Hof und das Grau des Lebens

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andreas dosch /

Wayne Wang. Der Name sagt Ihnen nichts? Nun, als geübter Kinogänger dürfte Ihnen vielleicht der Film “Smoke” ein Begriff sein, diese bezaubernde Adaption der Erzählungen von Paul Auster. Wer hat’s gedreht? Wayne Wang, genau. Dem in Amerika arbeitenden Regisseur mit chinesischen Wurzeln ist bei den diesjährigen Hofer Filmtagen die Retrospektive gewidmet, und natürlich ist der Mann auch selbst vor Ort. Gestern präsentierte er seinen neuen Film “A Thousand Years Of Good Prayers”, eine kleine, ruhig und gefühlvoll inszenierte Independent-Produktion, mit der der Regisseur nach Jahren gesichtsloser Hollywood-Studioarbeit wieder zu seinen Wurzeln zurückgekehrt ist, wie er selbst sagt. “Hollywood”, sagt der sympathische Zeitgenosse, “schneidet nach Vollendung eines Films all die Stellen heraus, in denen nichts passiert. In diesem Film passiert fast gar nichts - und es war ein Gefühl totaler Befreiung, endlich wieder einen Film auf diese Art drehen zu können.”


Die Wang-Retro ist das Sahnehäubchen des gut ausgewählten internationalen Programms der 41. Hofer Filmtage. Aber natürlich steht in Hof der deutsche Film im Mittelpunkt. Maria Schrader stellte am Freitagabend vor einem begeisterten Publikum ihre erste eigene Regiearbeit´”Liebesleben” vor, Dominik Graf zeigte “Das Gelübde”, und Stefan Krohmer hatte seine BR-Fernsehproduktion “Mitte 30” dabei, eine sensible Beziehungsgeschichte, die durchaus Kinoqualitäten besitzt. Das Private ist momentan ein großes Thema im deutschen Film, und wie viele Beiträge in Hof zeigen, scheint bei den deutschen Filmemachern eine intensive Sehnsucht nach Rettung aus eingefahrenen Alltagsmustern zu bestehen: Erst wird viel gejammert, doch dann tritt “ein Mensch in ihr/sein Leben, der ihre/seine Welt völlig auf den Kopf stellt und ihr/sein bisheriges Leben in einem neuen Bild erscheinen lässt” - so in etwa die allgemeine Inhaltsangabe eines Großteils dieser Machwerke. Natürlich geht das meistens nicht gut aus (das Wetter ist in unseren Breitengraden ja auch grau und schlecht). Brauchen wir Deutschen also die Rettung von außen? Scheinbar, alleine sind wir wohl nicht zur Vernunft zu bringen. Muss man zu diesem Thema immer wieder Filme drehen? Na ja, diese Frage steht auf einem anderen Blatt.


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