfer:innen gesucht. Dafür findet am Dienstag, den 11. Mai, eine digitale Informationsveranstaltung statt. Darüber hinaus bietet der Kinderschutzbund auch Schulungen, Gruppen- und Beratungsgespräche an.